by Rehema Jonathan | 30 Oktober 2020 08:46 am10
FRAGE:
Widerspricht sich die Bibel in Markus 5,1–6 und Matthäus 8,28–31? Beide Stellen scheinen dasselbe Ereignis zu beschreiben – wie Jesus Dämonen austreibt –, aber mit unterschiedlichen Details. Markus spricht von einem Mann, Matthäus jedoch von zwei. Ist das ein Widerspruch?
ANTWORT:
Schauen wir uns beide Berichte genau an:
Markus 5,1–7 (LUT 2017):
1 Und sie kamen ans andere Ufer des Meeres in das Land der Gerasener.
2 Und als er aus dem Boot trat, lief ihm sogleich von den Gräbern her ein Mensch entgegen mit einem unreinen Geist …
6 Als er aber Jesus von ferne sah, lief er hinzu und warf sich vor ihm nieder.
Matthäus 8,28–31 (LUT 2017):
28 Und als er ans andere Ufer kam in das Land der Gadarener, begegneten ihm zwei Besessene, die aus den Gräbern kamen. Sie waren sehr gefährlich, sodass niemand auf jenem Weg gehen konnte.
Ist das ein Widerspruch?
Keineswegs. Der Unterschied liegt nicht in der Wahrheit des Berichts, sondern im Schwerpunkt der Darstellung.
Markus (wie auch Lukas 8,26–33) konzentriert sich auf den einen Mann, der offenbar die dominantere Figur war – er lief zu Jesus, sprach mit ihm und stand im Mittelpunkt der Begegnung. Matthäus hingegen gibt eine umfassendere Darstellung, in der er erwähnt, dass tatsächlich zwei Männer besessen waren.
Das ist typisch für Augenzeugenberichte: Verschiedene Schreiber betonen unterschiedliche Aspekte einer Szene, ohne sich gegenseitig zu widersprechen.
Ein praktisches Beispiel zur Veranschaulichung:
Angenommen, du und ein Freund geht zu einem Vorstellungsgespräch. Am Tor werdet ihr von einem Sicherheitsbeamten kontrolliert. Ein weiterer steht daneben, sagt aber nichts. Später erzählt ihr beiden:
Du sagst: „Wir wurden von einem Sicherheitsmann aufgehalten.“
Dein Freund sagt: „Am Tor standen zwei Sicherheitsleute.“
Hat jemand von euch gelogen? Nein. Ihr schildert nur denselben Vorfall aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Der eine konzentriert sich auf die aktiv handelnde Person, der andere gibt den gesamten Kontext an. Genauso verhält es sich mit den Evangelien.
Theologische Einsicht:
Dieses Beispiel zeigt uns etwas Wichtiges über die Art, wie die Bibel Wahrheit vermittelt:
Die Evangelisten versuchten nicht, sich wortwörtlich zu kopieren, sondern übermittelten vom Heiligen Geist inspirierte Zeugnisse realer Ereignisse:
2. Timotheus 3,16:
„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
Jeder Evangelist hatte seine eigene Betonung, was dazu beiträgt, ein vollständigeres Bild des Geschehens zu zeichnen.
Unterschiede in den Details bestätigen, dass es sich um authentische Augenzeugenberichte handelt – keine abgeschriebenen Texte. Wären alle Berichte identisch, würde das eher Zweifel an ihrer Echtheit wecken.
Markus hebt vermutlich den Mann hervor, dessen Befreiung besonders dramatisch war – den, der zu Jesus lief und ihn anbetete:
Markus 5,6:
„Als er aber Jesus von ferne sah, lief er hinzu und warf sich vor ihm nieder.“
Damit unterstreicht Markus Jesu Autorität und die persönliche Verwandlung dieses Mannes. Matthäus hingegen, als strukturierter Erzähler, nennt die genaue Zahl der Besessenen – zwei –, um die Vollständigkeit des Ereignisses zu betonen.
Außerdem lesen wir in Markus 5,9, dass Jesus den Dämon nach seinem Namen fragt:
Markus 5,9:
„Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er sprach zu ihm: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele.“
Das zeigt, wie tief die dämonische Besessenheit ging – eine Legion kann tausende bedeuten. Die Frage ist also nicht, wie viele Männer besessen waren, sondern wie groß die Macht ist, die Jesus über die ganze dämonische Welt hat.
Das passt auch zu:
Kolosser 2,15:
„Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.“
Fazit:
Es gibt keinen Widerspruch zwischen Matthäus und Markus. Beide Berichte sind wahr – der eine erwähnt zwei Männer, der andere hebt einen besonders hervor. Gemeinsam geben sie uns ein vollständigeres und kraftvolleres Zeugnis von Jesu Autorität über die Mächte der Finsternis.
Diese Passage zeigt nicht nur die Harmonie der Schrift, sondern weist uns auf eine zentrale Wahrheit hin:
Matthäus 28,18:
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Jesus ist Herr über alle geistlichen Mächte – und keine dunkle Kraft kann gegen ihn bestehen.
Der Herr segne dich, während du sein Wort tiefer erforschst.
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