In der Bibel begegnen wir einer Frau, die als „die Schunemiterin“ beschrieben wird. Sie unterstützte den Propheten Elisa großzügig, indem sie ihm während seines Dienstes eine Unterkunft bot. Aber wer war sie eigentlich? Und was bedeutet der Begriff „Schunemiterin“?
2. Könige 4,12-13 (Lutherbibel 2017)
Da sprach er zu seinem Diener Gehasi: „Ruf diese Schunemiterin!“ Und als er sie gerufen hatte, trat sie vor ihn. Und er sprach zu ihm: „Sage ihr: Siehe, du hast dir all diese Mühe um uns gemacht; was können wir für dich tun?“
Hier erkennen wir, dass Elisa diese Frau sehr schätzte – für ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft. Aber ist „Schunemiterin“ ihr Name? Sehen wir es uns näher an.
Wenn wir den größeren Zusammenhang in 2. Könige 4 betrachten, wird klar: „Schunemiterin“ ist kein Eigenname, sondern eine Herkunftsbezeichnung. Es sagt uns, dass diese Frau aus der Stadt Schunem im alten Israel stammte.
2. Könige 4,8 (Lutherbibel 2017)
Und es geschah eines Tages, dass Elisa nach Schunem kam. Dort wohnte eine wohlhabende Frau, die nötigte ihn, bei ihr zu essen. Sooft er fortan vorbeikam, kehrte er dort ein, um zu essen.
„Schunemiterin“ bedeutet also einfach eine Person aus Schunem – so wie man heute jemanden aus Tansania als Tansanier bezeichnen würde. Solche Herkunftsbezeichnungen waren in der biblischen Welt ganz normal.
Schunem lag im Gebiet des Stammes Issachar, einem der zwölf Stämme Israels. Das wird im Buch Josua bestätigt:
Josua 19,17-18 (Lutherbibel 2017)
Für den Stamm Issachar nach seinen Geschlechtern fiel das vierte Los. Und ihr Gebiet umfasste: Jesreel, Chesulloth und Schunem…
Theologisch ist das wichtig, weil die Stämme Israels nicht bloß geografische Gruppen waren, sondern Bundesgemeinschaften, die Gott selbst erwählt hatte. Dass diese Frau aus Schunem in der Bibel erwähnt wird, zeigt uns: Gott gebraucht oft treue Menschen aus unscheinbaren Orten für seine Pläne.
Diese Schunemiterin wird als „wohlhabend“ oder „eine große Frau“ beschrieben (hebräisch: אִשָּׁה גְּדוֹלָה, ishah gedolah). Das weist sowohl auf ihren materiellen Wohlstand als auch auf ihr Ansehen und ihre Weisheit hin (2. Könige 4,8). Ihre Taten bezeugen große geistliche Einsicht und Großzügigkeit: Sie erkannte in Elisa einen Mann Gottes und richtete für ihn ein eigenes Zimmer in ihrem Haus ein (2. Könige 4,9-10).
Dieser Akt der Gastfreundschaft entspricht einem geistlichen Prinzip, das später im Neuen Testament betont wird:
Hebräer 13,2 (Lutherbibel 2017)
Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
Auch wenn Elisa kein Engel war, so war er doch ein Prophet und Diener Gottes. Ihre Fürsorge für ihn war ein Akt des Glaubens und ein Dienst an Gott selbst (vgl. Matthäus 10,41).
Eine weitere bekannte Person aus Schunem ist Abischag, die König David in seinem Alter pflegte:
1. Könige 1,3-4 (Lutherbibel 2017)
Da suchten sie im ganzen Gebiet Israels eine schöne junge Frau und fanden Abischag von Schunem und brachten sie zum König. Die junge Frau war sehr schön. Sie diente dem König und pflegte ihn, aber der König erkannte sie nicht.
Wie die frühere Schunemiterin hatte auch Abischag eine besondere, gottgegebene Verantwortung. Das zeigt uns erneut: Menschen aus Schunem spielten oft stille, aber bedeutende Rollen in Gottes Heilsgeschichte.
Gott schätzt verborgene Treue. Die Schunemiterin war weder Prophetin noch Priesterin oder Königin, und doch wird ihre Geschichte in der Bibel festgehalten. Warum? Weil Gastfreundschaft gegenüber Gottes Dienern gleichbedeutend ist mit Gastfreundschaft gegenüber Gott selbst (vgl. Matthäus 25,40).
Gott belohnt Glauben und Freundlichkeit. Als Elisa sie fragte, was er für sie tun könne, lehnte sie eine Belohnung ab. Dennoch segnete Gott sie später mit einem Sohn (2. Könige 4,16), und als dieser starb, erweckte ihn Elisa von den Toten (2. Könige 4,35). Das zeigt uns: Unsere guten Taten können unvorstellbare Segnungen nach sich ziehen.
Gewöhnliche Menschen spielen außergewöhnliche Rollen in Gottes Plan. Der Titel „Schunemiterin“ erinnert uns daran: Auch Menschen aus kleinen, unbekannten Orten wie Schunem können von Gott gebraucht werden.
Die Schunemiterin lehrt uns, dass treue Gastfreundschaft, geistliches Urteilsvermögen und Großzügigkeit Türen öffnen für kraftvolle Begegnungen mit Gott. Ihre Geschichte fordert uns heraus, Gottes Wirken zu erkennen und zu ehren, selbst wenn es durch ganz gewöhnliche Menschen an ganz gewöhnlichen Orten geschieht.
Möge auch von uns gelten, dass wir treu sind – an welchem „Schunem“ Gott uns auch gestellt hat.
Gottes Segen für dich.
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