Was bedeutet es, „sogar das mit dem Fleisch befleckte Kleid zu hassen“?

Was bedeutet es, „sogar das mit dem Fleisch befleckte Kleid zu hassen“?

Schriftstelle:

„Andere rettet, indem ihr sie aus dem Feuer reißt; andere aber ermahnt mit Furcht, das Kleid, das vom Fleisch befleckt ist, auch zu hassen.“
— Judas 1,23

Verständnis des Abschnitts:
Das Buch Judas ist ein kurzer, aber kraftvoller Brief, der Gläubige vor falschen Lehrern warnt und sie ermutigt, für den Glauben zu kämpfen. In den Versen 22–23 gibt Judas praktische Hinweise, wie man denen helfen kann, die geistlich kämpfen:

  • Zeige Barmherzigkeit gegenüber den Zweifelnden – die, die unsicher im Glauben sind, brauchen sanfte Ermutigung (Judas 1,22).
  • Retter diejenigen, die in Gefahr sind – manche sind so tief in der Sünde verstrickt, dass sie dringend und mutig herausgezogen werden müssen, als würde man sie aus dem Feuer reißen (Judas 1,23a).
  • Hilf anderen mit Vorsicht – für die, die tief in der Sünde stecken, sollen wir mitfühlend, aber sehr vorsichtig sein – „sogar das mit dem Fleisch befleckte Kleid zu hassen“ (Judas 1,23b).

Der Ausdruck „das mit dem Fleisch befleckte Kleid“ benutzt die Sprache der Reinheitsgebote des Alten Testaments, um eine geistliche Wahrheit zu vermitteln. Im mosaischen Gesetz galten Kleidungsstücke, die verunreinigt waren – besonders durch Aussatz oder körperliche Ausflüsse – als unrein (vgl. 3. Mose 13,47–59; 4. Mose 19,11). Das Berühren solcher Kleider konnte Unreinheit übertragen, was symbolisch zeigt, wie Sünde sich ausbreiten oder andere beeinflussen kann.

Im Neuen Testament steht „das Fleisch“ oft für die sündige menschliche Natur (griechisch: sarx). So steht das „mit dem Fleisch befleckte Kleid“ für äußere Zeichen oder Lebensweisen der Sünde, die aus einem innerlich verdorbenen Leben hervorgehen. Judas’ Anweisung ist also nicht nur, die Sünde zu meiden, sondern auch das Ansehen oder den Anschein von Sünde zu hassen, der an jemandem haften kann, dem man helfen will.

Dies spiegelt eine beständige biblische Warnung wider: Wenn wir andere wiederherstellen wollen, müssen wir zugleich unsere eigenen Herzen bewahren.

Galater 6,1

„Brüder und Schwestern, wenn jemand in eine Sünde fällt, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.“

Die Theologie hier verbindet Gnade und Heiligkeit:

  • Die Gnade motiviert uns, die Verlorenen mit Mitgefühl zu retten.
  • Die Heiligkeit fordert uns auf, dabei rein und unbefleckt zu bleiben.

Deshalb sagt Judas, wir müssen mit „Furcht“ handeln – einer ehrfürchtigen Bewusstheit unserer eigenen Anfälligkeit für Sünde. Geistliche Reife bedeutet zu wissen, wann man sich in gefährliches Terrain begibt und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Sei leidenschaftlich darin, die Verlorenen zu erreichen, aber gefährde nicht deinen eigenen Weg mit Gott.
Wenn du jemandem in schwerer Sünde hilfst (z. B. Sucht, Unmoral, Gewalt), sorge für Verantwortlichkeit, Gebetsunterstützung und klare Grenzen.
Untersuche regelmäßig dein eigenes Herz, damit du beim Retten anderer nicht selbst in deren Kämpfe hineingezogen wirst.
Bewahre eine Abneigung gegen die Sünde – nicht gegen die Person –, aber gegen alles, was dich von Gottes Heiligkeit wegziehen könnte.

„Sogar das mit dem Fleisch befleckte Kleid zu hassen“ (Judas 1,23) ist eine kraftvolle Erinnerung daran, dass wir zwar mit Liebe andere retten sollen, dabei aber mit Unterscheidungsvermögen und geistlicher Vorsicht handeln müssen. Unsere Mission ist es, Licht in der Dunkelheit zu sein – aber niemals zuzulassen, dass die Dunkelheit das Licht in uns befleckt.

Shalom.


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Rehema Jonathan editor

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