by Rehema Jonathan | 16 Juli 2020 08:46 pm07
Die Bibel erwähnt gelegentlich ein geheimnisvolles Wesen namens Leviathan, besonders in poetischen und prophetischen Büchern. Der Name weckt Ehrfurcht, Geheimnis und sogar Furcht – aber was genau soll er bedeuten? War Leviathan ein reales Lebewesen, ein Symbol oder beides? Und was können Gläubige aus seiner Erwähnung in der Schrift lernen?
1. Leviathan als reales Wesen
In Psalm 104,25–26 wird Leviathan als eines von Gottes Meerestieren beschrieben:
„Es ist das Meer, groß und weit, darin wimmelt es ohne Zahl, große und kleine Tiere. Dort fahren die Schiffe hin und her; da spielt auch Leviatan, den du gemacht hast.“
(Psalm 104,25–26, Lutherbibel 2017)
Dieser Abschnitt zeigt Leviathan als Teil der Schöpfung – etwas, das Gott geschaffen hat, um das Meer zu bevölkern und zu genießen. Das deutet darauf hin, dass es sich um ein reales Tier handeln könnte, vielleicht inzwischen ausgestorben. Einige Theologen und Wissenschaftler vermuten, dass damit ein großes Meeresreptil (wie ein Plesiosaurier), ein Krokodil oder ein anderes Meereswesen gemeint sein könnte, das die Menschen der Antike beobachteten und in poetischer Sprache beschrieben.
Diese Sicht passt zur Tatsache, dass viele Tierarten auf der Erde noch unentdeckt sind oder ausgestorben sind. Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich 200 bis 2.000 Arten verschwinden. Manche Wesen, die einst gefürchtet oder verehrt wurden, sind vielleicht ausgestorben, bevor die Moderne sie erforschen konnte.
2. Leviathan als Symbol für Chaos und Böses
Obwohl Leviathan ein reales Tier gewesen sein könnte, wird er in der Schrift auch symbolisch verwendet, vor allem in prophetischen und apokalyptischen Texten. In Jesaja 27,1 wird Leviathan als eine böse Macht dargestellt, die Gott besiegen wird:
„An jenem Tag wird der HERR mit seinem harten, großen und starken Schwert Leviathan, die sich windende Schlange, und Leviathan, die sich ringende Schlange, töten und den Drachen im Meer erwürgen.“
(Jesaja 27,1, Lutherbibel 2017)
Hier steht Leviathan für chaotische, böse Mächte – möglicherweise für Satan oder für Reiche, die gegen Gott kämpfen. Das „Meer“ symbolisiert in der Bibel oft Chaos, Gefahr oder rebellische Nationen (vgl. Offenbarung 13,1; Daniel 7,3). Leviathan als „Ungeheuer des Meeres“ wird so zum Bild geistlicher und politischer Kräfte, die Gottes Reich feindlich gegenüberstehen.
3. Leviathan im Buch Hiob: Gottes Macht über die Schöpfung
Im Buch Hiob, Kapitel 41, wird Leviathan ausführlich beschrieben, um Gottes unvergleichliche Macht zu demonstrieren:
„Kannst du den Leviathan mit der Angel fangen oder seine Zunge mit einer Schnur binden? … Kein Ding unter der Sonne ist ihm gleich, das ist ein Ungeheuer ohne Furcht. Er schaut auf alle stolzen Dinge herab; er ist König über alle, die hochmütig sind.“
(Hiob 41,1.33–34, Lutherbibel 2017)
Leviathan steht hier für etwas, das Menschen nicht kontrollieren können – eine Herausforderung, die Hiob Demut lehren soll. Gott macht deutlich: Wenn Hiob mit Leviathan nicht fertig wird, wie kann er sich dann an den Schöpfer wenden? Die Passage betont die Größe Gottes gegenüber dem Menschen und ist ein poetischer Höhepunkt in Gottes Antwort an Hiob.
4. Symbolik und Endzeit: Der Geist des Antichristen
Im Neuen Testament wird von einem „Gesetzlosen“ oder Antichristen gesprochen – dem ultimativen Gegner Christi –, der in den letzten Tagen offenbar wird. Diese Gestalt wird mit Satan verbunden und spiegelt Leviathans zerstörerische Natur wider:
„Und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus mit dem Geist seines Mundes töten und durch das Erscheinen seiner Ankunft zunichtemachen wird.“
(2. Thessalonicher 2,8, Lutherbibel 2017)
Das entspricht dem Bild aus Jesaja, wo der Herr Leviathan mit seinem Schwert vernichtet. Leviathan wird so zum symbolischen Vorbild oder Bild des Antichristen oder jeder dämonischen Macht, die sich Gottes Herrschaft widersetzt. So wie Leviathan für Menschen zu mächtig ist, ist auch der Antichrist nicht zu bezwingen – aber beide werden durch Gottes Macht vernichtet.
5. Die biblische Herrschaft des Menschen über die Schöpfung
Obwohl Leviathan mächtig dargestellt wird, lehrt die Bibel, dass Gott dem Menschen Herrschaft über alle Lebewesen gegeben hat:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel …“
(1. Mose 1,26, Lutherbibel 2017)
Das heißt, kein Geschöpf ist in seiner Autorität größer als der Mensch. Wesen wie Leviathan, ob real oder symbolisch, sind Teil der Schöpfung und unter Gottes Befehl – und letztlich unter der Verantwortung der Menschheit.
6. Der Aufruf zur geistlichen Wachsamkeit
Die wahre Botschaft hinter Leviathan ist nicht, Angst zu verbreiten, sondern uns an Gottes Souveränität und den geistlichen Kampf zu erinnern. Die Kräfte, die Leviathan symbolisiert – Stolz, Rebellion, Chaos – existieren weiterhin geistlich in der Welt. Paulus warnt, dass das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ schon wirkt (2. Thessalonicher 2,7), und Gläubige müssen wachsam bleiben:
„Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen.“
(Epheser 6,12, Lutherbibel 2017)
Unser Fokus soll also nicht auf physischen Monstern liegen, sondern darin, geistlicher Täuschung zu widerstehen, in Wahrheit zu stehen und auf Gottes endgültigen Sieg zu vertrauen.
Fazit: Mehr als ein Monster
Leviathan war vielleicht ein reales Meereswesen oder ein poetisches Symbol – oder beides. Doch seine Rolle in der Schrift geht über Biologie oder Mythos hinaus. Er fordert uns heraus, Gottes Größe anzuerkennen, auf seine Souveränität zu vertrauen und uns auf die geistlichen Kämpfe heute und in den letzten Tagen vorzubereiten.
Gott wird alles Böse vernichten – auch die leviathanähnlichen Mächte, die in der Welt wirken.
Lasst uns treu, wachsam und in der Wahrheit verwurzelt bleiben.
Maranatha – Komm, Herr Jesus!
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