Was bedeutet „vergelten“ oder „rächen“ in der Bibel?
Im biblischen Kontext steht es oft für Gottes Eingreifen, um Korrektur oder Gericht über Menschen oder Nationen zu bringen, die sich durch Sünde oder Ungehorsam von Ihm entfernt haben. Wenn wir sagen: „Jemand wurde von Gott getroffen“, meinen wir oft, dass Gott Züchtigung oder Strafe zugelassen hat nicht aus Rache, sondern zur Umkehr.
Ja, die Heilige Schrift macht deutlich, dass Gott sowohl die Gottlosen als auch sein eigenes Volk züchtigt, wenn sie von seinen Wegen abweichen. Doch Gottes Strafe ist niemals von blinder Rache getrieben – sie zielt immer auf Reue und Wiederherstellung ab.
„Denn wen der HERR liebt, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.“
– Sprüche 3,12 (Lutherbibel 2017)
Gottes Zurechtweisung ist ein Ausdruck seiner Liebe, nicht seines Zorns. Er korrigiert, um uns zurück zu seinem Willen zu führen, nicht um uns zu vernichten.
Wenn Menschen persönliches, nationales oder weltweites Leid erfahren, kann das ein göttlicher Weckruf sein. Gott gebraucht solche Zeiten, um sein Volk zur Umkehr und Rückkehr zu sich aufzurufen.
„Wenn mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt, betet, mein Angesicht sucht und sich von seinen bösen Wegen bekehrt, so will ich vom Himmel her hören, ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“
– 2. Chronik 7,14 (Lutherbibel 2017)
Wo echte Reue geschieht, nimmt Gott oft das Gericht hinweg und stellt wieder her.
Ein anschauliches Beispiel ist der Prophet Jona, der vor Gottes Berufung floh. In seinem Versuch, Gottes Auftrag zu entkommen, geriet er in einen Sturm und wurde von einem großen Fisch verschlungen.
„Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.“
– Jona 2,1 (Lutherbibel 2017)
Jonas Leiden führten ihn zur Umkehr. In der Tiefe seiner Not betete er zu Gott, der ihn rettete und ihm eine zweite Chance gab (Jona 2–3). Dies zeigt: Gottes Züchtigung dient der Korrektur, nicht der Zerstörung.
Die Bibel lehrt, dass Sünde Auswirkungen auf kommende Generationen haben kann:
„Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen.“
– 2. Mose 20,5 (Lutherbibel 2017)
Dies bedeutet nicht, dass Gott Unschuldige bestraft, sondern dass Sünde eine zerstörerische Wirkung entfalten kann, wenn sie von Generation zu Generation weitergegeben wird. Doch durch Umkehr und Gehorsam kann dieser Kreislauf durchbrochen werden.
„[…] und lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied.“
– 2. Mose 34,7 (Lutherbibel 2017)
In Christus haben Gläubige Autorität, dem Bösen zu widerstehen und geistliche Festungen im Gebet, durch die Wahrheit und durch Gottes Wort niederzureißen.
„Denn obwohl wir im Fleisch leben, kämpfen wir doch nicht nach dem Fleisch; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, Festungen zu zerstören.“
– 2. Korinther 10,3–4 (Lutherbibel 2017)
„Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.“
– 2. Korinther 10,5 (Lutherbibel 2017)
Gläubige „vergelten“ dem Feind auf geistliche Weise: durch das Bekenntnis der Wahrheit, das Überwinden von Versuchungen und das Eintreten im Gebet für andere.
Durch das Gebet
„Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen.“
– Epheser 6,18 (Lutherbibel 2017)
Durch das Wort Gottes
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert […]“
– Hebräer 4,12 (Lutherbibel 2017)
Durch das Predigen des Evangeliums
„Predige das Wort, steh dazu, es sei zur rechten Zeit oder zur Unzeit; strafe, weise zurecht, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“
– 2. Timotheus 4,2 (Lutherbibel 2017)
Gottes Gericht ist nie ziellos. Es soll zur Umkehr führen, Gerechtigkeit wiederherstellen und uns näher zu Ihm bringen. So wie ein liebender Vater sein Kind korrigiert, züchtigt Gott seine Kinder – zu ihrem Besten.
„Wenn ihr Züchtigung erduldet, so ergeht es euch wie Söhnen; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?“
– Hebräer 12,7 (Lutherbibel 2017)
Lassen wir uns durch seine Zurechtweisung demütigen, wenden wir uns von der Sünde ab und gehen wir in der Freiheit und Autorität, die Christus uns gegeben hat.
Maranatha – Komm, Herr Jesus!
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