Einleitung
Die Aussage, dass der Mensch „im Bild und in der Ähnlichkeit Gottes“ geschaffen wurde, gehört zu den tiefgreifendsten Wahrheiten der Bibel. Sie hebt den Menschen von der restlichen Schöpfung ab und prägt unser Verständnis von Identität, Berufung und Bestimmung. Doch was bedeutet das konkret? Um diese Frage zu beantworten, wollen wir sowohl biblische Aussagen als auch theologische Grundlagen betrachten.
📖 1. Mose 1,26–27
„Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen … Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“
Schon auf den ersten Seiten der Bibel sehen wir: Der Mensch ist kein Zufallsprodukt, sondern bewusst als Abbild Gottes geschaffen – mit Würde, Verantwortung und Beziehung zu seinem Schöpfer.
Der Begriff Imago Dei beschreibt die geistliche, moralische, intellektuelle und beziehungsorientierte Natur des Menschen, die Gottes Eigenschaften widerspiegelt.
Zu den wichtigsten Merkmalen gehören:
„…so sind sie sich selbst ein Gesetz, da sie zeigen, dass das Werk des Gesetzes geschrieben ist in ihre Herzen, wie ihr Gewissen es bezeugt.“
„Wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.“
„Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“
„Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst.“
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ 📖 Matthäus 22,37–39 „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Beispiel aus dem Neuen Testament: 📖 Epheser 4,24
„Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“
Das zeigt: Gerechtigkeit und Heiligkeit gehören zum göttlichen Bild, das durch die geistliche Wiedergeburt erneuert wird.
Gott ist Geist (vgl. Johannes 4,24), doch die „Ähnlichkeit“ kann bedeuten, dass Gott dem Menschen eine Form gegeben hat, die gewisse göttliche Eigenschaften spiegelt.
In der Bibel finden sich sogenannte Theophanien – Erscheinungen Gottes in menschlicher Gestalt:
📖 1. Mose 18,1–3 – Gott erscheint Abraham 📖 2. Mose 33,11 – „Der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet.“
Und im Neuen Testament wird deutlich, dass Christus vor seiner Menschwerdung in göttlicher Gestalt existierte:
📖 Philipper 2,6–7
„Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich.“
Dies zeigt: Zwischen Gottes Wesen und menschlicher Gestalt gibt es eine gewollte Verbindung – ein Hinweis auf unsere gottgegebene Würde.
📖 Matthäus 5,48
„Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
Diese Aufforderung bedeutet nicht sündlose Perfektion, sondern geistliche Reife – ein Leben, das Gottes Charakter widerspiegelt. Und Gott befiehlt das, weil er weiß, dass es durch seinen Geist möglich ist.
📖 Römer 8,29
„Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, gleich sein sollen dem Bild seines Sohnes …“
Christus ist das vollkommene Bild Gottes, und Gott formt uns, ihm ähnlich zu werden.
Der Sündenfall (1. Mose 3) hat das Bild Gottes im Menschen nicht zerstört, aber beschädigt. Die Fähigkeit, Gott zu spiegeln, ist getrübt – aber nicht verloren.
📖 Kolosser 3,10
„Zieht den neuen Menschen an, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat.“
📖 2. Korinther 3,18
„Wir alle … spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern …“
Diese Veränderung geschieht durch Glauben an Christus und durch das Wirken des Heiligen Geistes in uns.
Nur der Mensch wurde im Bild Gottes geschaffen. Tiere gehören zur guten Schöpfung, aber sie haben kein moralisches Bewusstsein oder geistliches Verständnis.
📖 Psalm 8,6–7
„Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk.“
Diese Herrschaft ist ein Spiegel göttlicher Autorität, die dem Menschen anvertraut wurde.
Gottes Bild zeigt sich nicht in äußeren Worten, sondern in einer inneren Verwandlung, die sich in unserem Leben ausdrückt.
Praktisches Beispiel: Ein Mensch, der ohne Christus lebt, trägt vielleicht Hass in sich. Doch wenn der Heilige Geist das Herz erfüllt, wird dieser Hass durch Liebe ersetzt. Statt die Sünde zu lieben, beginnt man, sie zu hassen – so wie Gott.
📖 Galater 5,22–23
„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit …“
Diese Früchte sind ein lebendiger Ausdruck des Bildes Gottes in uns.
Im Bild und in der Ähnlichkeit Gottes geschaffen zu sein bedeutet, dass wir dazu berufen sind, seinen Charakter zu widerspiegeln, Verantwortung für seine Schöpfung zu tragen und in inniger Beziehung mit ihm zu leben. Das ist unsere höchste Bestimmung. Die Sünde hat dieses Bild verzerrt – aber Christus kam, um es wiederherzustellen. Durch ihn und durch den Heiligen Geist werden wir befähigt, als wahre Ebenbilder Gottes zu leben.
🕊️ Möge der Herr uns täglich verwandeln in sein Bild, während wir in seiner Nähe leben.
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