Title Juli 2022

Wer waren die „Söhne der Propheten“?

Frage: In der Bibel begegnet uns immer wieder der Ausdruck „Söhne der Propheten“. Wer genau waren diese Männer? Welche Rolle spielten sie, und warum wurden sie so genannt? Gibt es solche Menschen auch heute noch?

Antwort: Im Alten Testament wird tatsächlich eine Gruppe von Männern als „Söhne der Propheten“ bezeichnet. Sie werden an mehreren Stellen erwähnt (siehe 1. Könige 20,35; 2. Könige 2,3.5.7; 2. Könige 4,1).

Diese „Söhne der Propheten“ waren prophetische Jünger – Männer, die sich dem Studium und der Bewahrung der prophetischen Überlieferung widmeten, die von früheren Propheten weitergegeben wurde. Sie waren nicht zwangsläufig selbst Propheten im vollen Sinne, sondern eher Schüler oder Lehrlinge unter der Leitung eines erfahrenen Propheten.

Theologischer Hintergrund:

Prophetie im Alten Testament war ein göttliches Geschenk, das durch den Heiligen Geist verliehen wurde. Es war keine Fähigkeit, die man sich durch menschliches Training aneignen konnte, sondern wurde souverän von Gott gegeben.

4. Mose 11,25:
„Da kam der HERR hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, weissagten sie, aber danach nicht mehr.“

4. Mose 12,6–8:
„Hört meine Worte! Ist jemand unter euch ein Prophet des HERRN, dem will ich mich kundtun in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose. […] Von Mund zu Mund rede ich mit ihm und nicht in dunklen Worten.“

Die „Söhne der Propheten“ lernten also die prophetische Überlieferung kennen, um Gottes Offenbarungen richtig zu verstehen und falsche Prophetie zu vermeiden. Sie studierten die früheren Schriften und Aussprüche von Propheten wie Mose, Jesaja, Jeremia und anderen, um sicherzustellen, dass neue prophetische Botschaften mit Gottes geoffenbarter Wahrheit übereinstimmten.

Zweck der „Söhne der Propheten“:

Ihre Aufgabe war es, Gottes Wort zu prüfen und zu bestätigen, indem sie neue Offenbarungen mit früheren Prophezeiungen abglichen. Das war notwendig, denn Gottes Wort ist beständig und widerspricht sich nicht.

Psalm 119,89:
„HERR, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht.“

Jesaja 40,8:
„Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“

Ein Prophet musste im Einklang mit der Schrift und den wahren Propheten vor ihm reden.

Biblisches Beispiel:

Jeremia – selbst einer der „Söhne der Propheten“ – verkündigte, dass Israel ins Exil nach Babylon geführt würde:

Jeremia 25,8–11:
(Zusammengefasst) Wegen der Sünde des Volkes kündigte Gott Gericht und die babylonische Gefangenschaft an.

Jeremia verglich seine Visionen mit früheren Prophezeiungen, etwa von Jesaja, der ebenfalls Gottes Gericht ankündigte:

Jesaja 13,6–13:
„Heult, denn der Tag des HERRN ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.“

Jeremia stellte sich auch dem falschen Propheten Hananja entgegen, der Frieden prophezeite – im Widerspruch zu Gottes Wort.

Jeremia 28,7–8:

„Nur höre doch dieses Wort, das ich vor deinen Ohren und vor den Ohren des ganzen Volks rede: Die Propheten, die vor mir und vor dir von alters her gewesen sind, die weissagten über viele Länder und große Königreiche von Krieg, Unheil und Pest.“

Jeremia 28,15–17:

„Da sprach der Prophet Jeremia zu dem Propheten Hananja: Höre, Hananja! Der HERR hat dich nicht gesandt, und du hast dies Volk verleitet, auf Lügen zu vertrauen. Darum spricht der HERR: Siehe, ich will dich von der Erde nehmen; noch in diesem Jahr wirst du sterben, denn du hast Auflehnung gegen den HERRN gepredigt. Und der Prophet Hananja starb in demselben Jahr im siebenten Monat.“

Moderne Fehlanwendung:

Leider wird der Begriff „Söhne der Propheten“ heute oft missbraucht. Manche Leiter nennen sich selbst „Oberpropheten“ und ihre Anhänger „Söhne der Propheten“ – und lehren sie angebliche Techniken, um Visionen zu empfangen oder Salböl herzustellen. Solche Praktiken stellen äußere Formen über die biblische Wahrheit und weichen vom biblischen Verständnis ab, nach dem Prophetie ein souveränes Wirken des Heiligen Geistes ist – kein erlernbares Handwerk.

Prophetie heute:

Echte Prophetie muss heute immer mit der Heiligen Schrift übereinstimmen.

2. Timotheus 3,16–17:

„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“

1. Korinther 14,29:

„Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die andern sollen es prüfen.“

Unsere „geistlichen Väter“ sind nicht Menschen oder religiöse Führer, sondern die biblischen Propheten und Apostel – Männer wie Mose, Jesaja, Jeremia, Petrus, Johannes und Paulus, die unter der Leitung des Heiligen Geistes sprachen:

Epheser 2,20:

„Erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.“

Joel 3,14:

„Scharen über Scharen im Tal der Entscheidung; denn des HERRN Tag ist nahe im Tal der Entscheidung.“


Shalom.

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Wohin stürzten sich die Schweine? Eine theologische Betrachtung zu Markus 5,13

Markus 5,12–13 (LUT 2017):

„Und die unreinen Geister baten ihn und sprachen: Lass uns in die Schweine fahren!
Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die unreinen Geister aus und fuhren in die Schweine.
Und der ganze Schwarm, etwa zweitausend, stürzte den Abhang hinunter in den See, und sie ertranken im See.“

Diese eindrucksvolle Begebenheit ereignet sich unmittelbar nachdem Jesus einem Mann begegnet, der von einer Vielzahl von Dämonen besessen ist – in der Region der Gerasener. Die Dämonen, die sich selbst als „Legion“ bezeichnen (Markus 5,9), flehen Jesus an, sie nicht aus dem Gebiet zu verbannen, sondern in eine Herde Schweine zu schicken. Jesus – der seine völlige Autorität über dämonische Mächte demonstriert – gewährt ihre Bitte. Was dann geschieht, ist dramatisch und zugleich tief symbolisch: Die gesamte Herde von etwa zweitausend Schweinen stürzt sofort den steilen Abhang hinunter in den See Genezareth und ertrinkt.

Im Swahili wird das Wort für „Abhang“ mit genge übersetzt – ein Begriff, der nicht etwa einen Markt bezeichnet, wie manche meinen könnten, sondern eine steinige, abschüssige Böschung. Ein genge besteht meist aus Felsen, ist rutschig und gefährlich. Im Gegensatz zu weichen, erdigen Hängen bietet ein felsiger Abhang kaum Halt – wer einmal zu rutschen beginnt, gewinnt schnell an Geschwindigkeit und ist kaum mehr aufzuhalten.

Theologische Bedeutung:

Dieses Bild ist mehr als nur dramatisch – es ist zutiefst symbolisch. Die Schweine, die von Dämonen besessen waren, rennen kopfüber in ihren Untergang. Es ist ein starkes Sinnbild dafür, was dämonischer Einfluss verursacht: einen unaufhaltsamen Kurs in Richtung Zerstörung. Der rutschige Hang steht für die verhängnisvolle Dynamik der Sünde – wie geistliche Gebundenheit Menschen unaufhaltsam dem Tod zuführen kann.

Römer 6,23 (LUT 2017):

„Denn der Sünde Sold ist der Tod; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“

So wie die besessenen Schweine in den Tod stürzten, ist auch der Mensch in der Gefahr des Verderbens, wenn er unter der Herrschaft der Sünde oder dämonischer Mächte steht. Doch Gott sei Dank – in Jesus Christus ist Befreiung möglich! Kein Dämon ist ihm zu mächtig, keine Fessel zu tief. Jesus hat nicht nur Autorität über das Dämonische – er schenkt auch vollständige Wiederherstellung und Freiheit.

1. Johannes 4,4 (LUT 2017):

„Kinder, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“

Unsere Körper sind nicht dafür bestimmt, Gefäße für dämonische Mächte zu sein. Die Bibel lehrt uns, dass unsere Leiber Tempel des Heiligen Geistes sind.

1. Korinther 6,19 (LUT 2017):

„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“

Deshalb sind wir aufgerufen, den Heiligen Geist zu suchen – den, der heiligt, stärkt und ins Leben führt. Aber wie empfangen wir ihn?


Der Weg zum Empfang des Heiligen Geistes

Apostelgeschichte 2,37–39 (LUT 2017):

„Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?
Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
Denn euch gilt diese Verheißung und euren Kindern und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“

Dies ist die biblische Grundlage für den Empfang des Heiligen Geistes:

  • Buße: Eine echte Umkehr vom sündigen Weg und Hingabe an Gott.

  • Taufe: Ein öffentliches Bekenntnis des Glaubens und der Reinigung von Sünde.

  • Glaube an Jesus Christus: Der einzige Name, durch den wir gerettet werden können (vgl. Apostelgeschichte 4,12).

Wer diese Schritte mit aufrichtigem Herzen geht, empfängt die Verheißung des Heiligen Geistes – eine Kraft, die das Leben von innen heraus verwandelt.

Maranatha – Der Herr kommt!


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