by Rose Makero | 13 Dezember 2024 08:46 am12
Frage: In Apostelgeschichte 13,1 lesen wir von einem Mann namens Menaën, der als Pflegebruder des Herodes bezeichnet wird. Was bedeutet dieser Begriff theologisch und kulturell?
Antwort: Der Ausdruck „Pflegebruder“ (NIV) bzw. „mit Herodes auferzogen“ (ELB) beschreibt jemanden, der von Kindheit an im selben Haushalt wie eine andere Person aufgewachsen ist. Im biblischen und altorientalischen Kontext bedeutete das oft, dass eine Person gemeinsam mit den leiblichen Kindern einer Familie gestillt oder erzogen wurde. Obwohl kein leiblicher Verwandter, galt ein solcher Mensch als Teil der Familie – es entstanden enge, familiäre Bindungen durch das gemeinsame Aufwachsen.
Im Fall von Menaën wurde er zusammen mit Herodes dem Vierfürsten aufgezogen – höchstwahrscheinlich Herodes Antipas. Obwohl sie keine Blutsverwandten waren, verband sie eine enge soziale und familiäre Beziehung, weshalb Menaën als Pflegebruder oder Ziehbruder von Herodes bezeichnet wird.
Apostelgeschichte 13,1 (Lutherbibel 2017):
„Es waren aber in der Gemeinde in Antiochia Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Menaën, der mit dem Vierfürsten Herodes auferzogen worden war, und Saulus.“
Herodes und seine Familie sind im Neuen Testament bekannt für ihre brutale Verfolgung von Christen (vgl. Matthäus 2,16; Apostelgeschichte 12). Die Herodianer werden oft als Feinde der frühen Kirche dargestellt. Umso bemerkenswerter ist die Erwähnung von Menaën in dieser Passage – ein Mann mit engem Bezug zur herrschenden Herodianer-Familie, der jedoch zu einem der ersten heidenchristlichen Leiter und Propheten in der Gemeinde von Antiochia wurde.
Sein Beispiel zeigt die verwandelnde Kraft des Evangeliums: Selbst Menschen, die aus einem Umfeld der Unterdrückung stammen, können durch Christus Teil der Gemeinde werden. Dies wird besonders deutlich in:
Epheser 2,14–16 (Lutherbibel 2017):
„Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft beseitigte. […] Damit er die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und Frieden machte und die beiden versöhnte mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst.“
Menaën steht somit für die Inklusivität der frühen Kirche, die Juden und Heiden sowie Menschen aus verschiedensten sozialen Schichten aufnahm.
Antiochia ist ein bedeutsamer Ort in der Kirchengeschichte – dort wurden die Nachfolger Jesu zum ersten Mal Christen genannt. Dieser neue Name markierte eine geistliche Identität, die nicht auf ethnischer Herkunft beruhte, sondern auf dem Glauben an Christus.
Apostelgeschichte 11,26 (Lutherbibel 2017):
„Und es begab sich: Sie blieben ein ganzes Jahr in der Gemeinde und lehrten viele Menschen. Und in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt.“
Diese Bezeichnung zeigt, wie sich die Gemeinschaft der Gläubigen zunehmend als eigenständige Bewegung verstand – geprägt von der Nachfolge Jesu und vereint durch den Heiligen Geist.
Sei gesegnet.
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