Wie lange litt Hiob während seiner Prüfungen?

Wie lange litt Hiob während seiner Prüfungen?

Antwort:

Die Bibel nennt keinen genauen Zeitrahmen für die Dauer von Hiobs Leiden. Doch durch das Studium wichtiger Bibelstellen und den theologischen Zusammenhang können wir ein allgemeines Verständnis davon gewinnen, über welchen Zeitraum sich seine Prüfungen erstreckten.

1. Biblische Hinweise – „Monate der Nichtigkeit“

Ein zentraler Hinweis findet sich in Hiob 7,2–6, wo Hiob klagt:

„Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und wie ein Tagelöhner hofft auf seinen Lohn,
so wurden mir Monate voll Enttäuschung zugeteilt,
und Nächte voll Mühsal sind mir bestimmt.
Wenn ich mich niederlege, denke ich: Wann werde ich aufstehen?
Aber der Abend zieht sich hin, und ich wälze mich bis zur Morgendämmerung.
Mein Fleisch ist bedeckt mit Maden und Schorf, meine Haut ist rissig und eitert.
Meine Tage vergehen schneller als ein Weberschiffchen und schwinden dahin ohne Hoffnung.“
(Hiob 7,2–6; Lutherbibel 2017)

Hiob spricht hier von „Monaten“ – in der Mehrzahl – was deutlich zeigt, dass sein Leiden länger als nur einige Wochen andauerte. Auch wenn keine genaue Zahl genannt wird, kann man berechtigt davon ausgehen, dass er über mehrere Monate, vielleicht ein Jahr oder mehr, intensive körperliche, seelische und geistliche Qualen durchmachte. Der Vergleich mit einem Arbeiter, der auf seinen Lohn wartet, zeigt seine Hoffnung auf Erlösung – und zugleich das schmerzliche Hinauszögern.

2. Der Besuch von Hiobs Freunden – weitere Zeitfaktoren

In Hiob 2,11–13 wird berichtet, dass Hiobs drei Freunde – Elifas, Bildad und Zofar – aus verschiedenen Gegenden zu ihm kamen, um ihn zu trösten:

„Und als sie ihn von ferne sahen, erkannten sie ihn nicht; da erhoben sie ihre Stimme und weinten …
Und sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte lang, und keiner redete ein Wort mit ihm,
denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“
(Hiob 2,12–13; Lutherbibel 2017)

Allein diese sieben Tage des Schweigens gingen den langen Dialogen voraus, die sich über die Kapitel 3 bis 31 erstrecken – ein beträchtlicher Diskurs. Auch die Anreise der Freunde aus entfernten Regionen (Teman, Schuach und Naama) dürfte Zeit in Anspruch genommen haben.

3. Gottes Wiederherstellung und das Opfer

Nach Gottes letzter Rede und Hiobs demütigem Bekenntnis (Hiob 42,1–6) befiehlt Gott, ein Opfer für die Freunde darzubringen:

„So nehmt nun sieben junge Stiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und bringt ein Brandopfer für euch dar;
und mein Knecht Hiob soll für euch bitten. Denn nur seinetwegen will ich Rücksicht auf euch nehmen,
damit ich nicht an euch handle nach eurer Torheit.“
(Hiob 42,8; Lutherbibel 2017)

Das zeigt, dass es auch danach noch eine Zeit der Vorbereitung, Anbetung und möglicherweise des Wartens gab. Die Wiederherstellung Hiobs, wie in Hiob 42,10 beschrieben, könnte schrittweise erfolgt sein:

„Und der HERR wendete das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde bat. Und der HERR gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte.“
(Hiob 42,10; Lutherbibel 2017)

Obwohl die Wiederherstellung hier zusammengefasst wird, bedeutet das nicht zwingend, dass sie sofort geschah. Landwirtschaftlicher Reichtum – Tiere, Besitz, Familie – braucht in der Regel Jahre zur Entfaltung. Es ist wahrscheinlich, dass Hiobs völlige Genesung über längere Zeit geschah.

4. Bestätigung im Neuen Testament – Das Beispiel Hiobs

Der Apostel Jakobus verweist auf Hiob als Vorbild an Geduld und Ausdauer im Leiden:

„Nehmt, Brüder und Schwestern, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten,
die geredet haben im Namen des Herrn.
Siehe, wir preisen selig, die geduldig geblieben sind.
Ihr habt von der Geduld Hiobs gehört und habt das Ende gesehen, das der Herr für ihn bereitet hat.
Denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“
(Jakobus 5,10–11; Lutherbibel 2017)

Jakobus lehrt hier, dass Gottes Pläne sich mit der Zeit entfalten – und selbst langes Leiden in göttlichem Segen münden kann. Das „Ende, das der Herr bereitet hat“, weist auf Gottes Treue und seine Wiederherstellung nach der Prüfung hin.

5. Theologische Betrachtung – Warum die Zeitdauer wichtig ist

Das Verständnis, dass Hiobs Prüfungen über Monate (oder länger) andauerten, hilft, ein weitverbreitetes Missverständnis zu korrigieren: dass geistliche Befreiung oder göttliche Wiederherstellung immer schnell geschieht. Die biblische Lehre von der Ausdauer im Glauben trotz Leid ist ein zentrales Element geistlicher Reife. Hiobs Geschichte verdeutlicht:

  • Gottes verborgene Absichten im Leiden
    (Hiob 1–2; Römer 8,28)

  • Die Berechtigung von Klage und Fragen im Schmerz
    (Hiob 3–31; Psalmen)

  • Die Notwendigkeit, Gottes Wesen zu vertrauen, auch ohne seine Gründe zu kennen
    (Hiob 38–42)

Hiob litt nicht nur einen Tag oder eine Woche. Seine „Monate der Nichtigkeit“ umfassten den Verlust seiner Familie, seines Besitzes, seiner Gesundheit und seines Ansehens – und doch hielt er am Glauben fest. Am Ende offenbarte Gott ihm seine Gnade.

Ermutigung zum Schluss – Ausharren wie Hiob

Auch wir als Christen heute sind aufgerufen, mit derselben Geduld und Ausdauer zu leben:

„Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten,
wenn wir nicht nachlassen.“
(Galater 6,9; Lutherbibel 2017)

Sei gesegnet!


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Rose Makero editor

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