Durch wen treiben eure Söhne sie aus?

Durch wen treiben eure Söhne sie aus?

Matthäus 12,24–28 (Lutherbibel 2017):

24 Als die Pharisäer das hörten, sprachen sie: »Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch den Obersten der Dämonen, Beelzebul.«
25 Jesus aber kannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: »Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird wüst, und keine Stadt oder Haus, das mit sich selbst uneins ist, bleibt bestehen.
26 Wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst uneins; wie wird dann sein Reich bestehen?
27 Wenn ich aber die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
28 Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.«


Als Jesus von den Pharisäern beschuldigt wurde, die Dämonen durch die Macht Beelzebuls (auch bekannt als Baal-Zebul, eine philistäische Gottheit, die später mit Satan gleichgesetzt wurde) auszutreiben, antwortete er mit einer logisch und theologisch fundierten Verteidigung:

Ein geteiltes Reich kann nicht bestehen (Verse 25–26)

Jesus macht deutlich, dass wenn Satan seine eigenen Dämonen austreibt, dann ist sein Reich von innen heraus zerfallen – ein Widerspruch. Diese Argumentation widerlegt die Logik der Pharisäer. Ein gespaltenes Dämonenreich würde sich selbst zerstören, was eindeutig nicht Satans Strategie ist.

„Durch wen treiben eure Söhne sie aus?“ (Vers 27)

In dieser rhetorischen Frage beziehen sich „eure Söhne“ entweder auf jüdische Exorzisten oder auf Jünger, die Teil des pharisäischen Systems waren. Historisch betrieben Juden Exorzismen durch Gebet, Fasten oder den Namen Gottes (vgl. Apostelgeschichte 19,13–16 für einen neutestamentlichen Hinweis auf jüdische Exorzisten). Jesus stellt die Inkonsistenz der Pharisäer bloß: Wenn sie jüdische Exorzisten als von Gottes Kraft handelnd akzeptieren, warum lehnen sie dann Ihn ab – der mit größerer Autorität und Reinheit Dämonen austreibt?

Vollmacht durch den Geist Gottes (Vers 28)

Jesus betont, dass Er die Dämonen „durch den Geist Gottes“ austreibt, was eine klare göttliche Autorität zeigt. Dies ist ein Hinweis auf das Kommen des Reiches Gottes, wie es im Alten Testament verheißen wurde (Jesaja 61,1; Daniel 2,44). Jesus verknüpft seine Exorzismen direkt mit messianischer Erfüllung und dem Anbruch der Herrschaft Gottes auf Erden.


Exorzismus in der jüdischen Tradition

Die jüdische Tradition kannte verschiedene Formen des Exorzismus:

  • Johannes 5,1–9 beschreibt den Teich Bethesda, an dem ein Engel das Wasser bewegte, und der Erste, der hineinstieg, wurde geheilt. Dies kann als göttliches Eingreifen verstanden werden, das sowohl körperliche als auch geistliche Leiden betrifft.
  • Apostelgeschichte 19,13–16 berichtet von jüdischen Exorzisten, darunter die sieben Söhne des Skewa, die versuchten, im Namen Jesu Dämonen auszutreiben, jedoch ohne geistliche Vollmacht von einem Dämon überwältigt wurden. Das zeigt, dass geistliche Autorität wichtiger ist als bloße Methoden.

Jesus aber verließ sich nicht auf Rituale oder Wasser, sondern gebot mit göttlicher Vollmacht und erfüllte so Jesaja 61,1 (Lutherbibel 2017):

„Der Geist des HERRN, des HERRN, ist auf mir,
weil der HERR mich gesalbt hat,
den Elenden gute Botschaft zu verkündigen,
er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind,
Gefangenen Befreiung zu verkünden
und Blinden, dass sie wieder sehen,
Zerschlagene in Freiheit zu setzen.“


Anwendung und Warnung: Lästerung gegen den Heiligen Geist

Die Anschuldigung der Pharisäer berührte die unverzeihliche Sünde – die Lästerung gegen den Heiligen Geist:

Matthäus 12,31–32 (Lutherbibel 2017):

31 Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden,
32 aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben werden.

Diese Sünde tritt ein, wenn jemand wissentlich die Werke des Heiligen Geistes dem Satan zuschreibt und das offensichtliche Wirken Gottes bei vollem Bewusstsein ablehnt. Es zeigt ein verhärtetes Herz und geistige Blindheit.


Zeitgenössische Reflexion: Unterscheidungsvermögen und Ehrfurcht

Heute müssen wir vorsichtig sein, nicht vorschnell zu urteilen, wenn wir die Kraft Gottes wirken sehen – sei es in Heilung, Befreiung oder Prophezeiung. Nicht jede übernatürliche Erscheinung ist dämonisch. Wir sollen die Geister prüfen (1. Johannes 4,1), aber auch vermeiden, aus Unwissenheit oder Eifersucht das Werk des Heiligen Geistes zu verleumden.

Prediger 5,2 (Lutherbibel 2017):

»Sei nicht unbesonnen mit deinem Munde,
und dein Herz sei nicht hastig, vor Gott zu reden.«


Fazit

Jesu Frage „Durch wen treiben eure Söhne sie aus?“ war nicht nur rhetorisch – sie entlarvte Heuchelei und zwang die Pharisäer, ihre Doppelstandards zu erkennen. Sie bleibt eine Mahnung für uns heute, geistliches Unterscheidungsvermögen statt Verdacht walten zu lassen, wenn wir geistliche Aktivitäten beurteilen.

Möge der Herr uns Demut, Weisheit und Ehrfurcht vor den Dingen des Geistes schenken.


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Über den Autor

Rehema Jonathan editor

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