Jesus lehrte in Gleichnissen – Was bedeuten sie wirklich?

Jesus lehrte in Gleichnissen – Was bedeuten sie wirklich?

In Matthäus 13,34 heißt es:

„Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen.“

Und in Vers 35 folgt:

„damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: »Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an.«“

Jesus lehrte häufig durch Gleichnisse. Doch was ist die tiefere Bedeutung dieser Geschichten  und warum nutzte Er sie? Ein Gleichnis ist eine einfache Erzählung, die eine tiefere geistliche Wahrheit vermittelt. Theologisch gesehen machen Gleichnisse die Geheimnisse des Reiches Gottes für diejenigen zugänglich, die bereit sind zu lernen, während sie dieselben Wahrheiten vor denjenigen verbergen, die nicht bereit sind, sie zu suchen (vgl. Matthäus 13,11).

Die Gleichnisse Jesu drehen sich um das Reich Gottes  das Herzstück Seiner Botschaft. Ein Großteil Seiner Lehre wurde in Form von Gleichnissen überliefert, was ihre zentrale Bedeutung in Seinem Dienst unterstreicht. Sie sind nicht bloß Geschichten, sondern Werkzeuge tiefgreifender theologischer Offenbarung, die göttliche Wahrheiten in verschiedenen Ebenen freilegen.


Gleichnisse als Offenbarungen des Reiches Gottes

Gleichnisse zeigen das Wesen des Reiches Gottes. In Matthäus 13,24–30 erzählt Jesus das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Es verdeutlicht, dass Gutes und Böses in dieser Welt nebeneinander existieren, bis zum Gericht am Ende der Zeit. Dann wird Gott die Gerechten von den Ungerechten trennen.

In Matthäus 13,31–32 spricht Jesus vom Senfkorn  einem winzigen Samen, der zu einem großen Baum heranwächst. So beginnt auch das Reich Gottes klein, wächst aber zu etwas Großem und Mächtigem heran.

Matthäus 13,34–35 betont, dass Jesus durch Gleichnisse sprach, um die Prophezeiung aus Psalm 78,2 zu erfüllen:

„Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch, will Geschichten verkünden aus alter Zeit.“

Diese Worte zeigen: Jesu Gleichnisse waren keine bloßen Erzählungen, sondern göttliche Offenbarungen  verborgene Wahrheiten seit Anbeginn der Welt, die nun durch Christus  die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten (vgl. Matthäus 5,17)  offenbar wurden.


Gleichnisse als geistlicher Prüfstein

In Matthäus 13,10–17 fragen die Jünger Jesus, warum Er in Gleichnissen spricht. Seine Antwort zeigt, dass Gleichnisse sowohl offenbaren als auch verbergen. Denen, deren Herzen offen sind, enthüllen sie die Wahrheiten des Reiches Gottes. Denen aber, die verhärtet sind  wie viele religiöse Führer , bleiben diese Wahrheiten verborgen.

Jesus zitiert Jesaja 6,9–10:

„Ihr werdet hören und doch nicht verstehen, sehen und doch nicht erkennen.“

Das zeigt: Obwohl das Evangelium offen verkündet wird, wird es von vielen abgelehnt. Theologisch verweist das auf das Prinzip der göttlichen Offenbarung: Nur denen, denen Gott es offenbart, wird die Wahrheit klar (vgl. Matthäus 11,25–27). Es zeigt Gottes Souveränität im Offenbaren Seines Willens.


Beispiel: Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht

In Matthäus 18,21–35 erzählt Jesus vom Knecht, der seinem Herrn eine riesige Schuld (10.000 Talente) schuldet und diese erlassen bekommt, aber einem Mitknecht eine viel geringere Schuld (100 Denare) nicht vergibt. Dieses Gleichnis zeigt das göttliche Prinzip der Vergebung: Gott vergibt uns unsere enorme Schuld (vgl. Matthäus 6,12; Lukas 7,47), und wir sollen als Empfänger dieser Gnade auch anderen vergeben (vgl. Epheser 4,32; Kolosser 3,13).

Das Gericht über den unbarmherzigen Knecht in Matthäus 18,35 ist eine ernste Warnung: Wer nicht vergibt, dem wird auch nicht vergeben werden.


Gleichnisse und die verborgenen Geheimnisse des Reiches

Die Gleichnisse Jesu sind keine simplen Moralgeschichten. Sie sind Offenbarungen von Gottes geheimnisvollem Erlösungsplan. Im Gleichnis vom Sämann (Matthäus 13,1–9) zeigt Jesus, wie unterschiedlich das Evangelium aufgenommen wird: Einige hören es und lehnen es sofort ab (der Weg), andere nehmen es an, halten aber nicht stand (der felsige Boden), wieder andere werden vom Alltag und Reichtum abgelenkt (die Dornen). Nur der gute Boden bringt Frucht – das sind die, die hören, verstehen und danach leben. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit echter Jüngerschaft.


Der Zweck der Gleichnisse: Wahrheit offenbaren und verbergen

Jesus nutzte Gleichnisse zu zwei Hauptzwecken:

  1. Wahrheit offenbaren: Denen, die offen sind für Gottes Wort, zeigen Gleichnisse tiefe geistliche Einsichten. So veranschaulicht etwa das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lukas 15,3–7) Gottes Liebe zu den Verlorenen und Seinen Wunsch, sie zu retten.
  2. Wahrheit verbergen: Für diejenigen, deren Herzen verschlossen sind – wie bei vielen religiösen Führern –, dienen Gleichnisse als eine Art Gericht, das ihnen die Wahrheit vorenthält.

Matthäus 13,12 sagt:

„Denn wer da hat, dem wird gegeben, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“

Das bedeutet: Wer offen ist für Gottes Lehre, wird mehr empfangen. Wer aber ablehnt, wird selbst das verlieren, was er meinte zu besitzen.


Die Gleichnis-Methode wirkt bis heute

Auch heute lehrt Jesus durch den Heiligen Geist und nutzt weiterhin Gleichnisse  in der Schrift wie im Leben  , um Seinen Willen denen zu zeigen, die Ihn wirklich suchen. Wer Gott mit aufrichtigem Herzen sucht, dem wird Er die Augen öffnen. Wer aber nicht bereit ist, die Wahrheit anzunehmen, bleibt in Dunkelheit.

Jesu Lehre richtet sich nicht an bloße Wissensneugier, sondern an Menschen, die eine echte Beziehung zu Gott suchen (vgl. Johannes 14,6; Johannes 16,13).


Fazit

Gleichnisse sind ein göttliches Mittel der Lehre. Sie offenbaren und verbergen zugleich die Geheimnisse des Reiches Gottes. Sie helfen uns, geistliche Wahrheiten durch einfache Bilder zu erfassen und fordern uns heraus, unser Herz zu prüfen. Als Gläubige sind wir eingeladen, Jesu Lehre mit Demut und Offenheit zu begegnen. Wer dies tut, wird Gottes Willen immer tiefer erkennen   und zu einer lebendigen Beziehung mit Ihm geführt werden.

Beten wir um ein aufrichtiges Herz, das Gott wirklich erkennen will. Denn Gott offenbart sich nur denen, die Ihn mit ganzem Herzen suchen. Die Bibel ist nicht für alle verständlich, sondern für die „geistlich Armen“ (Matthäus 5,3), die in Demut vor Gott treten.

Shalom.

Print this post

Über den Autor

Rehema Jonathan editor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments