(Verständnis von Jeremia 31,30 und seiner theologischen Bedeutung)
In Jeremia 31,30 heißt es in der Bibel:
„Sondern jeder wird für seine eigene Schuld sterben. Wer saure Trauben isst, dem werden die Zähne stumpf.“(Jeremia 31,30, Lutherbibel 2017)
Dieser Vers klingt zunächst vielleicht merkwürdig, doch er enthält eine tiefgreifende Wahrheit über persönliche Verantwortung, Gottes Gerechtigkeit und das Versprechen des Neuen Bundes durch Jesus Christus.
Was war das Problem in Israel?Im alten Israel gab es eine weit verbreitete Redensart:
„Die Eltern haben saure Trauben gegessen, und die Zähne der Kinder sind stumpf geworden.“(Jeremia 31,29, Lutherbibel 2017)
Das bedeutete: „Wir leiden heute wegen der Sünden unserer Väter.“Man gab also der älteren Generation die Schuld an den Problemen der aktuellen. Doch durch den Propheten Jeremia korrigierte Gott dieses Denken. Er machte klar: Jeder ist für seine eigenen Sünden verantwortlich.
Gott ist gerecht (siehe 5. Mose 32,4), und seine Gerechtigkeit bestraft nicht Unschuldige für die Schuld anderer. Das spiegelt seinen moralischen Charakter wider: Er „hat keinen Ansehen der Person“ (Römer 2,11).
Auch wenn die Folgen der Sünde Generationen betreffen können (vgl. 2. Mose 20,5), macht Gott hier deutlich, dass die Strafe für die Sünde nicht vererbt wird. Das wird auch in
„Die Seele, die sündigt, soll sterben. Der Sohn soll nicht die Schuld des Vaters tragen, und der Vater soll nicht die Schuld des Sohnes tragen.“(Hesekiel 18,20, Einheitsübersetzung)
noch einmal betont.
Kurz gesagt sagte Gott: „Hört auf, euren Eltern die Schuld zu geben. Eure Beziehung zu mir hängt von euren eigenen Entscheidungen ab.“
Warum das Bild der sauren Trauben?Das Bild der sauren Trauben ist eine Metapher. Natürlich reagiert jemand, der saures Obst isst, mit stumpfen Zähnen. Es wäre unvernünftig zu erwarten, dass jemand anderes unter den Folgen dessen leidet, was du gegessen hast. So ist es auch mit Sünde und Gericht: Jeder trägt die Folgen seiner eigenen Taten.
Diese Metapher zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit persönlich und fair ist. Er richtet nach individueller Verantwortung, nicht nach familiärer oder stammesmäßiger Zugehörigkeit.
Das Versprechen eines Neuen Bundes (Jeremia 31,31–34)Gott blieb nicht bei der Korrektur ihres falschen Glaubens stehen – er schenkte ihnen Hoffnung. Er versprach eine neue Art von Beziehung zu seinem Volk:
„Es kommen Tage, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund,nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland herauszuführen, meinen Bund, den sie gebrochen haben, obwohl ich ihr Herr war, spricht der HERR.Sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach diesen Tagen, spricht der HERR: Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es auf ihr Herz; ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“(Jeremia 31,31–33, Einheitsübersetzung)
Erfüllung:Diese Prophezeiung weist auf Jesus Christus und den Neuen Bund hin, den er durch Tod und Auferstehung begründet hat (vgl. Hebräer 8,6–13). Unter diesem Bund:
Wird Gottes Gesetz durch den Heiligen Geist ins Herz geschrieben (Römer 8,4–9).
Ist das Heil persönlich – es wird durch Glauben empfangen, nicht durch Abstammung oder Tradition (Johannes 1,12–13; Römer 10,9–10).
Ist jede Person eingeladen, aber jede muss persönlich antworten.
Heil ist persönlich, nicht kollektivObwohl das Heil durch Jesus allen offensteht, wird es nicht vererbt oder stellvertretend angenommen. Es ist eine persönliche Entscheidung zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium.
Deshalb sagt Galater 6,5:
„Jeder soll seine eigene Last tragen.“(Galater 6,5, Lutherbibel 2017)
Im Reich Gottes kann man nicht durch die Eltern, den Pastor oder die Kultur gerettet werden. Jeder wird vor Gott für sein eigenes Leben und seine Reaktion auf seine Gnade stehen.
Was bedeutet das heute für uns?
Übernimm persönliche Verantwortung vor Gott.
Verstecke dich nicht hinter Ausreden oder Schuldzuweisungen.
Antworte persönlich auf das Evangelium.
Jesus bietet jedem, der im Glauben zu ihm kommt, Vergebung und ein neues Herz an.
Teile die Wahrheit.Viele glauben noch, sie seien „gut genug“ oder „geschützt“ wegen ihrer Herkunft oder Familie. Das Evangelium fordert jeden Menschen auf, seine eigene Entscheidung zu treffen.
„Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das, was er getan hat, während er im Leib war, es sei gut oder böse.“(2. Korinther 5,10, Lutherbibel 2017)
FazitJeremia 31,30 erinnert uns daran, dass Gott jeden Einzelnen persönlich verantwortlich macht. Unter dem Neuen Bund, der durch Christus geschlossen wurde, ist das Heil persönlich – ebenso wie das Gericht. Aber die gute Nachricht ist: Die Gnade ist ebenfalls persönlich. Gott schenkt jedem, der an Jesus glaubt, ein neues Herz, Vergebung und ewiges Leben.
„Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“(Römer 10,13, Lutherbibel 2017)
Wenn dich diese Botschaft anspricht, teile sie heute mit jemandem. Vielleicht ist es die Wahrheit, nach der seine Seele sich schon lange sehnt.
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