Title 2024

HERR, WIR WOLLEN JESUS SEHEN.

FRAGE: Warum kamen die Griechen zu Philippus und sagten: „Wir wollen Jesus sehen“? Was ist das Hauptthema dieses Ereignisses und warum ist es aufgezeichnet?

ANTWORT: Von der Zeit Jesu bis zur apostolischen Zeit gab es zwei Hauptgruppen von Menschen, die versuchten, die volle Wirklichkeit von Gottes Wahrheit zu verstehen.

Die erste Gruppe waren die Juden, die zweite die Griechen. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden war, dass die Juden eine Bestätigung durch Zeichen suchten, während die Griechen nach Weisheit strebten.

1. Korinther 1,22-23

[22] Denn die Juden verlangen ein Zeichen, und die Griechen suchen Weisheit;
[23] wir aber predigen Christus, den gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.

Dieser Unterschied hebt einen entscheidenden theologischen Punkt hervor: Die jüdische Denkweise war auf greifbare und sichtbare Offenbarungen von Gottes Macht ausgerichtet, da sie eine lange Geschichte von Gottes Wundern hatten (z. B. das Teilen des Roten Meeres, Manna vom Himmel, die Wunder der Propheten). Im Gegensatz dazu glaubten die Griechen, beeinflusst von der Philosophie, dass wahres Verständnis von Gott durch Vernunft und Weisheit erlangt würde.

Als Jesus kam, erfüllte er die tiefsten Sehnsüchte beider Gruppen: einen Messias, der nicht nur Zeichen göttlicher Macht zeigen, sondern auch mit der Weisheit Gottes sprechen würde. Doch viele lehnten ihn trotzdem ab. Die Juden, die einen Messias mit Zeichen der Herrlichkeit erwarteten (wie Feuer vom Himmel oder Befreiung von der römischen Unterdrückung), konnten nicht akzeptieren, dass der Messias leiden und sterben würde. Die Griechen, die philosophische Weisheit schätzten, konnten nicht begreifen, dass der Schöpfer des Universums sich erniedrigen und für die Sünden der Menschheit am Kreuz sterben würde.

Jesu Zeichen der Auferstehung:

Jesus gab nicht die Zeichen, die die Juden erwarteten, aber ein tieferes, bedeutenderes Zeichen – das Zeichen Jona. In Matthäus 12,38-40 verweist Jesus auf Jonas drei Tage im Bauch des Fisches als prophetische Vorwegnahme seines eigenen Todes, seiner Begräbnis und Auferstehung.

Matthäus 12,38-40

[38] Da antworteten einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen zu ihm: Lehrer, wir wollen ein Zeichen von dir sehen!
[39] Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böser und ehebrecherischer Mensch verlangt nach einem Zeichen; aber ihm wird kein Zeichen gegeben werden außer dem Zeichen des Propheten Jona!
[40] Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird auch der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.

Das Zeichen Jona ist ein Symbol der Auferstehung – wie Jona aus der Tiefe des Meeres auftauchte, so würde auch Jesus von den Toten auferstehen. Damit weist Jesus über die Notwendigkeit von Wundern hinaus auf eine größere Wahrheit: Sein Tod und seine Auferstehung sind der endgültige Beweis seiner Identität als Sohn Gottes.

Römer 1,4

der bestimmt ist als Sohn Gottes in Macht nach dem Geist der Heiligkeit durch die Auferstehung von den Toten.

Die Auferstehung Jesu ist das zentrale Ereignis des christlichen Glaubens und beweist Gottes Sieg über Sünde und Tod.


Die Suche der Griechen nach Weisheit:

Die Griechen waren Sucher nach Weisheit und Erkenntnis. Ihr philosophisches Erbe wurde geprägt von Denkern wie Platon, Aristoteles und Sokrates, die versuchten, das Göttliche durch Vernunft und Nachdenken zu verstehen. Doch die Offenbarung Gottes durch Christus übersteigt menschliche Weisheit.

Apostelgeschichte 17,22-23

[22] Da trat Paulus mitten auf den Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen! Ich sehe, dass ihr in allen Dingen sehr fromm seid.
[23] Denn als ich umherging und die Bilder eures Gottes betrachtete, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: „Dem unbekannten Gott“. Den nun, den ihr ohne ihn zu kennen, anbetet, den verkündige ich euch.

Paulus’ Rede in Athen an die Philosophen zeigt, dass die Griechen zwar geistlich suchten, aber den wahren Gott noch nicht kannten. Sie hatten einen Altar mit der Inschrift „Dem unbekannten Gott“ – ein Zeichen, dass trotz ihrer Suche die Erkenntnis des einen wahren Gottes fehlte.

Paulus nutzt diesen Anknüpfungspunkt, um das Evangelium zu verkündigen: Der Gott, den sie suchten, offenbart sich in Jesus Christus, der die ultimative Offenbarung göttlicher Weisheit ist.

1. Korinther 1,24

Christus aber ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

Jesus ist nicht nur Lehrer der Weisheit, sondern die Verkörperung göttlicher Weisheit. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.

Kolosser 2,3

in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen.


Die Griechen glauben an Jesus:

Dass die Griechen, die traditionell durch philosophisches Denken Wissen suchten, zu Jesus kamen, zeigt eine tiefgreifende Veränderung. Diese Griechen repräsentieren die weltweite Suche nach Wahrheit, die nun in Christus erfüllt wird. Als sie Philippus baten, Jesus sehen zu dürfen, wollten sie nicht nur einen Mann aus Galiläa treffen, sondern die Wahrheit Gottes selbst erfahren.

Johannes 12,20-26

[20] Unter denen aber, die zum Fest hinaufgingen, waren auch einige Griechen.
[21] Diese traten zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: Herr, wir wollen Jesus sehen!
[22] Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas aber sagte es Jesus.
[23] Jesus antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.
[24] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.
[25] Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.
[26] Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir nach; und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wenn jemand mir dient, wird ihn mein Vater ehren.

Jesus zeigt hier, dass seine Verherrlichung durch Tod und Auferstehung das Zentrum seiner Sendung ist. Das Bild vom sterbenden Weizenkorn steht für die Notwendigkeit seines Opfertods, durch den er vielen Leben bringt und die tiefen Sehnsüchte nach Wahrheit und Erlösung erfüllt.


Theologische Bedeutung von Jesu Mission:

Dass gerade die Griechen, Symbol für menschliche Weisheit und Erkenntnis, Jesus suchten, zeigt den universellen Charakter von Christi Mission. Jesus ist nicht nur der Retter der Juden, sondern der Retter der ganzen Welt.

Johannes 3,16

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Er erfüllt sowohl jüdische Erwartungen als auch griechische philosophische Sehnsüchte. Das Evangelium Christi ist die Brücke zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem.

Die wahre Weisheit und Erkenntnis findet man nur in Christus, dem „Logos“, durch den alle Dinge geschaffen sind.

Johannes 1,1-3

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.


Anwendung heute:

Heute offenbart sich Jesus in allen Bereichen des Lebens. Ob Wissenschaft, Militär, Politik, Reichtum oder Armut, Gelehrte oder Ärzte – wer Gott ernsthaft sucht, findet ihn in Jesus Christus. Jesus lässt sich nicht durch menschliche Kategorien einschränken, sondern offenbart sich allen, die ihn ehrlich suchen.

Der Glaube an Jesus ist in allen Lebensbereichen gegenwärtig. Viele, auch in schwierigen Situationen oder solche, die Gott früher abgelehnt haben, kommen zum Glauben, weil Jesus sich ihnen offenbart.

Die Wahrheit Jesu ist unvermeidlich: Er zeigt sich in der Natur,

Römer 1,20

Denn Gottes unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt an den Werken erkannt, sodass sie keine Entschuldigung haben.

in der Schrift

2. Timotheus 3,16

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

und im Leben der Gläubigen.


Hast du an Christus geglaubt?

Die entscheidende Frage bleibt: Hast du an Christus geglaubt? Wenn nicht, worauf wartest du? Er hat das Werk der Erlösung durch Tod und Auferstehung vollbracht. Durch ihn empfangen wir Vergebung unserer Sünden.

Epheser 2,8-9

[8] Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet worden, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es;
[9] nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.

Nimm sein Werk heute durch echte Umkehr und Taufe an. Dann empfängst du die Vergebung deiner Sünden – ganz umsonst durch Gottes Gnade.

Römer 10,9

Wenn du mit deinem Mund bekennst: Jesus ist der Herr! und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet.

Nimm Jesus jetzt an und erlebe die Freude und den Frieden, die mit der Erkenntnis von ihm einhergehen.

Gott segne dich.


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Was meint die Bibel, wenn sie sagt: „Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebräer 12,29)?

Frage:
Was bedeutet es, wenn die Bibel sagt: „denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“?

Hebräer 12,29 (Lutherbibel 2017):

Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.

Das Verständnis der Bedeutung

Dieser Vers offenbart eine tiefgreifende Eigenschaft von Gottes Wesen. Gott wird in der Bibel nicht nur bildlich als Wasser, Licht oder Öl beschrieben, sondern hier wird er als „verzehrendes Feuer“ bezeichnet. Dieser Ausdruck vermittelt Gottes Heiligkeit, Gerechtigkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der er der Sünde begegnet.

Kontext in Hebräer 12

Um dies zu verstehen, müssen wir den unmittelbaren Zusammenhang betrachten. Der Autor des Hebräerbriefs warnt die Gläubigen davor, die Stimme Christi und das Heil, das er anbietet, abzulehnen. Die Bildsprache des „verzehrenden Feuers“ betont die Schwere von Gottes Gericht über die Sünde.

Hebräer 12,25 (Lutherbibel 2017):

Seht zu, dass ihr den nicht verweigert, der da redet! Denn wenn sie nicht entrannen, die die auf Erden den verworfen haben, der sie warnte, wieviel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den nicht entfliehen, der vom Himmel warnt!

Hier verweist der Autor auf das Beispiel des Widerstands Israels in der Wüste — eine Warnung, dass die Ablehnung von Gottes Stimme zum Gericht führt.

Hintergrund im Alten Testament

Der Ausdruck „verzehrendes Feuer“ hat seine tiefen Wurzeln im Alten Testament:

5. Mose 4,23-24 (Einheitsübersetzung):

Hüte dich sehr, dass du dein Herz nicht verführst und abweichst und andere Götter anbetest und dienst.
Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott.

Hinweis: In vielen Übersetzungen, darunter die Lutherbibel, steht in 5. Mose 4,24 ausdrücklich: „Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott.“ Diese Beschreibung drückt Gottes Heiligkeit und seinen Eifer für den Bund mit seinem Volk aus.

Theologische Bedeutung des „verzehrenden Feuers“

  • Heiligkeit und Gerechtigkeit:
    Gottes Feuer symbolisiert seine Heiligkeit — er ist vollkommen rein und duldet keine Sünde. Wie Feuer Unreines verbrennt, so reinigt Gottes Gegenwart sein Volk, verzehrt aber auch Sünde und Widerstand.
  • Gottes Eifer:
    Der „eifernde Gott“ zeigt seine leidenschaftliche Verpflichtung gegenüber seinem Bundesvolk. Dieser Eifer ist keine sündhafte Eifersucht, sondern ein heiliger Schutz seiner Herrlichkeit und Treue.
  • Gericht und Läuterung:
    Feuer steht sowohl für Gericht als auch für Läuterung. Gottes verzehrendes Feuer bestraft unbußfertige Sünde (Offenbarung 20,14-15), reinigt aber auch die Gläubigen, wie Gold und Silber im Feuer geläutert werden (Maleachi 3,2-3).

Anwendung im Neuen Testament

Im Hebräerbrief warnt der Autor die Gläubigen davor, Gottes gegenwärtige Warnung durch Christus zu vernachlässigen. Gott sprach früher durch Gesetz und Propheten, jetzt spricht er durch seinen Sohn (Hebräer 1,1-2).

Das „verzehrende Feuer“ erinnert daran, dass Gottes Heiligkeit Respekt und Gehorsam verlangt. Bewusste Sünde nach Erkennen des Heils hat ernste Folgen (Hebräer 6,4-8).

Für die Gehorsamen aber reinigt und schützt Gottes Feuer:

1. Petrus 1,6-7 (Lutherbibel 2017):

In diesem freut ihr euch, auch wenn ihr jetzt für eine kleine Zeit, wenn es sein muss, traurig seid in mancherlei Versuchungen,
damit die Bewährung eures Glaubens, der viel kostbarer ist als vergängliches Gold, das durchs Feuer bewährt wird, Lob, Preis und Ehre zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi.

Praktische Erkenntnis

Die Erkenntnis, dass Gott ein verzehrendes Feuer ist, sollte Gläubige dazu führen:

  • Gott mit Ehrfurcht und Respekt zu begegnen (Hebräer 12,28-29).
  • Die Sünde ernst zu nehmen und bewussten Widerstand zu vermeiden.
  • Gottes läuternde Arbeit durch Prüfungen und Zucht zu vertrauen.
  • Im Glauben auszuharren und das Heil „mit Furcht und Zittern zu wirken“ (Philipper 2,12).

Möge der Herr dich segnen und in seiner heiligen und liebevollen Obhut bewahren.


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Genesis 2,6 (Lutherbibel 2017):„Aber es stieg ein Nebel auf von der Erde und feuchtete die ganze Fläche des Erdbodens.“

1. Mose 2,5–6 (Lutherbibel 2017)

5 Und es war noch kein Strauch des Feldes auf Erden, und noch kein Kraut des Feldes war gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch da, der das Land bebaute.

6 Aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land.


Auslegung und theologische Einsichten:

In der Schöpfungserzählung sehen wir, dass bevor Gott Regen sandte, „ein Nebel stieg auf von der Erde“ (hebräisch: tehom – oft als „Dunst“ oder „Wasserdampf“ übersetzt) das Land mit Feuchtigkeit versorgte.
Dieses Detail betont Gottes souveräne Kontrolle über die Ordnung und Versorgung der Schöpfung.
Anstatt sofort Regen zu senden, gebrauchte Gott eine unterirdische Wasserquelle, um die Erde zu nähren (vgl. Psalm 104,10–13).
Das zeigt: Gottes Versorgung kommt sowohl „von oben“ als auch „von unten“ – ein Bild für seine umfassende Fürsorge.

Das Fehlen menschlicher Bebauung („kein Mensch da, der das Land bebaute“) unterstreicht den ursprünglichen vollkommenen Zustand der Schöpfung – die Natur gedieh unabhängig unter Gottes direkter Versorgung (vgl. 1. Mose 1,29–30).
Dies macht deutlich, dass Gott seine Schöpfung auch ohne menschliche Mitwirkung erhalten kann.


Paralleles Beispiel: Gottes Versorgung ohne Regen

2. Könige 3,16–18 (Lutherbibel 2017)

16 Und er sprach: So spricht der HERR: Macht hier und da Gräben in diesem Tal!

17 Denn so spricht der HERR: Ihr werdet weder Wind sehen noch Regen; dennoch wird sich dieses Tal mit Wasser füllen, sodass ihr trinken könnt, ihr, euer Vieh und euer Lastvieh.

18 Und das ist dem HERRN noch zu wenig; er wird auch die Moabiter in eure Hand geben.


Theologische Betrachtung:

Hier, während einer entscheidenden Schlacht gegen Moab, befiehlt Gott seinem Volk, Gräben auszuheben, mit der Verheißung, dass Wasser kommen wird – ohne Wind und ohne Regen.
Dieses Wunder (vgl. 2. Chronik 20,17) zeigt Gottes Fähigkeit, Bedürfnisse übernatürlich zu stillen, unabhängig von den üblichen Naturgesetzen.
Es erinnert uns daran, dass Gottes Wege oft über unser Verständnis hinausgehen (vgl. Jesaja 55,8–9).

Beide Passagen betonen, dass Gottes Versorgung nicht auf menschliche Vorstellungen oder gewöhnliche Mittel beschränkt ist.
Er wirkt sowohl durch natürliche als auch durch übernatürliche Wege – und zeigt damit seine Souveränität über Schöpfung und Geschichte.


Was lehrt uns das?

1. Gottes Versorgung ist souverän und vielfältig
Der HERR nährt von oben (himmlischer Regen, direkte Offenbarung) und von unten (Quellen, Menschen, Umstände).
Diese umfassende Versorgung erinnert an das biblische Thema, dass Gott für alle seine Geschöpfe sorgt – jenseits menschlicher Kontrolle oder Vorhersage (vgl. Matthäus 6,26–30).

2. Gott offenbart seine Macht auf unerwartete Weise
Der Nebel statt Regen und das Wasser ohne Wind oder Regen zeigen, dass Gott frei ist, außerhalb natürlicher Gesetze zu handeln, um seinen Willen zu vollbringen (vgl. 2. Mose 14,21–22, Teilung des Schilfmeeres).
Das ermutigt Gläubige, Gott auch dann zu vertrauen, wenn seine Wege uns überraschen.

3. Der Gott des Himmels ist der Gott der Erde
Wie Psalm 24,1 sagt: „Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“
Gottes Herrschaft umfasst alle Bereiche – geistlich und physisch. Nichts ist seinem Einfluss oder seiner Fürsorge entzogen.

4. Glaube, das Unerwartete zu erwarten
Diese Berichte lehren uns, Gott nicht darauf zu beschränken, wie wir meinen, dass er handeln sollte, sondern zu glauben, dass er versorgen und eingreifen kann – weit über unser Begreifen hinaus (vgl. Hebräer 11,1).


Segen zum Schluss:

Mögest du gesegnet sein mit tiefem Vertrauen in den Gott, der reichlich versorgt – vom Himmel herab und aus der Erde hervor.
Mögest du niemals seine Macht oder seine Wege begrenzen, sondern im Glauben wandeln und seine Güte in jeder Lage erwarten.


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Wer waren die vornehmen Frauen? (Apostelgeschichte 17,12)

FRAGE: Wer sind die „vornehmen Frauen“ in Apostelgeschichte 17,12, und welche Rolle spielten sie bei der Ausbreitung des Evangeliums?

ANTWORT:

Als die Apostel dem Missionsbefehl des Herrn Jesus Christus gehorchten – „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker“ (Matthäus 28,19, Lutherbibel 2017) – begegneten sie Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen, Gesellschaftsschichten und Kulturen. Unter denen, die die Botschaft des Evangeliums annahmen, befanden sich auch Frauen von hohem Stand, die in Apostelgeschichte 17,12 als „vornehme Frauen“ bezeichnet werden.

Diese Stelle bezieht sich auf den Dienst von Paulus und Silas in Beröa, wo ihre Botschaft mit großer Bereitwilligkeit und Aufrichtigkeit aufgenommen wurde.

Apostelgeschichte 17,10–12 (Lutherbibel 2017)

10 Aber die Brüder schickten sogleich in der Nacht Paulus und Silas nach Beröa; als sie dahin kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden.
11 Diese aber waren freundlicher als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich’s so verhielte.
12 So glaubten nun viele von ihnen, auch nicht wenige vornehme griechische Frauen und Männer.

Wer waren diese vornehmen Frauen?

Der griechische Ausdruck gunaikes euschēmones bedeutet „Frauen von hohem Ansehen“ oder „von ehrenvollem Stand“. Es handelte sich vermutlich um Frauen mit Einfluss – gesellschaftlich, politisch oder wirtschaftlich. Im griechisch-römischen Kulturkreis unterstützten wohlhabende und angesehene Frauen oft öffentliche Projekte, Tempel und philosophische Lehrer. Als sie jedoch der Botschaft von Christus begegneten, öffneten sich ihre Herzen für die Wahrheit.

Theologischer Einblick:

Gott macht keinen Unterschied zwischen Menschen (Römer 2,11), und das Evangelium gilt allen – unabhängig von Stand, Geschlecht oder Herkunft. Die frühe Gemeinde war revolutionär in der Einbeziehung von Frauen in geistliche Angelegenheiten, im Gegensatz zur damaligen Kultur, die sie oft an den Rand drängte. Dass Frauen von hohem Ansehen glaubten und in der Schrift erwähnt werden, zeigt, wie das Reich Gottes gesellschaftliche Grenzen durchbricht.

Galater 3,28 (Lutherbibel 2017)

Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.

Vornehme Frauen als Partnerinnen des Evangeliums

Diese Frauen waren nicht nur Gläubige – sie waren wahrscheinlich auch Förderinnen der frühen christlichen Bewegung. Im Neuen Testament finden wir mehrere Beispiele von Frauen, die den Dienst Jesu und der Apostel mit ihren Mitteln unterstützten:

  • Lydia, eine wohlhabende Purpurhändlerin und die erste Christin Europas (Apostelgeschichte 16,14–15), öffnete ihr Haus für den Dienst.
  • Phöbe, eine Dienerin der Gemeinde in Kenchreä, wurde von Paulus als Helferin und Unterstützerin empfohlen (Römer 16,1–2).
  • Johanna, Susanna und andere Frauen unterstützten Jesus während seines irdischen Wirkens auch finanziell (Lukas 8,1–3).

Diese Beispiele zeigen, dass Frauen mit Einfluss für das Wachstum und die Beständigkeit der frühen Kirche von entscheidender Bedeutung waren – nicht nur im Glauben, sondern auch durch tatkräftige und opferbereite Unterstützung.

Einfluss kann fördern oder hindern

Interessanterweise konnte gesellschaftlicher Einfluss sowohl für als auch gegen das Evangelium eingesetzt werden. Während einige Frauen von hohem Stand gläubig wurden, ließen sich andere von Gegnern des Evangeliums instrumentalisieren.

Apostelgeschichte 13,50 (Lutherbibel 2017)

Aber die Juden wiegelten die gottesfürchtigen vornehmen Frauen und die Ersten der Stadt auf und erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und stießen sie hinaus aus ihrem Gebiet.

So wie in Beröa einige vornehme Frauen zum Glauben kamen, wurden in Antiochia in Pisidien andere dazu benutzt, das Evangelium zu bekämpfen. Das verdeutlicht die geistliche Realität, die Paulus später beschrieb:

2. Korinther 2,15–16 (Lutherbibel 2017)

Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren werden;
den einen ein Geruch vom Tod zum Tod, den andern aber ein Geruch vom Leben zum Leben.

Praktische Anwendung

Dieser Bericht erinnert uns daran, dass niemand außerhalb der Reichweite des Evangeliums steht – weder reich noch arm, weder gebildet noch ungebildet, weder mächtig noch am Rand der Gesellschaft. Wir sollen das Evangelium ohne Ansehen der Person verkünden und dem Heiligen Geist vertrauen, dass Er in jedem Herzen wirkt.

Wir erkennen auch, dass einflussreiche Menschen eine bedeutende Rolle dabei spielen können, die Absichten Gottes entweder zu fördern oder zu behindern. Darum ist es wichtig, für Leiter zu beten, mutig zu evangelisieren und Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zu Jüngern zu machen.

1. Timotheus 2,1–2 (Lutherbibel 2017)

So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,
für die Könige und alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.

Schlussfolgerung

Die „vornehmen Frauen“ aus Apostelgeschichte 17,12 sind ein Zeugnis für die Kraft des Evangeliums, jeden Menschen zu verändern. Ihr Glaube und ihr Einfluss wurden zu einem Werkzeug, durch das Gottes Reich an unerwarteten Orten wachsen konnte. Mögen auch wir treu das Evangelium mit allen teilen und die Ergebnisse dem Herrn überlassen.

Der Herr segne dich.
Und mögest du diese gute Botschaft mutig mit anderen teilen!


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Was sind die Hauptpfeiler des Christentums?

In unserer vorherigen Lektion haben wir das Fundament des Christentums betrachtet – nämlich, dass Jesus Christus selbst der Eckstein ist. Die Schrift nennt Ihn den „Haupt-Eckstein“, den Fels, auf dem das ganze geistliche Gebäude ruht. Ohne Ihn gibt es kein wahres Christentum. Er ist das Fundament unseres Glaubens und der Anfänger und Vollender unserer Rettung (Hebräer 12,2).

Psalm 118,22; Apostelgeschichte 4,11
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.

Wie bei jedem stabilen Bauwerk müssen nach dem Legen des Fundaments tragende Pfeiler errichtet werden. Diese Pfeiler stützen das gesamte geistliche Haus und sorgen dafür, dass es auch in Stürmen standhält.

Als Christ, nachdem Jesus dein Fundament geworden ist, sollst du die sieben Pfeiler aufbauen, die das Gerüst deines geistlichen Lebens bilden.


1. LIEBE

Liebe ist der vorderste Pfeiler, denn Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8). Die christliche Liebe (Agape) ist bedingungslos, selbstlos und übersteigt jede menschliche Zuneigung. Sie spiegelt Gottes Wesen wider – eine Liebe, die gibt, segnet und sogar denen vergibt, die uns feindlich gesinnt sind.

1. Korinther 13,1
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete,
und hätte die Liebe nicht,
so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

Diese Liebe ist das Wesen des christlichen Lebens. Sie ist eine Frucht des Geistes (Galater 5,22-23) und das Erkennungszeichen der Nachfolger Christi (Johannes 13,35). Ohne Liebe sind alle Werke leer.


2. GEBET

Gebet ist die direkte Verbindung des Gläubigen zu Gott – unerlässlich für geistliches Leben. Durch das Gebet pflegen wir die Gemeinschaft mit Gott, empfangen Führung, treten für andere ein und gewinnen Kraft in Prüfungen.

Kolosser 4,2
Seid beharrlich im Gebet
und wacht darin mit Danksagung!

Jesus lebte ein Leben des Gebets (Lukas 5,16) und lehrte uns, beständig und im Glauben zu beten (Lukas 18,1-8). Auch die Apostel betonten das Gebet als Grundlage für das Leben und die Mission der Gemeinde.


3. DAS WORT (DIE SCHRIFT)

Gottes Wort ist lebendig und wirksam (Hebräer 4,12) – es nährt uns, weist uns zurecht und rüstet uns aus für jedes gute Werk (2. Timotheus 3,16-17). Die Beschäftigung mit der Schrift ist das Rückgrat eines gesunden geistlichen Lebens.

2. Timotheus 3,16
Denn alle Schrift ist von Gott eingegeben
und nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung,
zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

Ein stabiles Christenleben gründet auf der regelmäßigen Auseinandersetzung mit der Bibel, die Gottes Erlösungsplan von 1. Mose bis Offenbarung offenbart.


4. GEMEINSCHAFT

Christsein ist keine Einzelreise. Gott hat uns zur Gemeinschaft geschaffen, in der Gläubige einander durch den Geist ermutigen, korrigieren und stärken.

Hebräer 10,25
Und verlasst eure Versammlungen nicht,
wie es einige zu tun pflegen,
sondern ermahnt einander.

Die erste Gemeinde lebte dies vor, indem sie sich ständig zum Lehren, Brotbrechen und Gebet traf (Apostelgeschichte 2,42). Gemeinschaft bewahrt vor Isolation, Entmutigung und Irrtum und fördert Liebe und Rechenschaft.


5. HEILIGKEIT

Heiligkeit ist sowohl Gottes Wesen als auch sein Ruf an sein Volk. Der Gläubige ist abgesondert – geheiligt – um Gottes Charakter in Wort und Tat widerzuspiegeln.

1. Petrus 1,15-16
Sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist,
so seid auch ihr heilig in eurem ganzen Wandel.
Denn es steht geschrieben:
»Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.«

Das christliche Leben ist ein Weg fortschreitender Heiligung, ermöglicht durch den Heiligen Geist, der uns hilft, die Sünde zu überwinden und Christus ähnlicher zu werden.


6. EVANGELISATION

Evangelisation ist der natürliche Ausdruck der Errettung – der Auftrag und die Freude, das Evangelium weiterzugeben. Der Missionsbefehl (Matthäus 28,18-20) steht im Zentrum des christlichen Auftrags: Menschen zu Jüngern machen.

Apostelgeschichte 8,4
Die aber zerstreut worden waren,
zogen umher und predigten das Wort.

Jeder Gläubige ist berufen, ein Zeuge zu sein, befähigt durch den Heiligen Geist (Apostelgeschichte 1,8), um andere in das Reich Gottes zu führen.


7. GEBEN

Gott ist der höchste Geber, der Gnade und Rettung frei schenkt. Christen ahmen Gott nach, indem sie großzügig geben, den Dienst unterstützen und sich um Bedürftige kümmern.

2. Korinther 9,7
Jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat,
nicht mit Unwillen oder aus Zwang;
denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Geben ist ein Akt der Anbetung und des Vertrauens – es anerkennt Gottes Versorgung und beteiligt uns an Seinem Werk auf Erden.


Zusammenfassung

Wenn wir unser geistliches Leben treu auf diesen sieben Pfeilern aufbauen – Liebe, Gebet, Schrift, Gemeinschaft, Heiligkeit, Evangelisation und Geben – wird unser Glaube wie ein gut gebautes Haus sein, das jedem Sturm standhält.

Matthäus 7,24
Darum, wer diese meine Worte hört und tut sie,
der gleicht einem klugen Mann,
der sein Haus auf Fels baute.

Möge dein Glaube stark sein
und dein Leben Gott verherrlichen,
bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt.

Gott segne dich.


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Warum werden die Reichen zum Weinen und Klagen aufgefordert?

(Eine theologische Betrachtung zu Jakobus 5,1–6)

Hört jetzt zu, ihr Reichen, weint und klagt über das Elend, das über euch kommen wird.

Jakobus 5,1 (Luther 2017)


1. Reichtum an sich ist nicht sündhaft – aber geistlich gefährlich

Die Bibel verurteilt Reichtum an sich nicht. Im Gegenteil: Viele gottesfürchtige Menschen waren wohlhabend, z. B. Abraham (1. Mose 13,2), Hiob (Hiob 1,3), David (1. Chronik 29,28) und Joseph von Arimathäa (Matthäus 27,57). Wohlstand kann ein Segen Gottes sein (5. Mose 8,18). Doch wenn Reichtum zum Götzen wird oder ungerecht erworben bzw. erhalten wird, wird er geistlich giftig.

Jakobus 5 richtet sich nicht nur gegen den Besitz von Reichtum, sondern gegen dessen Missbrauch durch Unterdrückung und Habgier. Die Reichen in diesem Abschnitt werden nicht dafür verurteilt, reich zu sein, sondern wegen ihrer ungerechten Behandlung der Armen und ihrer moralischen Gleichgültigkeit.


2. Jakobus 5,1–6: Eine prophetische Warnung an Unterdrücker

Jakobus spricht hier prophetisch – sein Ton erinnert an alttestamentliche Propheten wie Amos und Jesaja, die soziale Ungerechtigkeit scharf verurteilten.

Gesamter Abschnitt (Jakobus 5,1–6, Luther 2017):

[1] So seid nun traurig, ihr Reichen, und weint über euer Elend, das über euch kommen wird!
[2] Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind von Motten zerfressen!
[3] Euer Gold und Silber ist verrostet; ihr Rost wird gegen euch zeugen und euer Fleisch wie Feuer fressen. Ihr habt Schätze aufgehäuft in den letzten Tagen!
[4] Siehe, der Lohn, den ihr den Arbeitern vorenthalten habt, die eure Felder gemäht haben, schreit, und das Geschrei der Schnitter ist in die Ohren des Herrn der Heerscharen gekommen.
[5] Ihr habt auf Erden in Luxus gelebt und euch genährt an den Tagen des Schlachtens.
[6] Ihr habt den Gerechten verurteilt und getötet, und er widersteht euch nicht.


Wichtige Beobachtungen:

  • Vers 3: „Ihr habt Schätze aufgehäuft in den letzten Tagen“ – deutet auf eine eschatologische Dringlichkeit hin: Sie sammeln Reichtümer auf Erden, obwohl das Gericht naht (vgl. Matthäus 6,19–21).
  • Vers 4: Die ausstehenden Löhne „schreien“ nach Gerechtigkeit. Dies erinnert an 5. Mose 24,14–15, das vor Unterdrückung von Tagelöhnern warnt.
  • Vers 5: „Ihr habt euch genährt an den Tagen des Schlachtens“ symbolisiert moralische Blindheit und geistlichen Hochmut (vgl. Römer 2,5).

3. Gott hört das Klagen der Unterdrückten

Jakobus sagt: „Das Geschrei der Schnitter ist in die Ohren des Herrn der Heerscharen gekommen.“ Dieses Bild zeigt Gott als gerechten Richter, der die Sache der Armen verteidigt.

Der Herr ist Zuflucht für die Unterdrückten, ein Schutz in Zeiten der Not.

Psalm 9,9 (Luther 2017)


Er bewahrt die Fremden und erhält Waisen und Witwen am Leben.

Psalm 146,9 (Luther 2017)


Dieses Thema zieht sich durch die ganze Bibel: Gott ist nicht gleichgültig gegenüber Ungerechtigkeit. Im Buch Exodus hörte der Herr das Klagen der Israeliten (Exodus 2,23–25) und hört auch heute noch jede Stimme, die unter Leid und Unrecht ruft.


4. Der gerechte Arbeitgeber: Ein Beispiel aus Hiob

Im Gegensatz zu den unterdrückenden Reichen steht Hiob, der ethischen, gottgefälligen Wohlstand zeigt. Er behandelte seine Diener als Gottes Geschöpfe mit Würde.

Hiob 31,13–15 (Elberfelder)

13 Wenn ich das Recht meines Knechts oder meiner Magd zurückgewiesen habe, wenn sie gegen mich klagten,
14 was würde ich tun, wenn Gott aufsteht? Was würde ich ihm antworten, wenn er fragt?
15 Hat nicht der, der mich im Mutterleib gebildet hat, auch ihn gebildet? Hat nicht derselbe uns im Mutterleib gemacht?

Hiob verstand Menschenwürde, Gleichheit vor Gott und die Verantwortung der Mächtigen – ein Bild gerechter Verwaltung.


5. Jesus und Reichtum: Eine konsequente Warnung

Jesus warnte ebenfalls vor der geistlichen Gefahr des Reichtums:

Wie schwer fällt es den Reichen, in das Reich Gottes zu gelangen!

Lukas 18,24 (Luther 2017)


Wehe euch, die ihr reich seid! Denn ihr habt euren Trost schon empfangen.

Lukas 6,24 (Luther 2017)


Der Ruf des Evangeliums ist nicht, die Reichen zu beschämen, sondern sie zu retten – sie zu einem gerechten, großzügigen und demütigen Leben zu rufen, das Gottes Reich widerspiegelt.


6. Was bedeutet das heute für uns?

Vielleicht empfindest du dich nicht als reich im globalen Maßstab, doch wenn du jemanden beschäftigst – ob Angestellten, Hausangestellten oder Auftragnehmer – bist du vor Gott verantwortlich, wie du mit ihnen umgehst.

Anwendung:

  • Bezahle faire und pünktliche Löhne (3. Mose 19,13).
  • Respektiere die Würde jedes Arbeiters.
  • Höre auf die Anliegen der Untergebenen.
  • Nutze deinen Reichtum zum Dienen, nicht zum Ausbeuten (1. Timotheus 6,17–19).

7. Ein Aufruf zu Buße und Gerechtigkeit

Jakobus’ eindringlicher Ruf – „Weint und klagt!“ – ist nicht nur Verurteilung, sondern Einladung zur Umkehr. Gnade ist denen noch verfügbar, die sich von Unterdrückung abwenden und Gerechtigkeit suchen.

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

1. Johannes 1,9 (Luther 2017)


Abschließende Ermahnung

Sei ein gerechter Verwalter dessen, was Gott dir gegeben hat. Lass deinen Reichtum ein Werkzeug der Barmherzigkeit sein, nicht der Ausbeutung. Sei wie Hiob – gerecht, demütig und gottesfürchtig – und Segen wird folgen.

Befiehl denen, Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig und bereit zu teilen.

1. Timotheus 6,18 (Luther 2017)


Möge der Herr dich segnen und dich führen in Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Rechtschaffenheit.


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Er richtete sein Gesicht nach Jerusalem aus

Der Mut Christi und der Ruf zur Nachfolge

Grüße im Namen unseres Herrn und Retters Jesus Christus.

Heute lade ich dich ein, über einen kraftvollen Moment im Leben Jesu nachzudenken – einen Moment, der seinen unbeirrbaren Entschluss, seinen tiefen Gehorsam gegenüber dem Vater und seine große Liebe zur Menschheit offenbart. Dieser Moment findet sich in Lukas 9,51:

Als sich die Zeit näherte, dass er zum Himmel aufgenommen würde, richtete Jesus entschlossen sein Gesicht nach Jerusalem.

Lukas 9,51 (Luther 2017)

Dieser Vers markiert einen Wendepunkt im Wirken Jesu. Von hier an ändert sich der Ton im Lukasevangelium – Jesus beginnt seinen Weg zum Kreuz. Doch was bedeutet es, dass er „entschlossen sein Gesicht nach Jerusalem richtete“? Und was können wir als seine Nachfolger daraus lernen?

1. Jesu Mut war prophetisch und zielgerichtet

Jesu Entschlossenheit, nach Jerusalem zu gehen, war kein unbedachtes Handeln – sie war tief im göttlichen Plan verwurzelt, der in den Schriften verheißen wurde. Die Propheten hatten vom Messias gesprochen, der leiden und abgelehnt werden würde (Jesaja 53,3–7), der die Sünden vieler tragen und für die Übeltäter Fürbitte leisten würde.

Er wurde misshandelt und verachtet,
ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut.
Wie jemand, vor dem man das Gesicht verhüllt, so verachteten wir ihn,
und wir hielten ihn für nichts.
Er wurde misshandelt und gedemütigt, aber er tat seinen Mund nicht auf;
wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird,
wie ein Schaf, das vor seinen Scherern stumm ist,
so tat er seinen Mund nicht auf.

Jesaja 53,3.7 (Luther 2017)

Jesus wusste, was ihn in Jerusalem erwartete – Verrat, Folter, Demütigung und Tod. Trotzdem wählte er den Gehorsam:

Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht, um meinen Willen zu tun,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Johannes 6,38 (Luther 2017)

Dies war keine Reise des Zufalls, sondern die Entfaltung von Gottes ewigem Erlösungsplan. Jesus war kein Opfer der Umstände, sondern der gehorsame Sohn, der seine Mission erfüllt.

2. Widerstand von der Welt – und von seinen eigenen Leuten

Als Jesus sich Jerusalem näherte, begegnete ihm Widerstand aus allen Richtungen:

  • Die Samariter lehnten ihn ab (Lukas 9,53), nicht aus Hass, sondern wegen der historischen Trennung zwischen Juden und Samaritern und weil Jesus an einen Ort ging, den sie als spirituell verkommen ansahen.
  • Seine Jünger missverstanden seine Mission. Als Jakobus und Johannes baten, Feuer vom Himmel herabzurufen (Lukas 9,54), ahmten sie den Propheten Elija nach (2. Könige 1). Doch Jesus tadelte sie, denn seine Mission war nicht Zerstörung, sondern Rettung:

Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Lukas 19,10 (Luther 2017)

Selbst seine engsten Freunde – die Jünger – hatten Mühe, seinen Weg zu verstehen. Als Jesus vom Tod sprach, wies Petrus ihn zurecht, worauf Jesus antwortete:

Weiche hinter mich, Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gottes ist, sondern was der Menschen ist.

Markus 8,33 (Luther 2017)

Das zeigt eine wichtige Wahrheit: Gottes Weg widerspricht oft menschlicher Logik, Bequemlichkeit und Erwartung.

3. Jesus nahm sein Kreuz lange vor Golgatha auf sich

Wir denken oft, Jesus habe sein Kreuz erst an dem Tag getragen, als er es körperlich aufnahm (Lukas 23,26), aber geistlich hatte er das Kreuz schon angenommen, als er sich entschloss, nach Jerusalem zu gehen. Sein Einsatz begann lange vor den Nägeln in seinen Händen.

Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.

Johannes 15,13 (Luther 2017)

Deshalb ruft er uns zu einem ähnlichen Hingeben auf:

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge mir nach.

Lukas 9,23 (Luther 2017)

Das Kreuz zu tragen bedeutet nicht nur Leiden, sondern bewussten Gehorsam gegenüber Gott, auch wenn es uns alles kostet.

4. Geistliche Entschlossenheit: „Er richtete sein Gesicht aus“

Der Ausdruck „Er richtete sein Gesicht aus“ (griechisch: stērizō to prosōpon) bedeutet eine bewusste, unbeirrbare Fokussierung. Es war keine passive Akzeptanz, sondern aktive Hingabe an Gottes Willen. Das erinnert an die Standhaftigkeit der Propheten, wie Hesekiel:

Ich mache deine Stirn hart wie den härtesten Stein, härter als Feuerstein.

Hesekiel 3,9 (Luther 2017)

Jesus war entschlossen – nicht, weil er den Tod ersehnte, sondern weil er unser Heil mehr liebte als seinen eigenen Komfort. Im Garten Gethsemane betete er:

Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe!

Lukas 22,42 (Luther 2017)

Das ist göttliche Entschlossenheit, genährt von Liebe.

5. Der Preis der Nachfolge: Auch wir müssen unser Gesicht ausrichten

Auch wir werden Momente erleben, in denen der Gehorsam gegenüber Gott uns Beziehungen, Ruf, Sicherheit oder Komfort kostet. Wir dürfen nicht auf perfekte Bedingungen warten, um Christus nachzufolgen. Treue fühlt sich nicht immer sicher an – aber sie ist immer richtig.

Lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

Hebräer 12,1–2 (Luther 2017)

Wir dürfen nicht warten, bis

  • die Welt uns akzeptiert,
  • unsere Freunde uns unterstützen,
  • oder unser Fleisch bereit ist.

Stattdessen müssen wir wie Jesus unser Gesicht ausrichten und vertrauen, dass das Kreuz zur Auferstehung führt.

6. Abschließende Ermutigung: Die Herrlichkeit wartet

Obwohl der Weg nach Jerusalem voll Ablehnung und Leiden war, führte er zur Herrlichkeit. Nach dem Kreuz kam die Auferstehung. Nach Gethsemane der Garten mit dem leeren Grab. So sieht das Muster des Reiches aus: Leiden vor Herrlichkeit, Gehorsam vor Belohnung, Kreuz vor Krone.

Und in der Gestalt eines Menschen erkannt, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod – ja zum Tod am Kreuz!
Darum hat ihn auch Gott erhöht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist.

Philipper 2,8–9 (Luther 2017)

Das ist auch unsere Hoffnung. Wenn wir unser Gesicht in Gehorsam zu Gott ausrichten, auch durch Schwierigkeiten hindurch, sind wir nicht verlassen. Wir folgen den Fußspuren unseres Retters.

Schlusswort

Warten wir nicht auf den perfekten Moment oder günstige Umstände. Lasst uns durch die Kraft des Heiligen Geistes entschlossen sein, Jesus mit festen Augen und unbeirrbarem Herzen nachzufolgen.

Ich habe den HERRN allezeit vor Augen;
er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.

Psalm 16,8 (Luther 2017)

Der Herr segne dich und gebe dir Kraft, den Weg zu gehen, den er für dich bestimmt hat.


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Was bedeutet es, sich „mit derselben Gesinnung zu wappnen“?

Schlüsselvers
1. Petrus 4,1 (LUT 2017):

„Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung; denn wer im Fleisch gelitten hat, der hat mit der Sünde abgeschlossen.“

Den Vers im Kontext verstehen

Der Apostel Petrus schreibt an Gläubige, die über Kleinasien (das heutige Gebiet der Türkei) verstreut waren – viele von ihnen litten unter Verfolgung wegen ihres Glaubens an Christus. In diesem Zusammenhang ruft Petrus sie dazu auf, sich „mit derselben Gesinnung zu wappnen“, die Christus hatte – insbesondere seine Haltung zum Leiden.

Diese Aussage ist theologisch sehr tiefgreifend. Petrus gibt hier keinen bloßen moralischen Ratschlag, sondern ruft Christen zu einem Leben auf, das vom Kreuz geprägt ist – einem Leben, in dem Leiden nicht um jeden Preis vermieden, sondern angenommen wird, wenn es aus Treue zu Gott entsteht.

Die Waffe der Christus-gleichen Entschlossenheit

Wenn Petrus sagt „wappnet euch“, verwendet er im Griechischen das Wort hoplizō – ein militärischer Begriff, der bedeutet, sich mit Waffen auszurüsten. Doch hier ist die Waffe nicht ein Schwert oder ein Schild, sondern eine Gesinnung: die Entschlossenheit, lieber körperlich zu leiden, als zu sündigen. Es ist dieselbe Entschlossenheit, die Christus in seinem Leben auf der Erde – besonders in seinem Leiden – gezeigt hat.

Philipper 2,5–8 (LUT 2017):

„Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.“

Die Haltung Christi war geprägt von Demut, Gehorsam und unerschütterlicher Hingabe an den Willen des Vaters – selbst wenn dieser Weg durch Leiden und Tod führte. Diese Gesinnung ist laut Petrus eine geistliche Waffe.

Leiden als Zeichen der Heiligung

Petrus meint nicht, dass körperliches Leiden Vergebung verdient oder Gerechtigkeit erwirbt – das würde der Gnade des Evangeliums widersprechen (vgl. Epheser 2,8–9). Vielmehr zeigt die Bereitschaft, für das Richtige zu leiden, dass ein Mensch mit der Sünde gebrochen hat. Sie ist ein Zeichen der Heiligung – des fortschreitenden Prozesses, durch den ein Gläubiger Gott immer ähnlicher wird.

Römer 6,6–7 (LUT 2017):

„Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen.
Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.“

Wer also für Christus leidet, zeigt damit eine klare Abkehr vom alten, sündigen Wesen. „Er hat mit der Sünde abgeschlossen“ – nicht in dem Sinne, dass er vollkommen sündlos ist, sondern dass er sich ihrer Macht bewusst entzieht.

Leben für den Willen Gottes

1. Petrus 4,2 (LUT 2017):

„…damit er hinfort die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes lebe.“

Das irdische Leben eines Christen ist kurz – und heilig. Nachdem er sich von der Sünde abgewandt hat, ist er nun berufen, für Gottes Willen zu leben und nicht für menschliche Leidenschaften.

Lukas 9,23 (LUT 2017):

„Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“

Sich selbst zu verleugnen, Schwierigkeiten zu ertragen und Gottes Willen zu suchen – das ist der Weg der Nachfolge.

Das alte Leben liegt hinter dir

1. Petrus 4,3 (LUT 2017):

„Denn es ist genug, dass ihr in der vergangenen Zeit getan habt, was die Heiden wollen: ein Leben in Ausschweifung, Begierde, Trunkenheit, Fress- und Trinkgelagen und gräulichem Götzendienst.“

Petrus erinnert seine Leser daran, dass das alte Leben voller sündiger Ausschweifungen vorbei ist. Es gibt keinen Grund, dorthin zurückzukehren. Die beschriebenen Verhaltensweisen stehen für ein Leben getrennt von Gott – doch für die, die in Christus sind, sind sie nicht nur unpassend, sondern abscheulich.

2. Korinther 5,17 (LUT 2017):

„Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Leiden mit Christus – eine gemeinsame Bestimmung

Christliches Leiden ist weder sinnlos noch zufällig – es ist eine Teilhabe an den Leiden Christi, die letztlich zur Herrlichkeit führt.

Römer 8,17 (LUT 2017):

„Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi – wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.“

Auch Petrus schreibt weiter:

1. Petrus 4,13 (LUT 2017):

„Sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne habt.“

Eine tägliche Entscheidung für das Kreuz

Sich mit der Gesinnung Christi zu wappnen, bedeutet geistliche Reife. Es heißt, bereit zu sein, Ablehnung, Widerstand und Verlust um der Gerechtigkeit willen zu ertragen – sei es durch das Aufgeben unehrlicher Arbeit, das Verlassen sündiger Beziehungen, das Ertragen von Spott wegen des Glaubens oder sogar juristische Verfolgung. Eine solche Haltung zeigt, dass das Fleisch nicht mehr das Sagen hat.

2. Timotheus 3,12 (LUT 2017):

„Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“

Letzte Ermutigung

Petrus fordert uns nicht dazu auf, das Leiden um des Leidens willen zu suchen, sondern treu zu bleiben, wenn es kommt – wissend, dass diese Gesinnung eine Waffe ist, die die Macht der Sünde bricht.

Hebräer 12,4 (LUT 2017):

„Denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die sunde.

shalom.

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Was bedeutet „Schlachtopfer und Gaben hast du nicht gewollt“? (Hebräer 10,5)

Frage: Bedeutet das, dass Gott keine Opfer und Gaben wohlgefällig sind?

Antwort: Schauen wir uns diese Aussage im biblischen Zusammenhang genauer an.

1. Die biblische Grundlage

Hebräer 10,5 (Lutherbibel 2017) sagt:

„Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt: ›Schlachtopfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet.‹“

Diese Aussage ist ein Zitat aus Psalm 40,7, wo es heißt:

Psalm 40,7 (LUT 2017):
„Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir geöffnet. Du verlangst nicht Brandopfer noch Sündopfer.“

Auf den ersten Blick könnte das wie eine vollständige Ablehnung der Opferpraxis erscheinen. Doch bei näherem Hinsehen wird deutlich: Gott hat nie bloß äußerliche Rituale gewollt, sondern ein gehorsames Herz, das im Glauben handelt.

2. Opfer im Alten Bund waren nur vorübergehend

Im Alten Bund waren Tieropfer – insbesondere Brand- und Sündopfer – ein zentraler Bestandteil des Gottesdienstes Israels (vgl. 3. Mose 1–7). Diese Opfer dienten zur Sühnung der Sünden, indem Tiere geopfert wurden. Doch diese Opfer waren nie als dauerhafte Lösung gedacht.

Hebräer 10,3–4 (LUT 2017):
„Aber in jenen Opfern geschieht alljährlich nur eine Erinnerung an die Sünden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.“

Diese Opfer konnten Sünden zwar bedecken, aber nicht wirklich entfernen. Sie waren ein Hinweis auf das vollkommene Opfer, das durch Jesus Christus kommen sollte.

3. Das vollkommene Opfer Christi

Hebräer 10,10 (LUT 2017):
„Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für alle Mal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“

Wenn es in Hebräer 10,5 heißt: „Einen Leib aber hast du mir bereitet“, dann spricht es von der Menschwerdung Christi – dass Gott der Sohn Mensch wurde, um sich selbst freiwillig als vollkommenes Opfer hinzugeben. Das bedeutet den Übergang vom Alten Bund zum Neuen Bund (vgl. Jeremia 31,31–34, erfüllt in Hebräer 8).

Das Opfer Jesu am Kreuz ist keine vorübergehende Bedeckung der Sünde, sondern eine vollständige und ewige Sühnung. Durch seinen Tod erfüllt er Gottes Gerechtigkeit und öffnet uns den Weg zur Versöhnung mit Gott.

Römer 3,25–26 (LUT 2017):
„Ihn hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit […] auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.“

4. Was ist mit anderen Arten von Gaben?

Sühneopfer sind durch das Opfer Jesu nicht mehr notwendig – denn er hat alles bezahlt. Doch die Bibel spricht auch von anderen Arten von Gaben und Opfern, die Gott gefallen:

  • Dankopfer:

Psalm 50,14 (LUT 2017):
„Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde.“

  • Gaben für den Dienst am Evangelium:

Philipper 4,18 (LUT 2017):
„Ich habe alles empfangen und habe Überfluss; […] es ist ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.“

  • Geistliche Opfer wie Hingabe, Dienst und Barmherzigkeit:

1. Petrus 2,5 (LUT 2017):
„Lasst euch auch als lebendige Steine aufbauen […] zu heiligen Priestern, die geistliche Opfer bringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“

Römer 12,1 (LUT 2017):
„Ich ermahne euch […] dass ihr eure Leiber hingebt als ein lebendiges Opfer, das heilig und Gott wohlgefällig ist – das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“

Solche Opfer sind Gott immer noch wohlgefällig – wenn sie aus Glauben und dankbarem Herzen dargebracht werden.

5. Kein Opfer kann Sünden entfernen – nur Jesus

Wer versucht, Vergebung durch Werke, Gaben oder Rituale zu „verdienen“, verfehlt das Evangelium. Wir können Gottes Gnade nicht erkaufen oder uns selbst erlösen.

Epheser 2,8–9 (LUT 2017):
„Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es – nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“

Vergebung und Reinigung kommen allein durch das vergossene Blut Jesu – das bereits dargebracht wurde. Unsere Aufgabe ist es, Buße zu tun und im Glauben zu ihm umzukehren.

1. Johannes 1,9 (LUT 2017):
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“

6. Ein Aufruf zur Entscheidung

Die entscheidende Frage lautet: Hast du Jesus in deinem Leben angenommen?

Hast du das eine Opfer angenommen, das dich mit Gott versöhnen kann?

Egal, ob das Ende der Welt morgen kommt oder dein Leben heute – am Ende zählt nur eines: Bist du durch das Blut Christi gerechtfertigt?

Wenn das Opfer Jesu dir jetzt nichts bedeutet – wie wirst du dann vor Gott bestehen am Tag des Gerichts?

Maranatha – der Herr kommt!



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Wann wurden Finsternis und Wasser erschaffen?


Wann wurden Finsternis und Wasser erschaffen?

Frage:
Die Bibel gibt einen detaillierten Bericht über die Schöpfung – besonders über Tiere, Pflanzen und den Menschen. Aber wie steht es mit Dingen wie Finsternis, Wasser und der wüsten Erde? Wann wurden diese erschaffen, da sie scheinbar vor den sechs Schöpfungstagen bereits existieren?

Antwort:

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir mit dem grundlegenden Vers der Schrift beginnen:

1. Mose 1,1
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

Dieser Vers beschreibt den ursprünglichen Schöpfungsakt, der vor den sechs Tagen stattfand, die im weiteren Verlauf von 1. Mose 1 beschrieben werden. Der hebräische Ausdruck für „am Anfang“ (bereschit) kennzeichnet den absoluten Anfang von Zeit und Raum, den Startpunkt des materiellen Universums.

Was wurde „am Anfang“ erschaffen?

In 1. Mose 1,1–2 heißt es:

1. Mose 1,2
„Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“

Noch vor dem Beginn der sechs Schöpfungstage (ab Vers 3) begegnen wir bereits mehreren Elementen:

  • Himmel
  • Erde (in ungeformtem Zustand)
  • Finsternis
  • Wasser
  • Der Geist Gottes, der über dem Wasser schwebt

Keines dieser Elemente wird während der sechs Schöpfungstage als „neu erschaffen“ beschrieben. Das deutet darauf hin, dass sie alle im Rahmen des ursprünglichen Schöpfungsaktes in Vers 1 entstanden.


Theologische Überlegungen

1. Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo)

Die christliche Theologie lehrt, dass Gott alles aus dem Nichts erschuf – Materie, Energie, Zeit und Raum. Dazu gehören auch die grundlegenden Elemente wie Wasser, Erde und Finsternis.

Hebräer 11,3
„Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus Nichts geworden ist.“

2. Finsternis ist nicht gleichbedeutend mit Bösem

Die Finsternis in 1. Mose 1,2 ist nicht als Symbol für das Böse oder Chaos zu verstehen, sondern als Abwesenheit von Licht, das Gott erst später hervorbringt. Auch die Finsternis war Teil von Gottes ursprünglicher Schöpfung:

Jesaja 45,7
„Ich mache das Licht und schaffe die Finsternis, ich gebe Heil und schaffe Unheil. Ich, der HERR, tue dies alles.“

Finsternis ist also Teil von Gottes Werk und dient später zur Unterscheidung von Tag und Nacht (1. Mose 1,5).

3. Das Wasser als Urmaterial der Schöpfung

Das hebräische Wort tehom („die Tiefe“) bezeichnet die urzeitliche, ozeanartige Leere. In der altorientalischen Vorstellung steht Wasser oft für chaotisches Potential – aber im Gegensatz zu heidnischen Mythen herrscht Gott im Genesisbericht souverän über das Wasser.

Psalm 104,5–6
„Er hat die Erde gegründet auf ihre Pfeiler, dass sie nicht wankt immer und ewig. Mit der Flut decktest du sie wie mit einem Kleid, und Wasser stand über den Bergen.“


Warum werden Finsternis und Wasser nicht in den sechs Tagen erwähnt?

Die sechs Schöpfungstage ab 1. Mose 1,3 beschreiben, wie Gott das bereits Geschaffene ordnet und füllt:

  • Tag 1–3: Formen (Licht/Finsternis, Himmel/Meer, Land/Pflanzen)
  • Tag 4–6: Füllen (Sonne/Mond/Sterne, Vögel/Fische, Tiere/Mensch)

Finsternis und Wasser werden also nicht neu erschaffen, sondern sind bereits vorhanden. Gott beginnt, sie zu gestalten: Er scheidet Licht von der Finsternis (Tag 1) und teilt das Wasser (Tag 2).


Was geschah zwischen 1. Mose 1,1 und 1,2?

Es gibt keine eindeutige biblische Erklärung, warum die Erde in 1. Mose 1,2 „wüst und leer“ war. Einige vertreten die sogenannte Gap-Theorie, die eine lange Zeitspanne zwischen den Versen 1 und 2 annimmt. Andere sehen es als natürlichen Zustand vor der Formung der Erde.

Doch eines ist sicher: Gott schuf die Welt nicht, damit sie leer bleibt:

Jesaja 45,18
„Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott –, der die Erde gebildet und gemacht hat; er hat sie bereitet, er hat sie nicht geschaffen, dass sie wüst sei, sondern bereitete sie, damit man auf ihr wohne.“


Künftige Verwüstung in der Prophetie

Interessanterweise sagt die Bibel voraus, dass die Erde in der Zukunft wieder wüst und unbewohnbar wird – im Zusammenhang mit dem letzten Gericht Gottes:

Jesaja 13,9–10
„Siehe, der Tag des HERRN kommt, unbarmherzig, mit Grimm und grimmigem Zorn, das Land zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen. Denn die Sterne des Himmels und seine Sternbilder lassen ihr Licht nicht scheinen.“

2. Petrus 3,10
„Es wird aber des HERRN Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen, die Elemente aber vor Hitze zerschmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrannt werden.“


Hoffnung für die Erlösten

Doch während das Gericht kommt, gibt es Hoffnung für jene, die in Christus sind – die auf sein Erlösungswerk vertrauen. Sie werden nicht dem Zorn Gottes überlassen, sondern dürfen ewig bei ihm wohnen:

1. Thessalonicher 5,9
„Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus.“

Johannes 14,3
„Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“

Diese tiefe Wahrheit zeigt nicht nur die Weisheit und Souveränität Gottes, sondern auch, dass all sein Wirken immer auf ein Ziel hin ausgerichtet war: Leben, Ordnung – und letztlich Erlösung.

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ – 1. Mose 1,1

Der Herr segne dich!


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