Was bedeutet „das Gesetz und die Propheten“?

Was bedeutet „das Gesetz und die Propheten“?

Frage:

Beim Lesen der Bibel begegnet uns häufig der Ausdruck „das Gesetz und die Propheten“. Aber was genau bedeutet diese Redewendung? Zum Beispiel sagt Jesus in:

Matthäus 7,12 (LUT 2017):
„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Denn das ist das Gesetz und die Propheten.“

Antwort:
Wenn Jesus von „dem Gesetz und den Propheten“ spricht, verwendet er eine geläufige jüdische Ausdrucksweise, die das gesamte Alte Testament zusammenfasst – also die hebräische Bibel. Diese Redewendung unterteilt die Heiligen Schriften grob in zwei Hauptbereiche:


1. Das Gesetz (Tora):

Dies bezieht sich auf die ersten fünf Bücher der Bibel, auch als Pentateuch oder die Bücher Mose bekannt:

    1. Mose (Genesis)

    1. Mose (Exodus)

    1. Mose (Levitikus)

    1. Mose (Numeri)

    1. Mose (Deuteronomium)

Diese Bücher enthalten die Erzählung der Schöpfung, die Geschichte der Erzväter (Abraham, Isaak, Jakob), den Auszug Israels aus Ägypten sowie die Übergabe des Gesetzes am Berg Sinai. Sie bilden das Fundament für das Verständnis von Gottes Bund mit Israel.


2. Die Propheten (Nevi’im):

Diese Kategorie umfasst sowohl die früheren Propheten (wie Josua, Richter, Samuel, Könige) als auch die späteren Propheten (wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die zwölf „kleinen Propheten“ von Hosea bis Maleachi).
Sie enthalten historische Berichte, göttliche Warnungen, messianische Verheißungen sowie Aufrufe zur Umkehr und zur Gerechtigkeit.

Zur Zeit Jesu wurde oft auch eine dritte Kategorie genannt: Die Schriften (Ketuvim) – darunter Psalmen, Sprüche, Hiob, Ruth u.a. In der alltäglichen Rede wurden diese manchmal ebenfalls unter „die Propheten“ zusammengefasst.


Theologische Bedeutung:

Als Jesus sagte, „das ist das Gesetz und die Propheten“, brachte er zum Ausdruck, dass sich der gesamte Inhalt des Alten Testaments in einem einzigen Prinzip zusammenfassen lässt: Liebe – eine Liebe, die sich in Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitgefühl gegenüber anderen zeigt.

Das entspricht auch einem anderen zentralen Wort Jesu:

Matthäus 22,37–40 (LUT 2017):
„‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.‘ Das ist das höchste und erste Gebot.
Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘
In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“

Jesus fasst hier das gesamte moralische und geistliche Gewicht des Alten Testaments in zwei Geboten zusammen: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. Diese Gebote sind nicht neu, sondern haben ihren Ursprung direkt in der Tora – siehe:

5. Mose 6,5 (LUT 2017):
„Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“

3. Mose 19,18 (LUT 2017):
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“


Bedeutung für Gläubige heute:

Auch als Gläubige des Neuen Bundes bleibt das Prinzip der Liebe das Fundament unseres Glaubens. Der Apostel Paulus betont dies deutlich:

Römer 13,10 (LUT 2017):
„Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“

Und auch im bekannten „Lied der Liebe“ macht Paulus klar:

1. Korinther 13,1–3 (LUT 2017):
„Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze.“

Ohne Liebe sind wir – ganz gleich, wie begabt oder fromm wir scheinen – geistlich leer.


Shalom.

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Über den Autor

Rose Makero editor

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