(2. Timotheus 2,15)
In der Bibel hat das Wort „Scham“ ein tiefes geistliches und moralisches Gewicht. Es geht nicht einfach nur um Verlegenheit – vielmehr um das Gefühl der Schuld oder Bloßstellung, besonders wenn unser Verhalten als sündhaft, heuchlerisch oder Gottes Maßstäben nicht entsprechend entlarvt wird. Theologisch gesehen ist Scham oft ein Spiegel dafür, dass man an Gottes Maßstab gescheitert ist oder sich vor dem Gericht – sei es von Gott oder von Menschen – fürchtet.
2. Timotheus 2,15 (LUT 2017): „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als ein angesehener und untadeliger Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“
Hier spricht Paulus ganz direkt zu Timotheus, einem jungen Diener Gottes. Er fordert ihn auf, so zu leben und zu lehren, dass er Gottes Anerkennung erhält. Wenn Paulus davon spricht, dass man sich nicht schämen muss, meint er ganz klar: Es gibt Grund zur Scham, wenn jemand das Wort Gottes falsch auslegt, selbst in Sünde lebt oder das, was er predigt, nicht auch lebt.
Was Paulus hier betont, ist geistliche Integrität. Ein Diener Gottes – vor allem ein Lehrer – muss nicht nur die Wahrheit verkünden, sondern sie auch leben. Wenn unser Leben dem widerspricht, was wir lehren, führt das unweigerlich zur Scham (vgl. Jakobus 3,1).
Stell dir vor, Timotheus würde heimlich trinken, während er öffentlich Selbstbeherrschung predigt. In so einem Fall würde er sich völlig ungeeignet fühlen, über Sünde zu sprechen – mit gutem Grund. Aber wenn er gerade in diesem Bereich ein vorbildliches Leben führt, kann er mit Zuversicht auftreten. Ein aufrichtiges Leben nimmt der Scham den Raum.
„Denn wenn ich euch gegenüber mit ihm gerühmt habe, bin ich nicht zuschanden geworden, sondern wie wir alles in Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen gegenüber Titus Wahrheit geworden.“
Paulus freut sich hier, dass sein Vertrauen in die Gemeinde nicht enttäuscht wurde. Das zeigt: Wenn Christen treu und glaubwürdig leben, dann bringen sie nicht nur sich selbst Ehre, sondern auch denen, die ihnen geistlich vorstehen.
„Wenn aber jemand unserem Wort in diesem Brief nicht gehorcht, den merkt euch und habt nichts mit ihm zu tun, damit er sich schäme.“
Scham kann auch ein Werkzeug der Korrektur sein. Paulus fordert hier, dass ungehorsame Gläubige zur Einsicht gebracht werden – nicht durch Ausgrenzung aus Hass, sondern damit sie über ihr Verhalten nachdenken und umkehren. Das entspricht dem biblischen Prinzip der Gemeindezucht (vgl. Matthäus 18,15–17), das immer auf Wiederherstellung zielt.
„Soll dein unmäßiges Gerede die Leute zum Schweigen bringen? Sollst du spotten, ohne dass dich jemand beschämt?“
Zophar stellt Hiobs Worte in Frage. Er meint: Wer hochmütig und leer redet, der braucht eine klare Antwort – damit er sich schämt und sich hinterfragt. Hier zeigt sich: Falsches Reden verdient öffentlichen Widerspruch, damit Schaden abgewendet wird.
„Aber Gott der HERR hilft mir; darum werde ich nicht zuschanden. Darum habe ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.“
Was für eine kraftvolle Aussage! Jesaja drückt hier tiefes Vertrauen in Gottes Hilfe aus. Auch wenn er verfolgt wird, bleibt er standhaft. Wer im Willen Gottes geht, muss keine Scham fürchten – selbst im Leiden.
Biblisch gesehen ist Scham nicht nur ein inneres Gefühl – sie zeigt den geistlichen Zustand unseres Herzens. Scham kann zwei Dinge offenbaren:
Paulus zeigt uns, dass wir Scham vermeiden können, wenn wir das Wort Gottes treu auslegen und ein Leben führen, das mit dem Evangelium übereinstimmt (vgl. Titus 2,7–8). Es geht nicht nur darum, die Wahrheit zu kennen, sondern sie mit Echtheit, Demut und Mut zu leben.
Als Christen sind wir berufen, ohne Scham vor Gott zu stehen – nicht aus eigener Kraft, sondern durch Gnade, durch Gehorsam und mit einem aufrichtigen Herzen.
Der Herr segne dich und stärke dich, damit du in Wahrheit leben und dienen kannst – ohne Scham.
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