Frage: Unter uns Gläubigen kann es vorkommen, dass jemand sagt: „Bitte bete für mich, ich habe ein Problem“, aber wenn man nachfragt, um welches Problem es geht, antwortet die Person: „Das ist ein Geheimnis in meinem Herzen.“ Sollten wir trotzdem für dieses geheime Anliegen beten? Antwort: Ja, es ist absolut möglich und richtig, auch dann zu beten, wenn uns die genauen Umstände nicht bekannt sind. Es gibt Gebete, die wir füreinander sprechen können, ohne alle Details zu kennen. Wir können beten, dass Gott unsere Mitmenschen beschützt, sie in seinem Reich bewahrt, ihnen Heil schenkt, sie mit Gesundheit, Glaubensstärke, Frieden, Liebe und Erfolg segnet. Solche Gebete sollten wir regelmäßig für unsere Brüder und Schwestern im Glauben sprechen – sowohl für ihr leibliches als auch für ihr geistliches Wohlergehen. Das entspricht dem biblischen Prinzip der Fürbitte und gegenseitigen Ermutigung im Leib Christi. Ein Beispiel dafür gibt uns der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser: Kolosser 1,9–10 (LUT 2017):„Deshalb hören wir auch nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, damit ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allem gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes.“ Dieses Gebet zeigt, dass der Heilige Geist uns auch dann leitet, wenn wir keine konkreten Informationen haben. Die Hauptsache ist, dass wir im Gebet bleiben und den anderen im Geist zu Gott tragen. Doch es gibt auch Situationen, in denen Offenheit notwendig ist. Jakobus 5,16 (LUT 2017):„Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung.“ Dieses Wort betont, dass Ehrlichkeit und gegenseitiges Bekenntnis Teil des Heilungsprozesses sind. Wenn jemand seine Last teilt, können andere gezielter beten und wirksamer helfen – sowohl geistlich als auch praktisch. Auch Galater 6,2 erinnert uns daran:„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Wie können wir aber eine Last tragen, wenn wir sie nicht kennen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ihr Leiden im Verborgenen hält, kann die Gemeinschaft sie nur begrenzt unterstützen. Stell dir vor, jemand leidet an einer chronischen Krankheit, sagt aber nur: „Bitte bete für mich.“ Natürlich kann man für Heilung und Kraft beten, aber ohne genauere Kenntnis ist es schwieriger, gezielte Fürbitte zu leisten oder praktische Hilfe zu geben. Wird jedoch die genaue Not offenbart, entsteht Raum für konkretes Gebet, biblischen Zuspruch (vgl. Römer 15,4) und auch tatkräftige Unterstützung. Offenheit braucht jedoch Weisheit und Vertrauenswürdigkeit. Sprüche 11,13 (LUT 2017):„Ein Verleumder verrät Geheimnisse; wer aber zuverlässig ist, bewahrt die Treue.“ Gerade bei sensiblen Themen – etwa schwerwiegenden Krankheiten wie HIV/AIDS oder rechtlichen und moralischen Konflikten – ist es wichtig, sich an geistlich reife und vertrauenswürdige Personen zu wenden. Alltägliche Anliegen wie gesundheitliche Beschwerden, Eheprobleme oder Konflikte dürfen aber gerne mit geistlichen Geschwistern geteilt werden, damit gemeinsame Fürbitte und Seelsorge möglich ist. Fazit: Ja, wir können und sollen auch für solche Menschen beten, die ihre Not nicht im Detail offenbaren. Doch wenn wir echte geistliche und seelische Unterstützung erfahren wollen, ist es ratsam, unsere Lasten mit vertrauenswürdigen Glaubensgeschwistern zu teilen. Gebet entfaltet seine größte Kraft in einem Klima der Offenheit, des Vertrauens und der gegenseitigen Liebe. „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“– Matthäus 18,20 Trage deine Last nicht allein, wenn du dir Gebet und Hilfe wünschst. Gottes Segen!
Startseite / Begrüßt einander mit dem Kuss der Liebe. Friede sei mit euch allen, die ihr in Christus seid. FRAGE: Die Bibel fordert uns auf, einander mit einem „heiligen Kuss“ zu grüßen. Was genau bedeutet das? In 1. Petrus 5,14 heißt es: „Grüßt euch untereinander mit dem Kuss der Liebe. Friede sei mit euch allen, die ihr in Christus seid!“(1. Petrus 5,14 – Lutherbibel 2017) Bedeutet das etwa, dass eine gottesfürchtige Frau mich mit einem Kuss auf die Wange begrüßen sollte? Oder wenn ich deiner Frau auf der Straße begegne und wir beide Gläubige sind – sollte ich sie dann küssen und „Schalom“ sagen? Ist das die Art von Kuss, von der die Bibel spricht? ANTWORT: Um diese Stelle richtig zu verstehen, müssen wir sowohl den biblischen Text als auch den kulturell-historischen Hintergrund betrachten. Der Ausdruck „heiliger Kuss“ oder „Kuss der Liebe“ taucht an mehreren Stellen im Neuen Testament auf: Römer 16,16: „Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi.“ 1. Korinther 16,20: „Es grüßen euch alle Brüder. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss.“ 2. Korinther 13,12: „Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss.“ 1. Thessalonicher 5,26: „Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuss.“ Diese wiederholten Ermahnungen von Paulus – und einmal auch von Petrus – zeigen, dass dieser Gruß unter den ersten Christen üblich war. Aber was genau bedeutete das? Historischer und kultureller Hintergrund: Im antiken griechisch-römischen Raum war ein Kuss auf die Wange eine gängige, respektvolle Begrüßung – vergleichbar mit einem Händedruck oder einer Umarmung heute. Er diente dazu: Freundschaft zu zeigen Respekt auszudrücken Zugehörigkeit oder Treue zu bekräftigen Auch im Judentum war der Kuss ein vertrautes Zeichen unter Familienmitgliedern und engen Freunden. Er war nicht romantisch, sondern stand für Zuneigung, Vertrauen und Frieden. Der „heilige Kuss“ in der Bibel war somit ein rituelles Zeichen unter Gläubigen, das christliche Liebe (Agape), Einheit und Gemeinschaft zum Ausdruck brachte – nicht romantische oder sexuelle Zuneigung (Eros). Geistliche Bedeutung: Das Wort „heilig“ (griechisch: hagios) bedeutet: abgesondert, rein, göttlich. Ein heiliger Kuss ist also eine reine, geistlich bedeutungsvolle Geste, frei von unlauteren Motiven oder gesellschaftlichem Anstoß. Im Gegensatz dazu steht der Kuss des Verrats von Judas: Matthäus 26,48–49: „Der Verräter aber hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s, den ergreift. Und sogleich trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi! und küsste ihn.“ Judas benutzte eine eigentlich vertraute Geste für einen verderblichen Zweck – das war alles andere als heilig. Der Apostel Paulus dagegen sah im heiligen Kuss eine Handlung, die: Einheit im Leib Christi stärkt geistliche Geschwisterschaft bekräftigt Frieden und Liebe Gottes unter Gläubigen sichtbar macht Theologische Einschätzung: Paulus’ Aufforderung zum heiligen Kuss war kein Dogma oder ewiges kirchliches Gebot wie etwa die Taufe oder das Abendmahl. Vielmehr war es: Ein kultureller Ausdruck echter christlicher Liebe Kein zeitloses Ritual An den kulturellen Kontext gebunden und anpassbar In unserer heutigen Welt kann ein Kuss leicht missverstanden werden – besonders zwischen den Geschlechtern oder in bestimmten Kulturen. Das ursprüngliche Anliegen – Liebe und Einheit – könnte durch einen unpassenden äußeren Ausdruck konterkariert werden. Moderne Anwendung: Wenn Paulus heute schreiben würde, könnte er vielleicht sagen: „Begrüßt einander mit einem heiligen Händedruck“oder„Mit einer respektvollen Umarmung“ In heutigen Gemeinden könnten angemessene Alternativen zum heiligen Kuss sein: Ein herzlicher Händedruck Eine kurze Umarmung (z. B. unter gleichgeschlechtlichen Gläubigen) Ein verbaler Gruß oder Segen („Friede sei mit dir“, „Schalom“, „Gott segne dich“) Solange der Geist der Begrüßung heilig ist, spielt die äußere Form eine untergeordnete Rolle. Praktische Richtlinien: ✅ Vermeide Gesten, die leicht falsch verstanden werden könnten.✅ Ein Mann, der eine Frau küsst, die nicht seine Frau oder Verwandte ist – vor allem in der Öffentlichkeit oder Gemeinde – kann leicht ein falsches Signal senden.✅ Lass die Liebe aufrichtig und rein sein. Römer 12,9: „Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an.“ ✅ Bewahre Anstand und Rücksicht. 1. Korinther 8,9: „Seht aber zu, dass diese eure Freiheit nicht den Schwachen zum Anstoß werde.“ Fazit: Wenn du einer gläubigen Frau begegnest, reicht ein respektvoller Händedruck völlig aus. Er drückt dieselbe Liebe und denselben Frieden aus, den der heilige Kuss einst symbolisierte – ohne Missverständnisse oder Anstoß zu erregen. Sei gesegnet!