Antwort:
Nein, es ist ein Missverständnis zu glauben, dass ein Mörder alle Sünden der Person übernimmt oder trägt, die er getötet hat. Biblisch und theologisch ist jeder Mensch vor Gott für sein eigenes Leben, seine Entscheidungen und Sünden verantwortlich. Mord ist zwar eine schwere Sünde und wird streng gerichtet, doch die Schuld oder die geistliche Stellung des Opfers wird dadurch nicht auf den Täter übertragen.
1. Individuelle Verantwortung für die Sünde Die Bibel macht deutlich, dass jeder Mensch für seine eigenen Sünden verantwortlich ist. Dies ist ein grundlegendes Prinzip sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Galater 6,5 „Denn jeder wird seine eigene Last tragen.“
Hesekiel 18,20 „Die Seele, die sündigt, die wird sterben. Der Sohn soll nicht die Schuld des Vaters tragen, noch soll der Vater die Schuld des Sohnes tragen. Die Gerechtigkeit des Gerechten wird auf ihm sein, und die Bosheit des Gottlosen wird auf ihm sein.“
Egal ob ein Mensch eines natürlichen Todes stirbt, durch einen Unfall oder durch Mord – er stirbt in dem geistlichen Zustand, den er im Leben hatte. Stirbt er in der Sünde ohne Umkehr und ohne Christus, ist sein Schicksal besiegelt – unabhängig von der Todesursache. Der Tod reinigt die Seele nicht. Nur das Blut Jesu kann das (Hebräer 9,14).
2. Die Schuld des Mörders gilt nur dem Mord Ein Mörder wird für das Vergehen des unschuldigen Blutes gerichtet. Diese Sünde hasst Gott sehr (Sprüche 6,16–17). Doch Gott fordert nicht, dass der Täter für die persönlichen Sünden des Opfers Rechenschaft ablegt.
Gottes Gerechtigkeit funktioniert nicht wie menschliche Erbgesetze – Sünde wird nicht durch Gewalt oder Tod übertragen. Der Mörder ist schuldig wegen seiner eigenen moralischen Schuld, nicht wegen der Lebensgeschichte oder des geistlichen Zustands des Opfers.
3. Was bedeutet es, „schuldig am Blut eines anderen“ zu sein? Es gibt eine Stelle in der Schrift, wo von Schuld am Blut eines anderen gesprochen wird – und zwar nicht durch Mord, sondern durch Schweigen angesichts geistlicher Gefahr.
Hesekiel 3,18 „Wenn ich dem Gottlosen sage: Du wirst sterben!, und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gottlosen von seinem Weg abzubringen, so wird jener Gottlose sterben in seiner Missetat; aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.“
Hier hält Gott den Wächter (den Verkündiger) verantwortlich – nicht für die Sünden der Person, sondern für das Unterlassen der Warnung. Dieses theologische Prinzip nennt man „gemeinsame Verantwortung“ im Dienst: Wir als Gläubige haben die Pflicht, andere vor der Sünde und dem kommenden Gericht zu warnen. Unterlassen wir das, hat das geistliche Konsequenzen für uns.
Dieser Grundsatz wird vom Apostel Paulus bestätigt:
Apostelgeschichte 20,26–27 „Darum zeuge ich euch heute, dass ich unschuldig bin am Blut aller; denn ich habe mich nicht gehütet, euch das ganze Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Paulus sagt damit: Weil er treu die Wahrheit gepredigt hat, kann ihm niemand vorwerfen, Menschen die Rettung vorenthalten zu haben. Er hat seine geistliche Pflicht erfüllt und ist deshalb schuldlos.
4. Praktisches Beispiel: Schulden und rechtliche Verantwortung Man kann es sich so vorstellen: Wenn jemand getötet wird, erbt der Mörder nicht die Schulden des Opfers. Der Mörder wird wegen Mordes verurteilt, aber nicht mit den finanziellen Verpflichtungen des Opfers belastet. Ebenso übertragen sich geistliche Schulden (Sünden) nicht vom Opfer auf den Täter. Jeder steht vor Gott für sein eigenes Leben.
5. Die Verantwortung der Erlösten Wenn du gerettet bist, liegt es in deiner göttlichen Verantwortung, das Evangelium weiterzugeben. Nicht jeder ist zum Predigen berufen, aber alle Gläubigen sind Zeugen (Apostelgeschichte 1,8). Mission unterstützen, Schrift teilen, ein Vorbild sein und Gottes Werk unterstützen – das sind Wege, das Evangelium weiterzutragen.
Wenn wir diesen Ruf ignorieren und Menschen in der Sünde verloren gehen, ohne je die Wahrheit gehört zu haben, können wir geistlich für ihr Blut verantwortlich gemacht werden. Nicht weil wir ihre Sünden tragen, sondern weil wir nicht gehandelt haben.
Fazit: Jeder steht vor Gott für sich selbst – mit seinen eigenen Verdiensten oder Fehlern. Mord ist eine schwere Sünde, aber er löscht nicht die Sünden des Getöteten aus oder übernimmt sie. Jede Seele wird nach ihrem eigenen Buch gerichtet (Offenbarung 20,12). Als Gläubige sind wir nicht verantwortlich für die Sünden anderer, aber wir sind verantwortlich dafür, die Botschaft zu übermitteln, die sie retten kann.
Maranatha! (Komm, Herr Jesus!)
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