LEGE DEIN GEWAND NICHT AB UND GEHE NICHT NACKT

LEGE DEIN GEWAND NICHT AB UND GEHE NICHT NACKT

(Eine theologische Betrachtung zu Offenbarung 16,15)

„Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.“
Offenbarung 16,15 | Lutherbibel 2017

Geistliche Wachsamkeit und Heiligkeit: Eine lebenslange Berufung

In diesem Vers spricht Jesus sowohl eine Warnung als auch eine Verheißung aus: Er wird unerwartet kommen – wie ein Dieb in der Nacht – und selig ist, wer geistlich wach bleibt und seine Kleider bewahrt.

Im biblischen Sprachgebrauch stehen Kleider oft symbolisch für Gerechtigkeit, Charakter oder geistlichen Zustand. In der Schrift „bekleidet zu sein“ bedeutet, mit der Heiligkeit Gottes bedeckt zu sein – entweder durch die angerechnete Gerechtigkeit in Christus (Rechtfertigung) oder durch ein gehorsames Leben (Heiligung).

Das Gewand der Gerechtigkeit

Das „Gewand“, von dem in Offenbarung 16,15 die Rede ist, steht in engem Zusammenhang mit dem Lebenswandel und dem geistlichen Stand des Gläubigen. Eine klare Definition dazu finden wir in:

„Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, glänzend und rein; die feine Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“
Offenbarung 19,8 | Lutherbibel 2017

Dieses feine Leinen steht für die gerechten Taten der Heiligen – nicht für eine Gerechtigkeit aus Werken allein, sondern für eine Gerechtigkeit, die aus dem Glauben an Christus hervorgeht (vgl. Jakobus 2,17). Das stimmt mit Paulus’ Lehre überein, dass wir aus Gnade durch den Glauben gerettet sind – und dass dieser Glaube sich in einem veränderten Leben zeigt (Epheser 2,8–10).

Ein biblisches Beispiel: Der junge Mann, der nackt floh

Ein anschauliches Beispiel für das „Verlieren des Gewandes“ finden wir bei der Verhaftung Jesu:

„Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem leinenen Tuch bekleidet auf bloßem Leib; und sie ergriffen ihn. Er aber ließ das Tuch fahren und floh nackt davon.“
Markus 14,51–52 | Lutherbibel 2017

Dieser junge Mann (möglicherweise Johannes Markus selbst) war Jesus mutig gefolgt. Doch als Gefahr drohte, ließ er sein Gewand zurück und floh. Dieses Bild zeigt, wie Angst und Druck uns dazu bringen können, unsere geistliche Bedeckung aufzugeben und Sicherheit über Treue zu Christus zu stellen.

Was es bedeutet, geistlich nackt zu wandeln

„Nackt zu wandeln“ ist ein biblisches Bild für geistliche Scham, Bloßstellung und Gericht. Adam und Eva erkannten nach dem Sündenfall, dass sie nackt waren (1. Mose 3,7–10). In der Offenbarung steht geistliche Nacktheit für ein Leben ohne Gottes Gerechtigkeit:

„Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und brauche nichts! – und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du dich anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde…“

Offenbarung 3,17–18 | Lutherbibel 2017

Jesus warnt die Gemeinde in Laodizea: Selbstzufriedenheit ohne Heiligkeit ist gefährlich. Ein Leben ohne das Gewand der Gerechtigkeit Christi wird uns bei seiner Wiederkunft bloßstellen.

Prüfungen und die Versuchung, Gerechtigkeit abzulegen

Viele stehen heute in der Versuchung, ihr geistliches Gewand abzulegen – ihre Überzeugungen unter dem Druck von Prüfungen zu kompromittieren. Ob durch Ablehnung, Verfolgung, Druck am Arbeitsplatz oder Konflikte in Beziehungen – manche kehren ihrem Glaubensweg den Rücken und wenden sich der Welt zu.

Doch die Schrift ruft uns gerade in schweren Zeiten zur Treue auf:

„Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.“
Markus 8,35 | Lutherbibel 2017

Dies unterstreicht den Preis der Nachfolge. Uns wird kein bequemes Leben versprochen – wohl aber das ewige Leben und Christi Gegenwart inmitten des Leidens.

Eine letzte Erinnerung: Er kommt wie ein Dieb

Jesus verwendet das Bild vom Dieb in der Nacht mehrfach, um seine plötzliche Wiederkunft zu beschreiben (vgl. Matthäus 24,42–44; 1. Thessalonicher 5,2). Dabei geht es nicht um Angst, sondern um Wachsamkeit. Nur wer geistlich wach bleibt und mit dem Gewand der Gerechtigkeit bekleidet ist, wird bei seinem Kommen nicht beschämt dastehen.


Fragen zur Anwendung:

  • Hast du dein geistliches Gewand – dein Streben nach Heiligkeit – aus Angst oder Entmutigung abgelegt?

  • Gehst du „nackt“ vor Gott, weil du Gerechtigkeit gegen Kompromisse eingetauscht hast?

  • Bist du geistlich wachsam, oder ist deine Beziehung zu Christus kalt und gleichgültig geworden?

Maranatha – der Herr kommt

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Rose Makero editor

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