„Obwohl er gestorben ist, redet er noch“ — Ein tieferes Verständnis von Hebräer 11,4

by Magdalena Kessy | 30 Juli 2024 08:46 am07

SCHLÜSSELVERSES (Lutherbibel 2017):

„Durch den Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain; durch diesen Glauben wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst über seine Gaben Zeugnis ablegte. Und durch diesen Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist.“ – Hebräer 11,4


1. Die Art von Abels „Stimme“ nach dem Tod

Auf den ersten Blick erscheint dieser Vers rätselhaft: Wie kann jemand, der tot ist, noch reden?

Theologisch gesehen müssen wir verstehen, dass dieses „Reden“ nicht wörtlich oder hörbar ist, sondern ein Zeugnis darstellt. Abels Leben – besonders sein Glaube, der sich in einem wohlgefälligen Opfer gegenüber Gott ausdrückte – „spricht“ bis heute durch die Generationen hindurch als bleibendes Zeugnis von Gerechtigkeit und Gehorsam.

Das erinnert an das Bild der „Wolke von Zeugen“ in Hebräer 12,1:

„Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben …“ – Hebräer 12,1

Die Heiligen der Vergangenheit sprechen nicht physisch zu uns, aber ihr Leben des Glaubens bleibt ein dauerhaftes Zeugnis, das uns ermutigt, ebenfalls im Glauben zu leben.


2. Die Vorstellung einer buchstäblichen Stimme der Toten zurückweisen

In manchen Kulturen oder spirituellen Traditionen wird geglaubt, dass die Toten zu den Lebenden sprechen können – durch Träume, Visionen oder Stimmen vom Grab. Doch die Schrift ist eindeutig: Jeglicher Versuch, mit den Toten zu kommunizieren, ist verboten und nicht von Gott.

„Es soll niemand unter dir gefunden werden … der die Toten befragt. Denn wer das tut, ist dem HERRN ein Gräuel.“ – 5. Mose 18,10–12

Wer behauptet, mit Verstorbenen zu sprechen, hört nicht wirklich ihre Stimmen, sondern wird wahrscheinlich von irreführenden Geistern getäuscht (1. Timotheus 4,1). Gott hat uns sein Wort und das Zeugnis der Gläubigen gegeben – nicht geisterhafte Botschaften.


3. Das Zeugnis der Schrift ersetzt das „Reden“ der Toten

In Lukas 16,19–31 bittet der reiche Mann in der Unterwelt Abraham, Lazarus zu seinen Brüdern zu senden. Abrahams Antwort ist deutlich:

„Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.“ – Lukas 16,29

Diese Szene verdeutlicht eine zentrale theologische Wahrheit: Gottes Offenbarung durch die Heilige Schrift ist ausreichend. Die Toten kehren nicht zurück, um zu sprechen. Ihre Lehren und ihr Glaube sind in der Schrift bewahrt – und genau das ist Gottes Mittel, um uns heute zu leiten.


4. Abels „Stimme“ ist sein Vermächtnis des Glaubens

Abel „spricht“ durch das Zeugnis seines Glaubens. Seine Geschichte ist zwar kurz, aber sie zeigt die erste aufgezeichnete Handlung wahren Gottesdienstes – ein Opfer, das von Herzen kam. Gott nahm es an, im Gegensatz zu dem Opfer seines Bruders Kain.

Damit ist Abel der Erste unter vielen Glaubenshelden, die in Hebräer 11, der sogenannten „Glaubensgalerie“, genannt werden. Sein Beispiel zeigt uns: Gott freut sich über glaubensvollen Gehorsam mehr als über äußere Rituale.


5. Jesu Blut redet besser als das Abels

Abels Blut rief nach Gerechtigkeit (1. Mose 4,10), doch das Blut Jesu bringt etwas Größeres:

„… und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.“ – Hebräer 12,24

Jesu Blut spricht von Gnade, Vergebung und Versöhnung. Während Abels Tod die Tragödie der Sünde offenbarte, bringt Jesu Tod Hoffnung und Erlösung. Das zeigt die Überlegenheit des Neuen Bundes gegenüber allem, was vorher war.


Fazit: Was bedeutet das für uns heute?

Wenn es in Hebräer heißt: „obwohl er gestorben ist, redet er noch“, lernen wir:

So wie Abel ist jeder Gläubige berufen, ein Leben zu führen, das noch „spricht“, lange nachdem wir gegangen sind – nicht auf mystische Weise, sondern durch unser Vermächtnis des Glaubens, der Liebe und des Gehorsams gegenüber Gott.

Möge auch dein Leben, wie das von Abel, ein Zeugnis sein, das weiterhin redet.

Der Herr segne dich.

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