Was viele Menschen nicht wissen: Jeder Mensch besitzt ein Gewissen. Dieses innere moralische Empfinden sagt uns, ob unser Handeln richtig oder falsch ist. Selbst wenn die ganze Welt unsere Taten lobt, wird unser Gewissen uns daran erinnern, wenn wir gegen Gottes Maßstäbe verstoßen haben. Umgekehrt bestätigt uns unser inneres Zeugnis, wenn wir das Richtige tun – auch wenn andere es nicht anerkennen.
Die Bibel beschreibt das Gewissen als einen von Gott eingepflanzten inneren Wegweiser. Es spiegelt das göttliche Ebenbild in uns wider (vgl. 1. Mose 1,27) und dient als Maßstab für unseren geistlichen Zustand. Wenn wir vom Willen Gottes abweichen, wird unser Gewissen traurig und unruhig, bis wir durch Buße und Umkehr wieder in Gemeinschaft mit Gott treten.
Stellen wir uns eine Situation vor, in der jemand einen Verwandten beleidigt, heimlich Ehebruch begeht, stiehlt, schlecht über andere redet oder sogar vorsätzlich jemandem Schaden zufügt. In all diesen Fällen wird sein Gewissen ihn sofort überführen. Dieses innere Überführtwerden ist nicht bloß ein natürliches Gefühl, sondern geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes, der uns zur Umkehr und Erneuerung führt:
Römer 8,16
Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.
Am Tag des Jüngsten Gerichts wird Gott jeden Menschen nicht nur nach seinen Taten richten, sondern auch nach dem Zustand seines Herzens und seines Gewissens. Der Apostel Paulus warnte in seinem Brief:
1. Timotheus 4,1-2
Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige vom Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhängen,
durch die Heuchelei von Lügnern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.
Diese Bibelstelle macht deutlich, wie gefährlich es ist, sein Gewissen durch andauernde Sünde zu verhärten. Wer sein Herz auf diese Weise verstockt, findet schwerlich zurück zur Buße und zur Erneuerung.
Trotz dieses Wissens zögern viele, um Vergebung zu bitten. Oft versuchen wir, unser Verhalten zu rechtfertigen oder andere Wege zu finden, unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Doch all das vergrößert nur die innere Distanz zwischen uns und Gott. Vergebung bedeutet theologisch die Wiederherstellung einer zerbrochenen Beziehung – ein zentrales Thema der gesamten Bibel. Das Leben und Wirken Jesu war geprägt von Vergebung, und er befahl auch seinen Jüngern, einander zu vergeben.
Ein politisches Beispiel hat mir einmal gezeigt, was wahre Demut bedeutet. Einige Parlamentsmitglieder und Minister hatten öffentlich gegen den Präsidenten gesprochen, ihre Aussagen waren weithin bekannt. Später, als ihnen das Ausmaß ihres Fehlverhaltens bewusst wurde, gingen einige von ihnen freiwillig zum Präsidenten, um ihn um Vergebung zu bitten. Einer von ihnen bekannte, dass ihn die Last seines Vergehens so sehr bedrückte, dass er nachts nicht mehr schlafen konnte, bis er Vergebung empfangen hatte. Diese Demut brachte ihm nicht nur inneren Frieden, sondern wurde zugleich ein lebendiges Beispiel für echte Reue.
Im Zentrum dieser Geschichte steht eine biblische Wahrheit: Wahre Reue führt zur wahren Freiheit. Wenn unser Handeln nicht im Einklang mit Gottes Willen steht, wird unser vom Heiligen Geist überführtes Gewissen uns zur Umkehr drängen. Statt in Stolz zu verharren oder Ausflüchte zu suchen, sollen wir uns demütig Gott, unseren Mitmenschen und unserer Familie stellen. Ganz gleich, ob wir Vater oder Mutter, Freund oder Freundin, Ehepartner, Kollegen oder Gott selbst verletzt haben – zögere nicht, um Vergebung zu bitten.
Der erste und größte Segen der Vergebung ist innerer Friede und Freiheit. Auch wenn uns eine innere Stimme einreden will: „Sie werden dir nie vergeben“ oder „Sie werden dich für schwach halten“, versichert uns die Schrift, dass aufrichtige Demut immer auf Gnade trifft. Kein Mensch verachtet jemanden, der seine Schuld ehrlich eingesteht. Im Gegenteil: Eine aufrichtige Entschuldigung führt oft zu größerem Respekt und tieferer Liebe.
Vergebung betrifft nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen; sie ist das Fundament unserer Beziehung zu Gott. Jesus lehrte seine Jünger im Vaterunser zu beten:
Matthäus 6,9-13
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Das Bitten um Vergebung ist ein zentraler Bestandteil dieses Gebets. Es erinnert uns daran, dass wir Gottes Gnade nicht nur empfangen, sondern auch weitergeben sollen. Auch der Apostel Johannes schreibt:
1. Johannes 1,9
Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Zusammengefasst lehrt uns die Bibel, dass unser von Gott gegebenes und vom Heiligen Geist geleitetes Gewissen unser innerer Zeuge für Sünde und Gerechtigkeit ist. Es ruft uns zur Demut, zur Umkehr und letztlich zur Freiheit der Vergebung. Fürchte dich nicht, diejenigen um Vergebung zu bitten, die du verletzt hast – auch nicht Gott selbst. Nur so finden wir wahren Frieden und werden innerlich wiederhergestellt.
Sei gesegnet.
Über den Autor