So wie das jüdische Volk im Alten Testament über das Kommen des Messias verwirrt war – was zu verschiedenen Sekten und Auslegungen führte –, sind heute viele Christen unsicher darüber, wie der Heilige Geist auf einen Menschen kommt.
Diese Verwirrung hat zu unterschiedlichen Lehren und Denominationen geführt, die jeweils für sich beanspruchen, das Wirken des Geistes richtig zu verstehen.
Das Alte Testament enthält zahlreiche Verheißungen über den kommenden Messias (hebräisch: Mashiach), doch diese Prophezeiungen wirken zum Teil widersprüchlich.
Jesaja 53,5–6 beschreibt das Leiden und Sterben des Messias für die Sünden der Menschheit:
„Doch er war durchbohrt um unserer Übertretungen willen,
zerschlagen wegen unserer Missetaten.
Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
(Lutherbibel 2017)
Jesaja 9,6–7 hingegen kündigt den ewigen König auf dem Thron Davids an:
„Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.
Und man nennt seinen Namen:
Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.
Seine Herrschaft wird groß sein
und des Friedens kein Ende
auf dem Thron Davids…“
(Lutherbibel 2017)
Diese Spannung spiegelt die zwei Kommen Christi wider:
Das erste Kommen in Demut und Leiden – das zweite in Herrlichkeit und ewiger Herrschaft.
Das Neue Testament klärt diese Erfüllung (vgl. Apostelgeschichte 2,31, Offenbarung 19,16).
Auch Johannes 12,33–35 zeigt diese Spannung auf:
„Das sagte er aber, um anzudeuten, welchen Todes er sterben werde…
Wir haben aus dem Gesetz gehört, der Christus bleibt in Ewigkeit.
Wie sagst du denn: Der Menschensohn muss erhöht werden?“
(Lutherbibel 2017)
Ebenso besteht heute Verwirrung darüber, wie der Heilige Geist im Leben eines Gläubigen wirkt.
Die Schrift offenbart sein Wirken als vielfältig, aber einheitlich:
Geistesgaben (Charismata):
Der Geist schenkt Gaben zum Nutzen aller:
„Es sind mancherlei Gaben; aber es ist ein Geist.“
(1. Korinther 12,4 – Lutherbibel 2017)
Führung in die Wahrheit:
Der Geist erleuchtet das Wort Gottes und macht es lebendig:
„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird,
wird er euch in alle Wahrheit leiten…“
(Johannes 16,13 – Lutherbibel 2017)
Zeugnis der Kindschaft:
Der Geist bezeugt im Inneren, dass wir Gottes Kinder sind:
„Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“
(Römer 8,16 – Lutherbibel 2017)
Heiligung:
Der Geist formt Christusähnlichkeit und bringt Frucht hervor:
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede…“
(Galater 5,22–23 – Lutherbibel 2017)
Diese Aspekte sind alle biblisch und wahr – keine einzelne Facette beschreibt den Geist umfassend.
Viele übersehen diesen Wachstumsprozess – wie die Gläubigen des Alten Testaments, die das Kommen des Messias nicht vollständig verstanden.
Jesus sagte:
„Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.“
(Johannes 6,44 – Lutherbibel 2017)
Dieses „Ziehen“ ist das Überführen durch den Heiligen Geist (vgl. Johannes 16,8) –
ein Erwachen zur Erkenntnis der eigenen Sünde und zur Umkehr.
Nicht jeder erfährt dieses Ziehen – es geschieht aus Gottes souveräner Gnade.
Wird der Geist dauerhaft widerstanden, kann der Punkt ohne Umkehr kommen (vgl. Hebräer 6,4–6).
Wenn ein Mensch Buße tut und sich im Namen Jesu taufen lässt,
nimmt der Heilige Geist Wohnung in ihm – Zeichen der geistlichen Wiedergeburt:
„Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist…“
(Johannes 3,5–6 – Lutherbibel 2017)
Diese Wohnungnahme bedeutet die Adoption in Gottes Familie:
„Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Gottes Kinder.“
(Römer 8,14 – Lutherbibel 2017)
1. Wiedergeburt und Erneuerung:
Der Geist reinigt und erneuert das Herz für ein heiliges Leben.
„Er hat uns selig gemacht – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen,
die wir getan hätten –, sondern nach seiner Barmherzigkeit:
durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist.“
(Titus 3,5 – Lutherbibel 2017)
2. Führung in die Wahrheit:
Der Geist lehrt und führt zum Verständnis der Schrift.
„Er wird euch in alle Wahrheit leiten…“
(Johannes 16,13 – Lutherbibel 2017)
3. Zusicherung der Gotteskindschaft:
Der Geist gibt Gewissheit und Frieden über unsere Stellung in Christus.
„Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“
(Römer 8,16 – Lutherbibel 2017)
4. Trost und Stärkung:
Der Geist stärkt in Prüfungen:
„Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft…“
(Jesaja 40,31 – Lutherbibel 2017)
5. Befähigung zum Zeugnis:
Der Geist erfüllt mit Kraft, um Christus zu bezeugen:
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen,
der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein…“
(Apostelgeschichte 1,8 – Lutherbibel 2017)
Die Fülle des Geistes ist ein fortschreitender Prozess.
Auch Jesus wurde bei seiner Taufe gesalbt (vgl. Lukas 3,21–22).
Die Apostel empfingen die Kraft an Pfingsten (vgl. Apostelgeschichte 2).
So wachsen auch Gläubige in der Fülle, wenn sie im Geist leben (vgl. Epheser 5,18).
Viele erwarten diese Fülle sofort bei der Bekehrung –
doch der Geist wirkt oft schrittweise: er lehrt, bereitet vor, bestätigt – und dann befähigt er.
Frage dich selbst:
Wenn diese Merkmale fehlen – tue Buße und suche eine neue Erfüllung mit dem Geist.
Ohne den Heiligen Geist ist kein Heil möglich:
„Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“
(Römer 8,9 – Lutherbibel 2017)
Glaube an das Evangelium, tue Buße, und lasse dich im Namen Jesu taufen.
Dann wird der Heilige Geist kommen und sein verwandelndes Werk beginnen.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit dir.
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