In Johannes 21,15–23 begegnen wir einem der persönlichsten und lehrreichsten Gespräche zwischen Jesus und dem Apostel Petrus. Nach Seiner Auferstehung stellt Jesus Petrus wieder her und gibt ihm einen Blick in seine Zukunft. Doch was darauf folgt, enthüllt eine menschliche Schwäche, die uns allen vertraut ist: den Vergleich.
Als Petrus nach dem Schicksal eines anderen Jüngers fragt, antwortet Jesus mit einer einfachen, aber kraftvollen Wahrheit:
„Was geht dich das an? Folge du mir nach!“ — Johannes 21,22
Diese Begebenheit lädt uns ein, über unsere persönliche Berufung, die Gefahr des Vergleichens und die Notwendigkeit nachzudenken, Christus treu zu folgen – ungeachtet des Weges anderer.
Nachdem Petrus Jesus dreimal verleugnet hatte (Johannes 18,15–27), stellt Jesus ihn gnädig wieder her mit einer dreifachen Frage:
„Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ — Johannes 21,15–17
Jedes Mal, wenn Petrus seine Liebe bekennt, antwortet Jesus mit:
Das ist nicht nur persönliche Wiederherstellung – es ist Petrus’ apostolische Wiedereinsetzung. Jesus bestätigt seine Leitungsrolle in der frühen Gemeinde (vgl. 1. Petrus 5,1–3). Es zeigt, dass Versagen einen Gläubigen nicht disqualifiziert, wenn echte Reue und Liebe zu Christus vorhanden sind.
Jesus fährt mit einer ernsten Prophezeiung fort:
„Als du jung warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken…“ — Johannes 21,18
Der Ausdruck „die Hände ausstrecken“ war eine bekannte Redewendung für Kreuzigung. Johannes erklärt:
„Das sagte er, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen würde.“ — Johannes 21,19
Nach der kirchlichen Überlieferung (z. B. Origenes, Eusebius) wurde Petrus in Rom gekreuzigt – mit dem Kopf nach unten –, weil er sich unwürdig fühlte, auf dieselbe Weise wie sein Herr zu sterben.
Das erinnert uns daran, dass Jüngerschaft Opfer bedeutet und dass wahre Liebe zu Christus auch die Bereitschaft einschließt, für Seinen Namen zu leiden (vgl. Philipper 1,29; Lukas 9,23).
Nachdem Petrus von seinem eigenen Schicksal gehört hat, wendet er sich um, sieht Johannes, „den Jünger, den Jesus liebte“, und fragt:
„Herr, was wird aber mit diesem?“ — Johannes 21,21
Im Grunde meint er: „Wenn ich leiden und sterben muss, was wird mit ihm geschehen?“ – Ein sehr menschlicher Moment, denn der Vergleich mit anderen ist eine Versuchung, die wir alle kennen.
Jesus antwortet:
„Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme – was geht dich das an? Folge du mir nach!“ — Johannes 21,22
Mit anderen Worten: „Selbst wenn ich für Johannes einen ganz anderen Weg vorgesehen habe, betrifft dich das nicht. Deine Aufgabe ist, mir zu folgen.“
Diese Antwort offenbart zwei wichtige Wahrheiten:
Jesu Worte korrigieren auch die falsche Annahme, dass Gottes Gunst an Leichtigkeit oder Leid gemessen wird. Johannes mochte lange leben (was er tat), während Petrus den Märtyrertod erlitt – doch beide verherrlichten Gott auf ihrem jeweiligen Weg.
Vergleich führt zu Eifersucht, Unsicherheit und geistlicher Erschöpfung. Viele Christen kämpfen mit Gedanken wie:
Doch die Schrift warnt uns:
„Ein jeder prüfe aber sein eigenes Werk… denn jeder wird seine eigene Last tragen.“ — Galater 6,4–5 „Sind etwa alle Apostel? Sind alle Propheten?“ — 1. Korinther 12,29–30
Statt Nachahmung sind wir zur Treue berufen. Wie im Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25,14–30) belohnt Gott nicht, wie viel wir empfangen haben, sondern wie treu wir das einsetzen, was uns gegeben wurde.
Johannes, der Verfasser des Evangeliums, erklärt:
„Da ging nun unter den Brüdern das Gerede um, jener Jünger werde nicht sterben. Doch Jesus hatte nicht gesagt, dass er nicht sterben würde…“ — Johannes 21,23
Ein Missverständnis führte zu Gerüchten über Johannes’ Unsterblichkeit, das er selbst hier richtigstellt. Das zeigt, wie wichtig sorgfältige Auslegung der Worte Jesu ist – ohne eigene Annahmen hineinzuinterpretieren.
Johannes lebte tatsächlich ein langes Leben, wurde nach Patmos verbannt und empfing dort die Offenbarung Jesu Christi (Offenbarung 1,9). Sein Weg war anders, aber nicht weniger bedeutend als der von Petrus.
Die Botschaft ist klar: Gottes Berufung ist persönlich. Ob du eine große Gemeinde leitest oder treu in einem kleinen Dorf dienst – Gott schätzt deinen Gehorsam mehr als deinen Vergleich.
„Was immer ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“ — Kolosser 3,23 „Von den Verwaltern wird nur verlangt, dass sie treu erfunden werden.“ — 1. Korinther 4,2
Petrus’ Frage – „Herr, was wird mit diesem?“ – ist dieselbe, die wir oft stellen. Doch Jesu Antwort bleibt ewig gültig:
Du bist nicht berufen, den Weg eines anderen zu gehen. Du bist berufen, Jesus zu folgen, wohin Er dich führt. Miss deinen Wert nicht am Weg eines anderen – das Maß eines Lebens ist nicht der Vergleich, sondern der treue Gehorsam.
Möge der Herr dir Gnade schenken, mutig in deiner Berufung zu wandeln, treu in deinem Auftrag zu bleiben und voller Freude deinen Zweck zu erfüllen.
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