„Niemand wagte sich zu ihnen“

by Rehema Jonathan | 14 Juni 2022 08:46 pm06

Schlüsselvers:
„Aber keiner der Übrigen wagte sich zu ihnen zu gesellen; das Volk aber hielt sie in Ehren.“
Apostelgeschichte 5,13 (Lutherbibel 2017)

  1. Kontext: Die Kraft und Reinheit der frühen Gemeinde
    In Apostelgeschichte 5,12–16 erlebt die frühe Gemeinde ein explosionsartiges Wachstum, begleitet von eindrucksvollen Zeichen und Wundern. Die Apostel predigen nicht nur mutig, sondern heilen auch Kranke und treiben Dämonen aus. Diese Ereignisse folgen auf die ernste Begebenheit von Ananias und Sapphira (Apg 5,1–11), deren Betrug vor Gott zum sofortigen Tod führte. Die Furcht vor Gott liegt über der ganzen Gemeinde (V. 11), und der Maßstab der Heiligkeit ist unmissverständlich hoch.

„Viele Zeichen und Wunder geschahen durch die Hände der Apostel unter dem Volk. Und alle waren einmütig beisammen im Säulengang Salomos.“
Apostelgeschichte 5,12 (Lutherbibel 2017)

  1. Gottesfurcht und die Kosten der Nachfolge
    Die Aussage „niemand sonst wagte sich zu ihnen“ spiegelt die Ehrfurcht und Furcht wider, mit der Außenstehende die apostolische Gemeinschaft betrachteten. Obwohl das Volk sie hochschätzte und bewunderte, zögerten viele, sich zu eng mit ihnen zu verbinden – aus Angst vor den Kosten dieser Nachfolge. Die Furcht war sowohl geistlicher Natur (vor Gottes Gericht, wie bei Ananias und Sapphira) als auch sozialer Art (Verfolgung durch jüdische Behörden).

„Und keiner der Übrigen wagte sich zu ihnen zu gesellen, obwohl sie beim Volk hoch angesehen waren.“
Apostelgeschichte 5,13 (Einheitsübersetzung)

Diese Zurückhaltung wurzelt in dem, was Dietrich Bonhoeffer als „die Kosten der Nachfolge“ bezeichnet hat. Jesus nachzufolgen war keine beiläufige Entscheidung, sondern erforderte völlige Hingabe, sogar bis zum Tod. Die Apostel waren furchtlos angesichts von Verfolgung, Gefangenschaft und sogar Märtyrertod (vgl. Apg 5,40–42; 7,54–60).

  1. Das apostolische Vorbild: Kühnheit angesichts von Widerstand
    Die Apostel zogen sich nicht zurück und kompromittierten nicht. Sie setzten ihren Dienst offen in Jerusalem fort   sogar an den Orten im Tempel, wo Jesus die religiöse Obrigkeit herausgefordert hatte und wo sie selbst verhaftet worden waren.

„Aber des Nachts öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnistüren und führte sie hinaus und sprach: Geht hin und tretet auf den Tempelplatz und predigt dem Volk alle Worte dieses Lebens!“
Apostelgeschichte 5,19–20 (Lutherbibel 2017)

Trotz der realen Bedrohungen gehorchten sie Gott mehr als den Menschen (Apg 5,29). Ihr Leben war geprägt von radikaler Gehorsamkeit  ein wiederkehrendes Thema in der Apostelgeschichte (z. B. Apg 4,19–20).

  1. Wahrer Glaube bleibt oft unter Druck still
    Wir sehen eine Parallele in Johannes 12,42, wo einige religiöse Führer zwar an Jesus glaubten, aber aus Angst um ihren Status schweigend blieben:

„Doch zugleich glaubten viele von den Oberen an ihn; doch um der Pharisäer willen bekannten sie ihn nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden.“
Johannes 12,42 (Einheitsübersetzung)

Dieser Kontrast erklärt Apostelgeschichte 5,13: Selbst unter denen, die die Apostel bewunderten, waren viele nicht bereit, das Risiko einer öffentlichen Verbindung einzugehen.

  1. Die Apostel bleiben, während andere zerstreuen
    Als in Jerusalem Verfolgung ausbrach, zerstreuten sich die Gläubigen zum Schutz, nicht aber die Apostel. Sie blieben im Zentrum des Konflikts und standen fest zu ihrer Mission.

„Es brach eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem aus; und alle wurden zerstreut in alle Gegenden Judäas und Samarias, außer den Aposteln.“
Apostelgeschichte 8,1 (Einheitsübersetzung)

Ihr unbeirrtes Festhalten zeigt eine Glaubenstiefe und Berufung, die über Bewunderung hinausgeht. Das ist Nachfolge zu höchsten Kosten.

  1. Bedeutung für heutige Diener Gottes
    Theologisch gesehen ist Apostelgeschichte 5,13 ein kraftvoller Aufruf zu Heiligkeit, Mut und tiefem Engagement. Wer zum Dienst berufen ist, muss bereit sein, kompromisslose Gehorsamkeit zu leben  auch wenn es unpopulär oder gefährlich ist. Menschen bewundern mutigen Glauben aus der Ferne, doch nur wenige sind bereit, diesen schmalen Weg zu gehen (vgl. Matthäus 7,13–14).

Wahrer Dienst verlangt ein höheres Maß an Selbstverleugnung und Hingabe:

„Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“
Matthäus 16,24 (Lutherbibel 2017)

Ein Aufruf zu Mut und Hingabe
Gott gebraucht jene, die bereit sind, tiefer zu gehen, die bleiben, wenn andere fliehen, sprechen, wenn andere schweigen, und standhalten, wenn andere fallen. Das zeichnete die Apostel aus  und das wird jeden treuen Diener Gottes auch heute auszeichnen.

Möge auch uns zugerechnet werden, nicht nur zu bewundern, sondern um jeden Preis zu folgen.

Shalom.


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