Dieses Bürgerrecht habe ich für viel Geld erworben“ – Was bedeutet das? (Apostelgeschichte 22,28

Dieses Bürgerrecht habe ich für viel Geld erworben“ – Was bedeutet das? (Apostelgeschichte 22,28

Hintergrund und Erklärung:

Diese Begebenheit spielt sich in einer entscheidenden Phase im Leben des Apostels Paulus ab. Er war gerade in Jerusalem verhaftet worden, weil man ihn fälschlicherweise beschuldigte, Heiden in den Tempel gebracht zu haben. Als die römischen Soldaten sich anschickten, ihn durch Auspeitschung zu verhören, offenbarte Paulus eine wichtige Tatsache: Er war römischer Bürger.

Werfen wir einen Blick auf die Bibelstelle, beginnend mit Apostelgeschichte 22,25:

Apostelgeschichte 22,25–28 (LUT 2017)
25 Als sie ihn aber mit Riemen zum Verhör festbanden, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist’s euch erlaubt, einen römischen Bürger ohne Urteil zu geißeln?
26 Als das der Hauptmann hörte, ging er hin und sagte es dem Obersten und sprach: Was willst du tun? Denn dieser Mensch ist ein römischer Bürger.
27 Da kam der Oberste zu ihm und sprach: Sage mir, bist du ein römischer Bürger? Er aber sprach: Ja.
28 Und der Oberste antwortete: Ich habe dieses Bürgerrecht für viel Geld erworben. Paulus aber sprach: Ich aber bin sogar darin geboren.

Was bedeutete das römische Bürgerrecht?

Im ersten Jahrhundert war das Römische Reich die beherrschende Weltmacht. Das Bürgerrecht Roms war ein begehrter Status, der seinem Inhaber bedeutende Rechte und Schutz unter dem römischen Gesetz gewährte:

  • Ein römischer Bürger durfte nicht ohne ordentliches Gerichtsverfahren bestraft werden.
  • Erniedrigende Strafen wie Geißelung oder Kreuzigung waren für Bürger unzulässig.
  • Er hatte das Recht, an den Kaiser zu appellieren (vgl. Apostelgeschichte 25,11).
  • Das römische Recht verlangte ein ordentliches Verfahren mit öffentlicher Anklage vor einer Verurteilung.

Aufgrund dieser Privilegien war das Bürgerrecht so begehrt, dass viele große Opfer brachten, um es zu erlangen.

Geborenes vs. erkauftes Bürgerrecht

In Vers 28 sagt der römische Oberst: „Ich habe dieses Bürgerrecht für viel Geld erworben.“ Das weist darauf hin, dass er es möglicherweise auf inoffiziellem oder sogar korrupter Weise erlangt hatte. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass zur Zeit des Kaisers Claudius (41–54 n. Chr.) römisches Bürgerrecht manchmal gegen Bestechungsgelder verliehen oder verkauft wurde – besonders während Volkszählungen, bei denen Namen unrechtmäßig in Bürgerlisten aufgenommen wurden.

Der in Apostelgeschichte 23,26 namentlich genannte Befehlshaber Claudius Lysias hatte griechische Wurzeln – darauf deutet sein Nachname „Lysias“ hin. Es ist wahrscheinlich, dass er das Bürgerrecht durch finanzielle Mittel oder Einfluss während der Herrschaft des Claudius erworben hatte.

Paulus hingegen entgegnet: „Ich aber bin sogar darin geboren.“ Das bedeutet, dass sein Vater oder seine Vorfahren das Bürgerrecht auf legalem Wege erhalten hatten – möglicherweise als Anerkennung für geleistete Dienste am römischen Staat. Paulus stammte aus Tarsus in Kilikien, einer bedeutenden Stadt mit kultureller und politischer Relevanz. Es ist gut möglich, dass seiner Familie das Bürgerrecht im Rahmen einer kaiserlichen Verleihung zuteilwurde.

Paulus‘ römisches Bürgerrecht war ein Werkzeug in Gottes Hand, um das Evangelium auszubreiten. Es ermöglichte ihm, frei zu reisen, gerechte Verfahren zu erhalten und sich schließlich sogar auf den Kaiser zu berufen (vgl. Apostelgeschichte 25,10–12).

So wertvoll das römische Bürgerrecht auch war – das Neue Testament spricht von einem viel höheren, ewigen Bürgerrecht: unserem Bürgerrecht im Himmel.

Philipper 3,20 (LUT 2017)
„Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus.“

Dieses himmlische Bürgerrecht wird nicht durch Geburt oder durch Geld erworben. Es wird allein durch die geistliche Neugeburt geschenkt, wie Jesus es Nikodemus erklärt:

Johannes 3,3–5 (LUT 2017)
3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?
5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Wiedergeboren zu sein bedeutet, dass ein Mensch seine Sünden bereut hat und seinen Glauben an Jesus Christus als Herrn und Retter setzt. Durch das Wirken des Heiligen Geistes wird er erneuert, in Gottes Familie aufgenommen und zum Bürger des ewigen Reiches gemacht.

Fazit:

Das irdische Bürgerrecht gab Paulus Schutz und gesellschaftliche Stellung – doch auch er wusste: Es war nur vorübergehend. Seine wahre Hoffnung – und auch unsere – liegt in einem Reich, das niemals erschüttert wird.

Hast du dieses ewige Bürgerrecht empfangen?

Maranatha.


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Über den Autor

Rose Makero editor

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