Hatte Paulus ein anderes Evangelium als die anderen Apostel? (Römer 2:16

Hatte Paulus ein anderes Evangelium als die anderen Apostel? (Römer 2:16

 a)Römer 2:16 – „An dem Tag, an dem Gott durch Jesus Christus nach meinem Evangelium das Geheimnis der Menschen richtet.“ (Lutherbibel 2017)

Antwort:

Auf den ersten Blick könnte Paulus‘ Verwendung des Begriffs „mein Evangelium“ in Römer 2:16 den Eindruck erwecken, dass er ein eigenes oder separates Evangelium von den anderen Aposteln hatte. Ein genauerer Blick auf den Kontext und die umfassende Lehre der Schrift macht jedoch deutlich: Paulus predigte kein anderes Evangelium, sondern dasselbe Evangelium, das allen Aposteln anvertraut wurde – zentriert auf das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.


1. Ein Evangelium, ein Retter

Das Evangelium von Paulus unterschied sich nicht im Inhalt, sondern er  bezeichnete es als „mein Evangelium“, weil er persönlich mit diesem Evangelium beauftragt war und es in besonderer Weise verwaltete. In Galater 1:11–12 betont Paulus, dass das Evangelium, das er predigte, nicht von Menschen gemacht oder von anderen übernommen war:

„Ich tue euch aber bekannt, Brüder, dass das Evangelium, das mir verkündigt wurde, nicht nach Menschenart ist. Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen, noch wurde ich darin unterwiesen, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.“ (Galater 1:11–12, Lutherbibel 2017)

Dieses gleiche Evangelium wurde auch von Petrus, Jakobus, Johannes und den anderen Aposteln gepredigt. Alle bezeugten die gleiche wesentliche Wahrheit: Rettung geschieht allein durch Gnade, durch den Glauben an Jesus Christus (Epheser 2:8–9), der für unsere Sünden starb, begraben wurde und am dritten Tag auferstand, wie es in den Schriften steht (1. Korinther 15:3–4).


2. Warum sagte Paulus „Mein Evangelium“?

Paulus‘ Verwendung des Begriffs „mein Evangelium“ spiegelt einige wichtige Realitäten wider:

  • Persönliche Verantwortung und Berufung – Paulus wurde auf einzigartige Weise als Apostel für die Heiden berufen (Römer 1:5; Galater 2:7–9). Das Evangelium war die Botschaft, die er lebte, verkündigte, für die er litt und die er mit seinem Leben bewahrte (2. Timotheus 1:11–12).

  • Unterscheidung von falschen Evangelien – In der Zeit von Paulus, und auch heute, predigten falsche Lehrer ein verzerrtes Evangelium – sie fügten Werke, Rituale oder Traditionen dem einfachen Evangelium der Gnade hinzu. Paulus warnte scharf davor in Galater 1:6–9:

„Ich wundere mich, dass ihr so schnell den, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, verlässt und zu einem anderen Evangelium umkehrt. Doch es gibt kein anderes; nur einige stören euch und wollen das Evangelium Christi verkehren.“ (Galater 1:6–7, Lutherbibel 2017)

Paulus nannte es „mein Evangelium“, um klar von diesen verfälschten Versionen zu unterscheiden und das wahre apostolische Evangelium hervorzuheben, das er direkt von Christus empfangen hatte.


3. Das Evangelium als Maßstab des Gerichts

In Römer 2:16 stellt Paulus die ernste Behauptung auf, dass Gott das Geheimnis aller Menschen durch Jesus Christus gemäß dem Evangelium richten wird. Dies hebt mehrere tiefgehende theologische Wahrheiten hervor:

  • Gottes Gericht ist unparteiisch und umfassend (Römer 2:6–11). Es wird nicht nur das äußere Verhalten beurteilen, sondern die verborgenen Motive und Gedanken des Herzens (siehe Hebräer 4:12–13).

  • Jesus Christus ist der berufene Richter (Apostelgeschichte 17:31). Der gleiche Christus, der gekommen ist, um zu retten, wird auch wiederkommen, um zu richten.

  • Das Evangelium ist nicht nur eine Einladung zur Gnade, sondern auch eine Erklärung der Verantwortung. Das Evangelium abzulehnen bedeutet, das einzige Mittel der Rettung abzulehnen (Johannes 14:6; Apostelgeschichte 4:12).

Paulus’ Punkt ist, dass jeder nach seiner Antwort auf das Evangelium gerichtet wird, ob er Christus im Glauben angenommen oder ihn abgelehnt hat.


4. Einheit der apostolischen Botschaft

Obwohl Paulus ein einzigartiges Missionsfeld hatte (vor allem unter den Heiden), war seine Botschaft in völliger Übereinstimmung mit der der anderen Apostel. Dies wird deutlich in Passagen wie:

„Ob es nun ich war oder sie, so predigen wir und so habt ihr geglaubt.“ (1. Korinther 15:11, Lutherbibel 2017)

„Paulus aber und Barnabas gaben ihnen die rechte Hand der Gemeinschaft, damit wir unter den Heiden predigen sollten, und sie unter den Juden.“ (Galater 2:9, Lutherbibel 2017)

Die Einheit des Evangeliums wird in den neutestamentlichen Schriften bewahrt, die nun in der Bibel zusammengefasst sind – unserem autoritativen Maßstab für Glauben und Leben.


5. Moderne Implikationen

Wie in Paulus‘ Zeiten predigen auch heute viele ein „anderes Evangelium“ oder einen „anderen Jesus“ – eines, das sich auf Wohlstand, Mystik, werksbasierte Gerechtigkeit oder soziale Reformen konzentriert, ohne dass das Kreuz Christi im Zentrum steht. Diese können nicht retten.

Paulus warnte vor solchen Verzerrungen:

„Denn wenn einer kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht empfangen habt, so vertragt ihr das wohl.“ (2. Korinther 11:4, Lutherbibel 2017)

Heute, wie damals, kann nur das wahre Evangelium von Jesus Christus – offenbart durch die Apostel und in den Schriften aufgezeichnet – Rettung bringen und am Tag des Gerichts bestehen.


Schlussfolgerung

Paulus predigte kein anderes Evangelium, aber er verkündigte es mit göttlicher Autorität und persönlicher Überzeugung. Wenn er von „meinem Evangelium“ sprach, bekräftigte er seine treue Verwaltung des einzig wahren Evangeliums von Jesus Christus – dasselbe Evangelium, das jedes menschliche Herz am letzten Tag richten wird.

Möge auch wir an diesem Evangelium festhalten, unverzagt und unerschüttert, und es klar verkündigen in einer Welt voller Verwirrung und Kompromisse.

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht, denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt…“ (Römer 1:16, Lutherbibel 2017)

Gnade und Frieden seien mit euch in Christus.

 

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Rehema Jonathan editor

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