Frage: In Matthäus 27,31–32 lesen wir, dass Simon von Kyrene Jesus half, das Kreuz zu tragen, als er zur Kreuzigungsstätte geführt wurde. Aber in Johannes 19,17–18 lesen wir, dass Jesus das Kreuz selbst bis nach Golgatha trug, ohne dass ihm jemand half. Wer von den beiden Schreibern hat nun recht?
Antwort: Schauen wir uns die betreffenden Verse genauer an.
Matthäus 27,31–32:
„Und nachdem sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.
Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen.“Vers 33:
„Und als sie an den Ort kamen mit Namen Golgatha, das heißt Schädelstätte …“
Hier wird klar berichtet, dass Simon von Kyrene dem Herrn geholfen hat, das Kreuz zu tragen.
Aber schauen wir auch in Johannes 19,16–18:
„Da überantwortete er ihn, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber,
und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt.
Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.“
Hier scheint es, als habe Jesus das Kreuz ganz allein getragen bis nach Golgatha.
Widerspricht sich die Bibel also?
Antwort: Nein! Die Bibel widerspricht sich nicht. Sie ist vollkommen und irrtumsfrei – wenn es Unklarheiten gibt, dann liegen sie an unserem begrenzten Verständnis oder an unserer Auslegung.
Wenn wir beide Berichte betrachten, sehen wir: Der Evangelist Johannes (der selbst Augenzeuge war) berichtet in zusammengefasster Weise von Jesu Gang nach Golgatha, ohne auf alle Einzelheiten einzugehen.
Zum Beispiel erwähnt Johannes weder das Bespucken Jesu auf dem Weg noch die Frauen, die ihn beweinten und zu denen Jesus sprach, wie es in Lukas 23,26–28 steht. Dass Johannes solche Details nicht nennt, bedeutet nicht, dass sie nicht stattgefunden haben – er hat den Bericht einfach komprimiert. So wie auch wir manchmal etwas in kurzer oder langer Form erzählen, je nach Absicht.
Matthäus hingegen geht etwas ausführlicher auf den Weg Jesu zur Kreuzigung ein und erwähnt u. a. die Begegnung mit Simon von Kyrene, der gerade vom Feld kam und gezwungen wurde, das Kreuz Jesu zu tragen.
Auch Matthäus erwähnt aber nicht die Frauen, die Jesus beweinten – dieses Detail überliefert uns Lukas:
Lukas 23,26–29:
„Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen Simon von Kyrene, der gerade vom Feld kam, und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.
Es folgte ihm aber eine große Menge des Volkes und Frauen, die ihn beklagten und betrauerten.
Jesus aber wandte sich zu ihnen um und sprach: Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder.
Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gestillt haben.“
Wir sehen also: Der Bericht des Johannes, dass Jesus das Kreuz bis nach Golgatha trug, widerspricht nicht den Aussagen in Matthäus, Markus oder Lukas. Es geht lediglich um unterschiedliche Schwerpunkte – die einen berichten ausführlich, die anderen fassen zusammen.
Hast du Jesus schon angenommen? Hast du dein Kreuz aufgenommen und folgst ihm nach?
Warum durfte Simon von Kyrene das Kreuz hinter Jesus hertragen? Das ist ein prophetisches Bild: Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, müssen wir ebenfalls unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen.
Markus 8,34–35:
„Und er rief das Volk zu sich samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen:
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.“
Der Herr segne dich.