by Doreen Kajulu | 16 Juli 2018 08:46 p.m.07
(Basierend auf Lukas 10,25–37)
Das wichtigste Gebot, das Gott uns gibt – so, wie Jesus es lehrt – ist: Wir sollen Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganzem Verstand. Daneben sagt er, wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst (vgl. Lukas 10,27). Das ist die Basis christlicher Ethik: Es fasst das ganze Gesetz und die Botschaft der Propheten zusammen (vgl. Matthäus 22,37–40).
Aber ein Schriftgelehrter stellte Jesus eine provokante Frage: „Wer ist mein Nächster?“ (Lukas 10,29). Er wollte offenbar wissen, wie weit dieses Liebesgebot reicht. Darauf antwortete Jesus mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,30–37) – und erweitert dadurch unseren Blick auf das, was Nächstenliebe wirklich bedeutet.
Ein Mann war auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho, als Räuber ihn überfallen: Sie raubten ihn aus, schlugen ihn, ließen ihn halb tot liegen. Ein Priester kam zuerst vorbei, dann ein Levit – beides angesehene religiöse Männer. Beide sahen den Verletzten, aber gingen weiter, ohne zu helfen.
Dann kam ein Samariter. Zwischen Juden und Samaritern bestanden damals starke ethnische und religiöse Spannungen, trotzdem handelte dieser Samariter barmherzig: Er verband die Wunden des Mannes mit Öl und Wein, setzte ihn auf sein eigenes Tier, brachte ihn in eine Herberge und bezahlte sogar seine Pflege.
Schließlich fragte Jesus: Wer von den dreien war nun der Nächste des Verletzten? Der Schriftgelehrte antwortete: „Der, der Barmherzigkeit an ihm getan hat.“ Und Jesus sagte:
„Geh hin und tu desgleichen“ (Lukas 10,37).
Wer ist unser Nächster?
Das Gleichnis zeigt: Nächstenliebe wird nicht von Äußerlichkeiten bestimmt – nicht von Herkunft, Religion oder sozialem Status – sondern durch Mitgefühl und tätige Barmherzigkeit. Die Liebe, die der Samariter zeigt, ist eine agape-Liebe: selbstlos, hingebungsvoll, ohne Bedingungen – und sie spiegelt Gottes Wesen wider, denn Gott liebt uns ebenso.
Priester und Levit – religiöse Pflicht vs. Mitgefühl
Der Priester und der Levit stehen symbolisch für Menschen, die ihre religiösen Pflichten erfüllen, aber nicht im Herzen lieben. Vielleicht fürchten sie Unreinheit oder sind gleichgültig – ihre Weigerung zu helfen zeigt, dass äußere religiöse Frömmigkeit nicht gleichbedeutend mit dem echten Leben des Gebotes ist.
Der Samariter – Brücken bauen
Der Samariter überwindet kulturelle und religiöse Grenzen. Er zeigt uns, dass Gottes Reich nicht an menschliche Trennungen gebunden ist. Seine Bereitschaft, Zeit, Energie und Geld aufzuwenden, um einem Fremden zu helfen, ist ein starkes Bild für Jesu Aufruf, alle Menschen zu lieben – selbst die, die ganz anders sind als wir (vgl. Matthäus 5,43–48).
Praktische Anwendung für heute
Für uns, die wir Christus nachfolgen, heißt das: Wir sind berufen, uns um die zu kümmern, die verletzt, ausgegrenzt oder in Not sind – nicht nur weit weg, sondern direkt in unserer Umgebung. Nächstenliebe ist konkret: Es geht um praktische Taten der Freundschaft, Gastfreundschaft, Barmherzigkeit – und auch seelische Fürsorge (vgl. Jakobus 1,27; Römer 12,13; Kolosser 3,12–14).
Spirituelle Heilung und Wachstum
Die „Wunden verbinden mit Öl und Wein“ steht nicht nur für physische Hilfe: Öl und Wein können auch symbolisch sein – etwa für die heilende Kraft des Heiligen Geistes (Psalm 23,5; Lukas 4,18). Und jemanden in eine Herberge bringen, steht sinnbildlich dafür, ihn in die Gemeinschaft der Gläubigen aufzunehmen – wo er geistlich wachsen kann (vgl. Epheser 4,11–16).
Das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist weitreichend und tiefgreifend – es fordert uns heraus, Gottes Barmherzigkeit zu leben, auch dort, wo Grenzen bestehen. Es ruft uns dazu auf, nicht nur zu fühlen, sondern zu handeln: mit praktischer Liebe, mit Gerechtigkeit, mit Mitgefühl. Dieses Gleichnis lädt jeden Gläubigen dazu ein, zu prüfen, wen er als seinen Nächsten betrachtet, und danach zu leben, was Jesus uns vorgelebt hat.
Möge Gott uns die Gnade geben, wahre Nächste zu sein – und damit sichtbar seine Liebe in unserer Welt zu machen
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