Einleitung
Seid gegrüßt im Namen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus.
Heute denken wir über ein kraftvolles Thema der Heiligen Schrift nach – was es wirklich bedeutet, Jesus „vor das Lager“ hinaus zu folgen.
Dieser Ausdruck ist symbolisch, aber trägt eine tiefe theologische Botschaft, verwurzelt im Alten und Neuen Testament.
Er ruft uns zu Aufopferung, Demut und Mission.
1. Das Muster im Alten Bund
Im Alten Testament gab Gott klare Anweisungen für Opfer, die der Sühne der Sünde dienten.
Besonders beim Sündopfer (3. Mose 16) gab es zwei Orte: innerhalb und außerhalb des Lagers.
Innerhalb des Lagers:
Der Priester nahm das Blut des Opfertieres und sprengte es im Heiligtum vor den Herrn – ein Symbol für die Sühnung der Sünde (3. Mose 16,15–16).
Außerhalb des Lagers:
Der Rest des Tieres – Haut, Eingeweide und Unrat – wurde außerhalb des Lagers verbrannt, als Zeichen der vollständigen Reinigung (3. Mose 16,27).
Diese zweigeteilte Praxis offenbarte zwei geistliche Wahrheiten:
Wäre einer dieser Aspekte unvollständig, wäre das Opfer ungültig gewesen.
2. Erfüllung im Neuen Bund: Das Opfer Christi
Jesus Christus erfüllte dieses Muster durch sein eigenes Opfer.
Hebräer 13,11–12 (Luther 2017) sagt:
„Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester für die Sünde in das Heiligtum getragen wird, werden draußen vor dem Lager verbrannt.
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“
Innerhalb des Lagers:
Jesus, unser Hoherpriester (Hebräer 4,14), brachte sein Blut vor Gott dar und erwirkte so ewige Erlösung (Hebräer 9,12).
Außerhalb des Lagers:
Er wurde außerhalb Jerusalems gekreuzigt (Johannes 19,17–20) – an einem Ort öffentlicher Schande und Ablehnung, ein Bild für die Zurückweisung durch die Welt (Jesaja 53,3).
In sich vereinte Jesus beide Elemente: die Sühnung der Sünde und das Tragen ihrer Schande außerhalb des heiligen Ortes.
3. Unser Ruf, ihm zu folgen
Hebräer 13,13–14 (Luther 2017) fährt fort:
„So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Jesus „vor das Lager“ hinaus zu folgen bedeutet:
Wie Jesus sind wir berufen, das Lager – unsere Kirchen, Komfortzonen oder gesellschaftlichen Stellungen – zu verlassen und die Menschen dort zu treffen, wo sie sind.
Evangelisation findet nicht nur in Kirchenmauern statt.
Wahrer Jüngerschaftsgehorsam bedeutet Risiko, Aufopferung und tiefe Liebe (Römer 12,1).
4. Das Beispiel der ersten Gemeinde
Die ersten Apostel lebten diesen Ruf aktiv aus.
Sie ertrugen Verfolgung, Gefangenschaft und den Tod für die Verkündigung Christi:
Warum nahmen sie das auf sich?
Weil sie verstanden: Das Evangelium ist für alle – auch für die, die weit außerhalb des „Lagers“ der religiösen Akzeptanz stehen.
5. Anwendung: Was das für uns heute bedeutet
Das „Hinausgehen vor das Lager“ bedeutet heute vielleicht kein wörtliches Martyrium – aber es erfordert echte Hingabe.
Das kann so aussehen:
Jesus kam zu den Verlorenen (Lukas 5,31–32), den Verachteten und Unterdrückten.
Wenn wir seine Jünger sind, müssen wir ihm folgen – selbst an schwierige Orte.
Schluss
Der Ruf, „vor das Lager“ hinauszugehen, gilt nicht nur Aposteln, Missionaren oder Pastoren.
Er gilt jedem Gläubigen.
Es ist ein Ruf zu einem opferbereiten Leben, zu mutiger Liebe und zur Verkündigung der Hoffnung Christi in einer bedürftigen Welt.
Möge Gott uns Gnade, Kühnheit und Mitgefühl schenken, damit wir Jesus überallhin folgen – ohne Furcht, sondern im Glauben.
Shalom.
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