Lassen Sie uns den Abschnitt sorgfältig betrachten:
Johannes 11,14–16:
Da sagte ihnen Jesus offen heraus: Lazarus ist gestorben;
und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort gewesen bin,
damit ihr glaubt. Aber lasst uns zu ihm gehen.
Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den anderen Jüngern:
Lasst uns mit ihm gehen, damit wir mit ihm sterben.
Auf den ersten Blick scheint es, als wolle Thomas mit Lazarus sterben. Doch das ist ein Missverständnis des Textes.
Thomas meinte nicht, dass er mit Lazarus sterben wolle. Vielmehr drückte er seine Bereitschaft aus, mit Jesus zu gehen – selbst wenn das bedeutete, mit ihm in den Tod zu gehen.
Um Thomas’ Aussage vollständig zu verstehen, betrachten wir den weiteren Zusammenhang in Johannes 11,5–16:
Jesus liebte Martha, Maria und Lazarus (Johannes 11,5) – das zeigt die tiefen persönlichen Beziehungen, die er pflegte. Als Lazarus schwer erkrankte, zögerte Jesus zwei Tage lang mit dem Aufbruch (Johannes 11,6). Dies hatte einen größeren göttlichen Zweck: Gottes Herrlichkeit sollte durch das Wunder der Auferweckung des Lazarus offenbar werden (Johannes 11,4).
Als Jesus ankündigt, wieder nach Judäa zu gehen (Johannes 11,7), äußern die Jünger Angst – denn dort hatten Juden ihn zuvor zu steinigen versucht (Johannes 11,8). Jesu Antwort über das Wandeln im Licht oder in der Dunkelheit (Johannes 11,9–10) ist reich an theologischer Tiefe: Er selbst ist das Licht der Welt (Johannes 8,12), und wer ihm nachfolgt, wird nicht straucheln.
Jesus spricht von Lazarus, als ob er „schlafe“ (Johannes 11,11–13) – ein Bild für den Tod. Damit zeigt er, dass der Tod nicht das Ende ist, und dass er Macht über den Tod hat – ein zentraler christologischer Punkt, der auf Jesu Worte hinweist:
Johannes 11,25:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben,
auch wenn er stirbt.
Als Jesus dann ganz offen sagt, dass Lazarus gestorben ist (Johannes 11,14), macht er deutlich, dass dies den Glauben der Jünger stärken soll (Johannes 11,15). Trotz der Gefahr besteht er darauf, nach Judäa zu gehen.
Thomas’ Bemerkung:
„Lasst uns mit ihm gehen, damit wir mit ihm sterben“
(Johannes 11,16)
spiegelt seine Treue und Bereitschaft wider, mit Jesus in die Gefahr zu gehen.
Theologisch gesehen zeigt diese Aussage mehrere bedeutende Punkte:
Thomas’ Bereitschaft steht im Kontrast zu Petrus’ späterem Versagen (Lukas 22,31–34) – ein Beispiel menschlicher Schwäche trotz guter Absichten. Das Neue Testament betont immer wieder: Unsere Kraft kommt nicht aus uns selbst, sondern aus Gottes Gnade:
2. Korinther 12,9–10:
Lass dir an meiner Gnade genügen;
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
… Wenn ich schwach bin,
so bin ich stark.
Dieser Abschnitt fordert Gläubige dazu heraus, in Demut zu leben und sich nicht auf sich selbst, sondern auf Gottes Stärke zu verlassen. Echter Glaube bedeutet, unsere Begrenztheit anzuerkennen und Gott zu vertrauen – besonders angesichts von Leid und Tod.
Sei gesegnet!
Antwort: Lassen Sie uns diese Frage sorgfältig untersuchen, unter Verwendung der Lutherbibel 2017.
Richter 1,19 sagt:
„Und der HERR war mit Juda, sodass sie das Gebirge einnahmen. Aber sie konnten die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.“
Auf den ersten Blick könnte dieser Vers eine Begrenzung von Gottes Macht andeuten. Doch die theologische Bedeutung ist tiefer: Gottes „Unfähigkeit“ in diesem Zusammenhang liegt nicht an einem Mangel an Allmacht, sondern hängt mit der menschlichen Reaktion zusammen – insbesondere dem Glauben und Gehorsam seines Volkes.
Um das besser zu verstehen, lesen wir den Zusammenhang von Richter 1,17–19:
„Und Juda zog hin mit seinem Bruder Simeon, und sie schlugen die Kanaaniter, die in Zephat wohnten, und vollstreckten den Bann an ihr. So nannte man die Stadt Horma.
Und Juda nahm Gaza samt seinem Gebiet ein und Aschkelon samt seinem Gebiet und Ekron samt seinem Gebiet.
Und der HERR war mit Juda, sodass sie das Gebirge einnahmen. Aber sie konnten die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.“
Gottes Gegenwart und menschlicher Glaube
Die Aussage „Der HERR war mit Juda“ bestätigt Gottes Beistand im Kampf. Gottes Macht ist unbegrenzt, aber seine Segnungen sind oft abhängig vom Glauben und Gehorsam seines Volkes (vgl. 5. Mose 11,26–28; Josua 1,7–9). Judas Zögern, gegen stärkere Gegner mit eisernen Wagen zu kämpfen, zeigt einen Mangel an Vertrauen in Gottes Verheißung (vgl. 4. Mose 13–14 für ähnliche Beispiele).
Eiserne Wagen als Symbol militärischer Überlegenheit
Die eisernen Wagen der Kanaaniter symbolisieren fortschrittliche Kriegstechnik und Macht (vgl. Richter 4,3; 1. Samuel 13,5). Für die Israeliten, die auf Gottes Hilfe angewiesen waren und keine überlegene Waffentechnik hatten, stellten diese Wagen eine große Herausforderung dar. Judas Angst zeigt, wie menschliche Furcht Gottes Eingreifen behindern kann.
Gottes Souveränität und menschliche Verantwortung
Gott ist allmächtig (vgl. Psalm 115,3; Jeremia 32,17), doch er handelt oft durch den Glauben und das Handeln der Menschen. Das Scheitern Judas lag nicht an Gottes Machtmangel, sondern an mangelndem Vertrauen. Hebräer 11,6 lehrt:
„Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“
Die Rolle des Glaubens in Gottes Wirken
Jakobus 1,6–8 warnt vor zweifelndem Glauben:
„Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird.
Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde.
Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen.“
Auch hier gilt: Gott handelt nicht im Namen derer, die ihm nicht völlig vertrauen.
Gott handelt nicht ohne den Glauben seines Bundesvolkes
Diese Begebenheit zeigt, dass Gottes Wunder und Siege oft abhängig vom Glauben seines Volkes sind. Er ist nicht machtlos, aber er respektiert den freien Willen des Menschen. Es ist eine biblische Wahrheit, dass Sünde und Ungehorsam Gottes Segen und Sieg verhindern können (vgl. Jesaja 59,1–2):
„Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, dass er nicht hören könnte;
sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet.“
„Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse; wir aber denken an den Namen des HERRN, unseres Gottes.“
Der Herr segne dich!