Sprüche 18,23 verstehen (Lutherbibel 2017)

by Rehema Jonathan | 21 Februar 2024 08:46 pm02

1. Der demütige Ruf der Armen

Die Armen werden hier als Menschen dargestellt, die – aufgrund ihres Mangels an materiellen Mitteln – anderen oft mit großer Demut begegnen. Ihre Bitten sind sanft, ihr Ton ist unterwürfig, und sie sprechen mit Respekt – nicht, weil sie automatisch tugendhafter wären, sondern weil ihre Lage sie dazu zwingt, ihre Abhängigkeit von anderen anzuerkennen.

Das spiegelt eine geistliche Wahrheit wider: Demut entsteht oft aus Bedürftigkeit. Die Schrift zeigt immer wieder Gottes besonderes Herz für die Armen:

Er richtet den Geringen auf aus dem Staub und erhöht den Armen aus dem Schmutz.
(Psalm 113,7)

Ihr äußerer Zustand wird so zum Bild für geistliche Abhängigkeit – eine Haltung, die Gott ehrt.


2. Die harte Antwort der Reichen

Im Gegensatz dazu sind die Reichen oft in Versuchung, mit Härte oder Stolz zu antworten. Warum? Weil Reichtum die Illusion von Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit schaffen kann. Wer glaubt, nichts zu brauchen, verliert leicht das Gespür für Barmherzigkeit oder Geduld.

Reichtum ist an sich nicht böse, aber wenn er nicht Gott untergeordnet wird, fördert er leicht Arroganz. Deshalb warnte Paulus:

Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel alles Bösen. Einige, die ihr nachgejagt sind, sind vom Glauben abgeirrt …
(1. Timotheus 6,10)

Wenn Reichtum die Seele verdunkelt, schwindet Demut – und Anspruchsdenken gewinnt die Oberhand. Das beeinflusst nicht nur, wie wir Menschen behandeln, sondern auch, wie wir Gott begegnen.


3. Die geistliche Parallele: Arm im Geist

Jesu Worte in der Bergpredigt bieten eine geistliche Entsprechung zu Sprüche 18,23:

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
(Matthäus 5,3)

„Arm im Geist“ zu sein bedeutet, seine tiefe geistliche Bedürftigkeit und völlige Abhängigkeit von Gott zu erkennen. Solche Menschen wissen, dass sie ohne Gott nichts haben – und treten deshalb mit Demut und Glauben vor Ihn.

Das ist das genaue Gegenteil jenes geistlichen Stolzes, den Jesus bei den Pharisäern tadelte. Denken wir an sein Gleichnis:

Der Pharisäer stand für sich und betete: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute …“ Der Zöllner aber stand ferne … und sprach: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“
(Lukas 18,11–13)

Jesus macht deutlich, dass der demütige Zöllner – nicht der selbstgerechte Pharisäer – gerechtfertigt nach Hause ging:

Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
(Lukas 18,14)


4. Eine Warnung an geistlich Selbstzufriedene

Auch die Gemeinde in Laodizea – materiell reich, aber geistlich blind – wird von Jesus deutlich gewarnt:

Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts; und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
(Offenbarung 3,17)

Geistlicher Stolz ist gefährlicher als materielle Armut. Doch Jesus bietet Heilung an:

Ich rate dir, dass du von mir Gold kaufest, das im Feuer geläutert ist … und weiße Kleider, damit du dich anziehst … und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.
(Offenbarung 3,18)

Es ist Gottes Gnade – nicht menschliche Anstrengung oder Reichtum – die uns bekleidet, reich macht und heilt.


5. Ein Aufruf zur Demut in jeder Lebenslage

Die Bibel ruft uns immer wieder dazu auf, demütig zu bleiben – unabhängig von unseren äußeren Umständen. Ob materiell reich oder arm, geistlich reif oder gerade erst im Glauben gestartet – unsere Haltung vor Gott soll immer kindliche Abhängigkeit widerspiegeln.

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.
(1. Petrus 5,6)

Egal, wie weit du im Glauben gekommen bist – verliere nie die Demut. Begegne Gott nicht als Experte, sondern wie ein Kind – als jemand, der Gnade zum ersten Mal empfängt.


Fazit: Das Herz dieses Spruchs

Sprüche 18,23 zeigt uns, dass die Haltung unseres Herzens sich oft an unserer Lebenslage orientiert – doch das sollte nicht so sein. Ob reich oder arm, jung im Glauben oder geistlich gereift – wir alle sind Bettler vor dem Thron der Gnade.

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
(Jakobus 4,6)

Möge es unser Lebensstil werden – materiell wie geistlich – die Demut der Armen zu tragen. Denn das ist der Kern dieses Verses.

Der Herr segne dich.


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