FRAGE: Warum antwortete Jesus mit „Du sagst es“, wenn man ihm Fragen stellte, anstatt direkt zu antworten? (Matthäus 27,11)
ANTWORT:
In den Evangelien sehen wir, dass Jesus, wenn er sowohl von religiösen Führern als auch von politischen Autoritäten befragt wurde, oft nicht direkt antwortete. Stattdessen verwendete er häufig den Ausdruck „Du sagst es“. Diese Antwort kann zunächst verwirrend erscheinen, doch sie ist voller theologischer Bedeutung. Schauen wir uns dies anhand einiger zentraler Passagen genauer an:
Matthäus 27,11
[11] „Jesus aber stand vor dem Landpfleger; der Landpfleger fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es.“
In diesem Moment leugnet Jesus den Vorwurf nicht, sondern antwortet so, dass das Urteil beim Fragenden bleibt. Er bestätigt den Titel „König der Juden“ nicht direkt, sondern fordert den Fragenden auf, über die Bedeutung seiner eigenen Worte nachzudenken.
Lukas 22,68-71
[68] „Wenn ich es euch sage, werdet ihr mir gewiss nicht glauben. [69] Und wenn ich euch auch frage, werdet ihr mir nicht antworten oder mich freilassen. [70] Von nun an wird aber der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Kraft Gottes.“ [71] „Da sagten sie alle: Bist du denn der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es, dass ich es bin.“
Hier verwendet Jesus einen ähnlichen Ansatz: Er erkennt die Wahrheit ihrer Worte an, weist aber zugleich auf eine tiefere Wahrheit hin – seine göttliche Autorität als Sohn Gottes. „Ihr sagt es“ ist hier keine Verneinung, sondern eine Einladung, die Wahrheit seiner Identität selbst zu erkennen.
Lukas 23,3
„Da fragte ihn Pilatus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete ihm: Du sagst es.“
Auch hier bestätigt Jesus den Titel, jedoch nicht auf die Weise, wie Pilatus es erwartet. Er ist nicht nur politisch der „König der Juden“, sondern kosmisch und ewig. Sein Reich ist nicht von dieser Welt (Johannes 18,36).
Jesus nutzte den Ausdruck „Du sagst es“ häufig, um zur Selbstreflexion und zum Nachdenken anzuregen. Theologisch erfüllt dies mehrere Zwecke:
Bestätigung der Wahrheit, aber mit Vorbehalt: Jesus leugnet die Aussagen anderer nicht, sondern bestätigt sie auf eine Weise, die den Fragenden zum Nachdenken über das eigene Verständnis bringt. Sein Ziel war nicht ein rhetorisches Hin und Her, sondern die geistliche Erkenntnis der göttlichen Wahrheit. Wenn Jesus sagt: „Du sagst es“, erklärt er sich nicht direkt zum König oder zum Sohn Gottes im erwarteten Sinn, sondern lädt dazu ein, die Wahrheit selbst anzuerkennen.
Nicht-abwehrende Haltung: In Matthäus 27,11, als Pilatus ihn fragt, ob er der König der Juden sei, reagiert Jesus ohne Verteidigung. Er fühlt sich nicht verpflichtet, sich zu rechtfertigen. Jesus wusste, dass seine Identität nicht von menschlichen Meinungen oder politischen Titeln abhängt. Durch sein Schweigen und seine Antworten lehrt er uns, dass unsere Identität auf Gottes Wahrheit gegründet sein sollte, nicht auf den Labels oder Anschuldigungen der Welt (Johannes 8,32).
Göttliche Weisheit im Umgang mit Opposition: Jesus wusste, dass seine Fragesteller nicht die Wahrheit suchten, sondern versuchten, ihn in die Falle zu locken (Matthäus 22,15-22). Beispielsweise, als die Pharisäer ihn fragten, ob es erlaubt sei, dem Kaiser Steuern zu zahlen, antwortete er:
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ (Matthäus 22,21)
Auch durch „Du sagst es“ entgeht er Manipulation und falschen Anschuldigungen.
Hinführung zu tieferer Reflexion über seine Göttlichkeit: Seine Antworten lenken oft auf die tiefere Wahrheit seiner Natur. In Lukas 22,70, als er gefragt wird, ob er der Sohn Gottes sei, sagt er: „Ihr sagt es, dass ich es bin.“ Er verkündet sich nicht explizit, leugnet es aber auch nicht. Er überlässt denen, die bereit sind, die Wahrheit selbst zu erkennen, die Entscheidung, ähnlich wie in seinen Gleichnissen (Matthäus 13,10-17).
Einladung zu persönlicher Überzeugung: Letztlich lädt Jesus durch diese Formulierung jeden ein, selbst zu einer Erkenntnis seiner Identität zu kommen. In Matthäus 16,13-16 fragt er seine Jünger: „Wer sagt ihr, dass ich bin?“ Damit fordert er sie auf, ihre eigene Überzeugung zu finden.
Jesu Umgang mit Anschuldigungen und Fragen lehrt uns wertvolle Lektionen über Weisheit in der Rede. In unserem Leben, besonders bei Opposition oder falschen Anschuldigungen, sollten wir überlegen, wie wir reagieren. Wie Jesus können wir manchmal das Urteil anderen überlassen und müssen nicht jede Missinterpretation sofort korrigieren.
Zum Beispiel: Angenommen, Sie sind Pastor und jemand erhebt falsche Anschuldigungen gegen Sie. Die Versuchung könnte sein, sich sofort zu verteidigen. Jesu Ansatz zeigt: Indem wir weise antworten, Teile der Anschuldigung anerkennen und den Rest Gott überlassen, demonstrieren wir Vertrauen in göttliche Gerechtigkeit.
„Du sagst es“ – im Sinne von „Ja, so hast du es gesagt.“
Dies lenkt das Gespräch auf die Perspektive des Fragenden, statt in endlose Debatten zu geraten. Wie Jesus sollten wir manchmal so antworten, dass andere ihr eigenes Herz und ihre Motive hinterfragen (Matthäus 7,3-5).
Jesu Verwendung von „Du sagst es“ zeigt sein tiefes Verständnis des menschlichen Herzens und seiner Mission, die Wahrheit zu offenbaren – nicht nur durch Worte, sondern auch durch seine Reaktionen. Er ermöglichte es, die Wahrheit eigenständig zu erkennen, und zeigt uns, weise zu sprechen, mit Gnade zu antworten und Gott die endgültige Entscheidung zu überlassen.
Möge der Herr uns von Jesu Beispiel lehren, in Weisheit zu antworten und das Urteil Gott zu überlassen.
Der Herr segne dich. Teile diese Botschaft gerne mit anderen.
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