Frage: Ist es für einen Christen richtig, vor Gericht zu gehen?

Frage: Ist es für einen Christen richtig, vor Gericht zu gehen?

Antwort:


1. Der christliche Ruf zur Vergebung
Vergebung ist ein zentrales Prinzip des christlichen Glaubens. Jeder Gläubige ist zur Vergebung berufen – unabhängig davon, wie groß das begangene Unrecht ist.
Das hat seinen Ursprung darin, dass wir alle gesündigt haben und durch Christus Vergebung empfangen haben.

„Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“
Kolosser 3,13 (LU17)

„Denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.“
Römer 3,23 (LU17)

Wir alle sind Empfänger unverdienter Gnade. Deshalb ist Vergebung für Christen kein Vorschlag, sondern ein Gebot – gegründet im Vorbild Christi.

„Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“
Matthäus 6,15 (LU17)


2. Jesu Lehre über frühe Versöhnung
Jesus ermutigt zur Versöhnung anstatt zur Klage und fordert uns auf, Streitigkeiten frühzeitig beizulegen, bevor sie eskalieren.

„Wenn du mit deinem Widersacher vor den Richter gehst, so bemühe dich unterwegs um einen Ausgleich mit ihm, damit er dich nicht etwa dem Richter überliefert und der Richter dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis wirft. Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du auch den letzten Cent bezahlt hast.“
Lukas 12,58–59 (SCH2000)

Diese Worte richten sich besonders an jene, die ohne Reue Schaden zufügen. Jesus verbietet rechtliche Schritte nicht grundsätzlich, sondern betont, dass Versöhnung dem Urteil vorzuziehen ist – um des Friedens und des geistlichen Wachstums willen.

Auch in der Bergpredigt sagt er:

„Vergleiche dich bald mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist…“
Matthäus 5,25–26 (LU17)


3. Die von Gott eingesetzte Autorität von Gerichten und Regierung
Gerichtsbarkeit und staatliche Autoritäten stehen nicht außerhalb von Gottes Plan – sie sind Werkzeuge Gottes zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Gerechtigkeit.

„Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet… Sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut.“
Römer 13,1–4 (LU17)

Das bedeutet: Polizei, Richter und Gerichte handeln als Diener der göttlichen Gerechtigkeit. Sie sollen das Böse bestrafen und die Unschuldigen schützen.
Rechtliche Schritte gegen unbußfertige Täter sind daher kein Akt des Unglaubens, sondern können Ausdruck von Treue gegenüber Gottes Ordnung sein.


4. Wann rechtliche Schritte angemessen sind
Wenn jemand wiederholt betrügt, stiehlt, missbraucht oder andere ausnutzt – und sich weigert, umzukehren – dann ist es biblisch und moralisch richtig, ihn den Behörden zu melden.

Wenn ein Mensch hingegen ehrlich bereut – sich bekennt, um Vergebung bittet und Wiedergutmachung leistet – dann kann christliche Liebe dazu führen, auf rechtliche Schritte zu verzichten.

Doch wenn sein Verhalten eine Gefahr für die Gemeinschaft darstellt (z. B. Gewalt, Missbrauch, Betrug, Mord), ist es nicht nur gesetzlich, sondern auch gerecht, ihn zu melden.

„Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“
Sprüche 31,8 (LU17)

Christen dürfen das Gesetz niemals selbst in die Hand nehmen. Rache steht allein Gott zu.

„Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: ‚Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.‘“
Römer 12,19 (SCH2000)


5. Fazit
Christen sind berufen, Friedensstifter zu sein (Matthäus 5,9). Doch das bedeutet nicht, dass wir böses Verhalten stillschweigend dulden müssen.
Vergebung und Gerechtigkeit können nebeneinander bestehen.
Unrecht zu melden kann ein Akt der Liebe sein – um andere zu schützen und dem Täter die Möglichkeit zur Umkehr zu geben.

Zusammenfassung:

  • Vergib immer.
  • Versöhne dich, wenn möglich.
  • Melde anhaltendes Unrecht.
  • Nimm niemals Rache in eigene Hände.

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6,8 (LU17)

Maranatha – der Herr kommt!


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Rehema Jonathan editor

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