Bücher der Bibel – Teil 6: Das Buch Esra

Bücher der Bibel – Teil 6: Das Buch Esra

Schalom! Willkommen zurück, während wir gemeinsam weiter in der Bibel lernen.

Dies ist die Fortsetzung unseres Studiums der biblischen Bücher. Heute kommen wir zum nächsten Buch: Esra.

In den vorhergehenden Büchern, wie den Königen und Chroniken, haben wir gesehen, wie Gott mit dem Volk Israel durch seine Könige handelte. Viele dieser Könige führten das Volk in die Irre, weil sie nach ihren eigenen Vorstellungen regierten und nicht nach Gottes Geboten. Das brachte Israel in große geistliche und nationale Not.

Nehmen wir König Salomo als Beispiel. Obwohl er von Gott gesalbt war, legte er dem Volk Israel schwere Lasten auf (vgl. 1. Könige 12,4). Das war nie Gottes ursprünglicher Plan, wie wir in 1. Samuel 8,11–18 lesen, wo Gott das Volk warnte, dass ein König harte Konsequenzen mit sich bringen würde. Salomo spielte auch eine zentrale Rolle bei der Teilung des Reiches in das Nordreich (Israel) und das Südreich (Juda) – wiederum etwas, das nicht Gottes vollkommener Wille war.

Spätere Könige wie Jerobeam, Ahab und Manasse führten diesen Abwärtstrend fort. Sie brachten das Volk in den Götzendienst und entfremdeten es von der Anbetung des wahren Gottes.

Besonders König Manasse tat Böses: Er baute nicht nur Altäre für fremde Götter, sondern entweihte sogar den Tempel, indem er darin Götzenaltäre errichtete. Er opferte seinen eigenen Sohn im Feuer, trieb Zauberei und Wahrsagerei und suchte Rat bei Geistern und Totenbeschwörern. Sein Tun war schlimmer als das der heidnischen Nationen, die Gott nicht kannten (vgl. 2. Könige 21).

Wegen dieser ständigen Rebellionen entbrannte Gottes Zorn gegen Israel. Er kündigte an, sie in die Verbannung zu senden. Und so geschah es: die zehn Stämme des Nordreichs wurden von den Assyrern verschleppt, und auch Juda wurde nach Babylon ins Exil geführt – für 70 Jahre, wie es der Prophet Jeremia vorausgesagt hatte (vgl. Jeremia 25,11–12).


Einführung in das Buch Esra

Das Buch Esra setzt nach diesen 70 Jahren babylonischer Gefangenschaft ein. Wenn man den historischen Ablauf betrachtet, könnte man erwarten, dass das Buch Daniel vor Esra steht, da Daniel während des Exils lebte. Doch in der Anordnung der Bibel finden wir Esra zuerst.

Nach der Überlieferung hat Esra selbst dieses Buch geschrieben.


Wer war Esra?

Die Bibel beschreibt Esra so:

„…ein Schriftgelehrter, kundig im Gesetz des Mose, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte.“
(Esra 7,6)

Ein „kundiger Schriftgelehrter“ war jemand, der tief mit dem Wort Gottes vertraut war und bereit, es sofort anzuwenden.

In der jüdischen Tradition war ein Schriftgelehrter so etwas wie ein Rechtsgelehrter – jemand, der das Gesetz Mose bis ins Detail kannte. Im Neuen Testament spricht auch Jesus oft von Schriftgelehrten (z. B. Matthäus 17,10; Matthäus 20,18; Matthäus 23,2). Sie lehrten nicht nur, sondern kopierten auch die Heilige Schrift von Hand, da es noch keinen Buchdruck gab.

Die Schriftgelehrten hatten strenge Vorschriften beim Abschreiben der Tora:

  • Sie mussten jedes Wort laut aussprechen, bevor sie es aufschrieben.
  • Wenn sie dem heiligen Namen Gottes (JHWH/Jahwe) begegneten, mussten sie sich waschen, den Schreibstift reinigen und den Namen mit größtem Respekt niederschreiben.
  • Jede Schriftrolle wurde 30 Tage lang überprüft. Fand man mehr als 2 oder 3 Fehler, wurde die gesamte Rolle verworfen und von vorn begonnen.
  • Sie zählten jedes Wort und jeden Buchstaben, um völlige Genauigkeit zu gewährleisten.

In diesem heiligen Dienst zeichnete sich Esra aus – er war ein „bereitwilliger Schriftgelehrter“, der mit Leidenschaft und Treue diente.


Esras Auftrag

Esra war jedoch nicht nur Gelehrter, sondern auch geistlicher Leiter. Man nimmt an, dass er nicht nur das Buch Esra, sondern auch die Chronikbücher (1. und 2. Chronik) verfasst oder zusammengestellt hat.

Das Buch Esra beschreibt die Rückkehr des jüdischen Volkes ins Heimatland in zwei großen Wellen:

  1. Die erste Gruppe kam unter der Leitung von Serubbabel, nachdem König Kyrus von Persien einen Erlass erließ, der den Juden erlaubte, nach Jerusalem zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen (vgl. Esra 1–2).
  2. Esra selbst führte die zweite Gruppe einige Jahre später zurück, wie in Esra 7 berichtet.

„Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun und in Israel Gesetz und Recht zu lehren.“
(Esra 7,10)

Doch als Esra zurückkehrte, stellte er fest, dass das Volk wieder in Sünde gefallen war – unter anderem durch Mischehen mit fremden Frauen, die schon Salomo zur Sünde verleitet und zur Spaltung Israels beigetragen hatten (vgl. Esra 9–10).

Mit seiner Kenntnis des Gesetzes konfrontierte Esra diese Sünden und führte das Volk zurück zu Buße und Gehorsam.


Warum ehrte Gott Esra?

Esra war kein Prophet wie Daniel oder Hesekiel. Er empfing keine Visionen oder übernatürlichen Offenbarungen. Doch er hatte ein aufrichtiges Herz, eine tiefe Liebe zu Gottes Wort und eine Leidenschaft, das Volk Gottes zu lehren und zu erneuern.

Sein Name „Esra“ bedeutet „Hilfe“ – und tatsächlich wurde er zu einer großen Hilfe für Israel, indem er geistliche Erneuerung brachte und den wahren Gottesdienst wiederherstellte.

Weil Esra treu war, ehrte Gott ihn. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass Gott diejenigen hoch schätzt, die anderen dienen und für Gerechtigkeit eintreten – auch wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen.

Das Buch Esra ist ein kraftvoller Bericht über Wiederherstellung, Leitung und geistliche Erneuerung. Es lehrt uns:

  • Gottes Wort zu kennen,
  • es im eigenen Leben zu befolgen,
  • und es anderen weiterzugeben.

Nimm dir Zeit, das Buch Esra selbst zu lesen – du wirst viele Schätze entdecken, die dir vielleicht bisher verborgen waren.

„Die Hand des HERRN, meines Gottes, war über mir.“
(Esra 7,28)

Gott segne dich!

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Über den Autor

Rogath Henry editor

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